Blue Planet Ecosystems: Fortschritte in der nachhaltigen Hightech-Fischzucht
Mit einer wachsenden Weltbevölkerung und zunehmendem Nahrungsbedarf stehen wir vor der Herausforderung, nachhaltige Wege für die Lebensmittelproduktion zu finden. Das Wiener Startup Blue Planet Ecosystems will die Fischzucht mit Technologie revolutionieren. Das Team rund um die Brüder Paul und Georg Schmitzberger züchtet Algen und Fische in einem abgeschlossenen Ökosystem.
Sie bieten mit Hardware, Software-as-a-Service und Biology-as-a-Service ein „vollständiges Ökosystem für nachhaltige Lebensmittelproduktion“ und wollen laut eigenen Aussagen die weltweit führende Plattform für Aquakultur-Infrastruktur und Datenintelligenz werden. „Das ist ein Milliardenmarkt, der schnell wächst, aber bisher die Chancen von Automatisierung, Standardisierung und KI nicht erkannt hat“, so Paul Schmitzberger, CEO von Blue Planet Ecosystems.
Dieses Potenzial hat das Startup erkannt und stellt im neuen „Demo Day 2024“-Video neue Durchbrüche und zukünftige Pläne vor.
Zusammenarbeit mit TU Wien
Das Kernprodukt des Startups ist LARA (Land-based Automated Recirculating Aquaculture System). Die Technologie dahinter basiert auf einem vollständig geschlossenen Kreislaufsystem, das den ökologischen Fußabdruck der Fischzucht minimieren soll. (Das System haben wir hier bereits ausführlich beschrieben.)
Besonders wichtig dabei ist die kontinuierliche Überwachung, um den Kreislauf stabil zu halten. Daher kooperiert Blue Planet Ecosystems seit April diesen Jahres mit der Technischen Universität Wien. Das Team um Prof. Oliver Spadiut untersucht die Eigenschaften des Fischabwassers und optimiert die Mikroalgenproduktion, um eine gleichbleibend hohe Biomasseerzeugung sicherzustellen.
„Unser Unternehmen ist in Wissenschaft und Forschung verwurzelt. Daher stehen wir immer im Austausch mit Universitäten und Forschungseinrichtungen. Das Institut der TU Wien ist großartig, und es gab viele Synergien“, so Paul Schmitzberger über die Zusammenarbeit.
Die eingesetzte Messtechnik soll zudem die einfache Bedienbarkeit des Systems gewährleisten. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz könnten zukünftige Fischfarm-Einheiten effizient überwacht und gesteuert werden, was den Betrieb weiter vereinfachen würde.
LARA geht in die Massenproduktion
LARA soll nun für die Massenproduktion bereit gemacht werden. Durch die Reduzierung des Gewichts und der verwendeten Materialien hat das Team rund um die Brüder Schmitzberger nicht nur die Effizienz, sondern auch die Nachhaltigkeit erhöht. Zudem ist die Produktion deutlich kostengünstiger und schneller geworden.
„Wir wolllen den Herstellungsprozess so skalieren, dass wir eine Einheit pro Tag bzw. eine Einheit pro Stunde pro Linie bauen können. Wir möchten unsere LARA-Systeme genauso produzieren, wie die Automobilindustrie Autos baut. Wir würden diese Fertigungslinie gerne hier in Österreich bzw. Wien aufbauen und testen“, so Paul Schmitzberger.
Durch den Einsatz von Robotik und der Verbesserung des Designs hat das Team den Herstellungsprozess optimiert, um ihn effizienter und skalierbarer zu machen. Die Blue Planet Ecosystems-Einheiten könnten nun doppelt so schnell und zu einem Bruchteil der Kosten traditioneller Systeme gebaut werden.
Aktuell stelle die Suche nach einer passenden Produktionsfläche ein großes Problem dar, so der Gründer. Und weiter: „Im ehemaligen Opel-Werk in Wien Aspern stehen über 100.000 m² Industriefläche frei. Aber es scheint nicht möglich zu sein, diese Flächen zugänglich zu machen, was wirklich schade ist.“
Blue Planet Ecosystems testet Hightech-Fischzucht in saudischer Wüste
Meeresfrüchte als Klimasünder
Die Weltbevölkerung wird bis 2050 voraussichtlich zehn Milliarden Menschen erreichen, was einen enormen Anstieg des Nahrungsbedarfs bedeutet. Meeresfrüchte sind die Hauptproteinquelle für 3 Milliarden Menschen, doch Fischfarmen belasten natürliche Lebensräume, und die Abwässer, die Nahrungsreste, Fischkot und chemische Rückstände enthalten, können erhebliche ökologische Schäden verursachen.
Österreich importiert über 90 Prozent der Meeresfrüchte, in Europa sind es über 70 Prozent. Das Ziel von Blue Planet Ecosystems ist es, diese Importzahlen so schnell wie möglich zu senken. „Die Fischerei zerstört Ökosysteme derzeit in einem beispiellosen Ausmaß, und wir haben eine skalierbare Lösung, um dies zu stoppen“, ist Paul Schmitzberger überzeugt.
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