Breiter Widerstand gegen Apples kontroverse „Core Technology Fee“
Spotify, Microsoft, Mozilla, Epic Games – und jetzt Threema. Die Liste an Unternehmen, die heftig gegen die geplanten neuen Regeln für Apps und App Stores auf iPhone, iPad und Co protestieren, wird immer länger. Kern der Klagen: Apple wird durch den Digital Markets Act (DMA) der EU eigentlich gezwungen, alternative App Stores zu erlauben. Das beraubt Apple der Möglichkeit, bis zu 30 Prozent an den Einnahmen der Apps zu verdienen – doch eine neu erfundene „Core Technology Fee“ dient da als Ersatz.
„Der Vorschlag entspricht kaum der Absicht des Gesetzgebers. Er nützt weder iOS-Nutzern noch App-Entwicklern. Aus unserer Sicht handelt es sich keineswegs um eine echte Lösung, sondern um eine unübersichtliche Verkomplizierung mit dem Ziel, Apples Monopolstellung aufrechtzuerhalten“, sagt Martin Blatter, CEO von Threema. Threema ist eine auf Datenschutz und Privatsphäre bedachte Messaging-App aus der Schweiz, die aktuell kostenpflichtig im App Store zu haben ist.
„Core Technology Fee“: 50 Cent pro Install
Würde Threema weg von Apples App Store und zu einer eigenen Bezahllösung wechseln, müsste das Unternehmen trotzdem die CTF bezahlen – und zwar nicht nur einmalig pro User, sondern auch, wenn dieser im Folgejahr ein Update oder Reinstall macht. Bei Threema habe man damit gerechnet, dass iOS-Nutzer:innen ihr iOS-App im Threema Shop bekommen können „Dies ist für Android-Nutzer bereits seit Jahren ohne Einschränkungen möglich“, so Blatter weiter.
Nun ist es aber so, dass Unternehmen, die den Weg über alternative App Stores gehen, mit ordentlichen Gebühren ab etwa einer Million Installationen rechnen müssen. Das Wiener Startup Mimo hat wie berichtet einen eigenen Rechner auf Basis des ARPU (Average Revenue Per User) eingerichtet, der die CTF aufzeigt. Generell verlangt Apple ab einer Million Installationen 50 Cent für jede weitere Installation einer App. Alternative App Stores selbst zahlen die 50 Cent ab der ersten Installation. Apple argumentiert, dass die CTF gerechtfertigt sei, weil man App-Anbietern eine „vertrauenswürdige und sichere mobile Plattform“ und „Werkzeuge und Technologien, um innovative Apps zu entwickeln“, bereitstellen würde.
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„Argumente sind bloß vorgeschoben“
Eigentlich haben viele damit gerechnet, dass iPhone und Apps durch den DMA freier zu nutzen sein werden. Doch mit der CTF versucht Apple den Annahmen vieler, Apps künftig frei auf iPhones anbieten zu können, einen Strich durch die Rechnung. „Die Tatsache, dass diese Option unter macOS schon immer zur Verfügung stand, zeigt in aller Deutlichkeit, dass jegliche Argumente, weshalb dies unter iOS nicht möglich sein soll, nicht greifen. Sie sind bloß vorgeschoben“, so Blatter weiter.
Der Threema-CEO ruft nun die EU-Kommission dazu auf, gegen Apples „Core Technology Fee“ vorzugehen. „Threema fordert die Europäische Kommission nachdrücklich auf, die vorgeschlagene Lösung nicht zu akzeptieren und von Apple einen ernstzunehmenden und praktikablen Vorschlag zu verlangen, der erstens iOS-Nutzer nicht bevormundet und zweitens App-Entwicklern die Freiheit gibt, ihre eigenen Apps dort verfügbar zu machen, wo sie es für richtig halten.“ Auch Spotify hat bereits verlangt, dass die Kommission wieder tätig wird – sie sei ohnehin schon seit fünf Jahren mit dem monopolistischen Verhalten Apples beschäftigt. „Sie sind am Zug, Kommissar:innen, und müssen diese eklatante Missachtung der Grundsätze, für die Sie so hart gearbeitet haben, ein für alle Mal zurückweisen“, heißt es seitens Spotify.
Auch seitens Microsoft, das mit zahlreichen Apps auf iOS von der CTF betroffen wäre, kam bereits Kritik. „Wir glauben, dass konstruktive Gespräche den Wandel und den Fortschritt hin zu offenen Plattformen und mehr Wettbewerb fördern. Die neue Politik von Apple ist ein Schritt in die falsche Richtung. Wir hoffen, dass sie auf das Feedback zu ihrem vorgeschlagenen Plan hören und auf eine integrativere Zukunft für alle hinarbeiten“, so Sarah Bond von Microsofts Xbox-Sparte.
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