Bluu Seafood stellt im Labor gezüchtete Fischstäbchen vor
Die Produktion von Fleisch im Labor ist ein wichtiges Zukunftskonzept im Bereich der Nachhaltigkeit, da die „gewöhnliche“ Herstellung mit hohen CO2-Emissionen verbunden ist. Viele Jungfirmen sind in diesem Bereich tätig, doch auch Fisch lässt sich im Labor erzeugen. Ein wichtiger Vertreter in letzterem Bereich ist Bluu Seafood aus Berlin. Letztes Jahr sammelte das Startup ein Investment von sieben Millionen Euro ein (wir berichteten). Nun stellt das Unternehmen mit Fischstäbchen und Fischbällchen aus dem Labor seine ersten Produkte vor, berichtet TechCrunch.
Bluu Bioscience: Berliner Startup sammelt 7 Mio. Euro für Fisch aus dem Labor ein
Fisch aus Stammzellentechnologie
Bluu Seafood wurde 2020 gegründet (ursprünglich unter dem Namen Bluu Biosciences) und ist eines von mehreren Unternehmen, die daran arbeiten, die Probleme der weltweiten Fischproduktion zu lösen, zu denen Überfischung, Verschmutzung durch Schwermetalle und Plastik sowie Grausamkeit gehören. Zu diesem Zweck beginnt das Unternehmen mit einer einmaligen Fischbiopsie (der Fisch muss dafür nicht getötet werden) und nutzt dann die Stammzelltechnologie, um im Labor vollständige Zelllinien (Fischarten) zu entwickeln.
Die neuen Fischstäbchen und Fischbällchen hat Bluu Seafood aus diesen gezüchteten Fischzellen hergestellt und mit pflanzlichen Proteinen angereichert. Aus der Sicht von Bluu liegt die Nachhaltigkeit in dieser Produktionsmethode an den sogenannten „unsterblichen“ Zellen. Das bedeutet, sobald die erste Biomasse mit Zellen eines echten Fisches entstanden ist, sei alles andere autark, ohne dass dabei echter Fisch oder gentechnisch veränderte Organismen zum Einsatz kommen.
Bluu Seafood strebt Zulassungen an
Momentan arbeitet Bluu Seafood an unterschiedlichen Fischarten, darunter Atlantischem Lachs, Regenbogenforelle und Karpfen. Darüber hinaus strebt das Startup zunächst mit Produkten wie Fischstäbchen und Fischbällchen nach Einfachheit. „Wir arbeiten parallel dazu an komplexeren Produkten wie Fischfilet und Sashimi, für die es bereits Prototypen gibt. Aber diese sind zweifellos schwieriger zu skalieren, und es wird mehr Zeit brauchen, um die Preisparität mit dem herkömmlichen Produkt zu erreichen“, sagt Simon Fabich, Mitgründer der Jungfirma.
Nun hat Bluu nach eigenen Angaben zwar die Entwicklung von zwei marktreifen Produkten abgeschlossen, jedoch gibt es vor dem Markteintritt noch eine große Hürde: Die Zulassung. Singapur ist die einzige Region der Welt, in der bisher der Verkauf von im Labor gezüchtetem Fleisch zugelassen wurde. Deshalb wird der Staat die erste Anlaufstelle von Bluu sein, wobei die Zulassung in Singapur bereits im nächsten Jahr erfolgen soll. In einem nächsten Schritt strebt das Startup die Zulassung in den USA, der EU und dem Vereinigten Königreich an, wobei der Zulassungsprozess überall unterschiedlich ist.