Futterzusatz zugelassen: Brasilianische Kühe sollen jetzt klimafreundlicher werden
Brasilien ist weltweit der größte Exporteur von Rindfleisch. Statista prognostiziert mit Berufung auf die US-Landwirtschaftsbehörde USDA für das Jahr 2021 eine Exportmenge von 2,7 Millionen Tonnen. Bei der Nummer Zwei USA sind es dagegen nur 1,4 Millionen Tonnen. Das hat dramatische Auswirkung auf die Umwelt, vor allem weil Brasilien immer mehr Regenwald-Fläche abholzen lässt, um Platz für Rinder zu schaffen (wir berichteten). Ebenso gefährlich sind die Ausstöße an Methangas von den Tieren. Zumindest für letzteres Problem hat das Land jetzt eine mögliche Lösung. Der Futtermittelzusatz „Bovaer“ des niederländischen Lebensmittelreisen DSM, der die Emissionen reduzieren kann, ist ab jetzt nämlich dort genehmigt.
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Bovaer unterdrückt Methanproduktion
Die Magen- und Darmgase von Kühen enthalten so viel Methan, dass die Tiere für bis zu fünf Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich gemacht werden. Dieses entsteht im Pansen der Kühe, wenn dort die Bakterien Gras zersetzen. Bovaer soll dem abhelfen. Neben Brasilien lässt auch Chile den Futterzusatz ab jetzt zu. „Wir sind begeistert, dass wir diese Zulassungen in Brasilien und Chile erhalten haben und Lateinamerika damit der erste Kontinent ist, auf dem Bovaer zugelassen wurde“, sagt Mauricio Adade, Präsident von DSM Lateinamerika.
DSM hat nach eigenen Angaben Bovaer über zehn Jahre entwickelt. Es handelt sich um ein Pulver, das laut dem Unternehmen das Enzym unterdrückt, das die Methanproduktion im Pansen einer Kuh auslöst. Das reduziere die Methanemissionen im Darm von Milchkühen um etwa 30 Prozent und bei Rindern um bis zu 90 Prozent. Der Zusatzstoff wirke sofort und werde im normalen Verdauungssystem der Kuh sicher in Verbindungen aufgespalten, die bereits natürlich im Magen vorhanden sind. Nicht nur für Rinder, sondern auch andere Wiederkäuer wie Ziegen oder Schafe sei das Mittel geeignet. Die Tiere würden dabei keine Schäden davontragen.
DSM will auch Zulassung in EU und USA
Zu Bovaer gab es laut DSM in 13 Ländern Tests und mehr als 48 von Fachleuten begutachtete Studien. Südamerika ist jetzt die erste Region, die Zulassungen für das Produkt erteilt. DSM bemüht sich auch um die Zulassung in der Europäischen Union, den USA und Neuseeland. Das niederländische Unternehmen ist selbstverständlich nicht das einzige, das intensiv nach Lösungen sucht. Ein weiteres ist das schwedische Startup Volta Greentech. Diese Jungfirma will Kühen mit einem Nahrungsergänzungsmittel aus speziellen rote Algen helfen. Diese reduzieren nach deren Angaben den Methan-Gehalt in den Darmgasen des Viehs. Dabei verspricht Volta aber eine Reduzierung von bis zu 99 Prozent, wesentlich mehr als bei Bovaer (wir berichteten).
Zu bedenken ist, dass die Reduzierung von Methan-Emissionen durch Rinder der ökologische Fußabdruck von deren Zucht nicht verschwindet. In Brasilien wird der Regenwald immer noch ständig knapper, weil immer mehr Platz für die Herden benötigt wird. Es handelt sich bei Mitteln wie Bovaer also im Prinzip nur um die Lösung für ein Symptom und kein echtes Heilmittel.