Brickwise: Grazer Fintech zerstückelt Anlegerwohnungen auf der Blockchain
Eine Anlegerwohnung in 1.000 Teile teilen und dann Kleinanlegern quasi stückerlweise anbieten: Das Grazer Fintech Brickwise hat sich eine neue Art ausgedacht, um Menschen über einen digitalen Marktplatz sehr einfach in Immobilien investieren zu lassen. Mit einem frischen, sechsstelligen Investment im Rücken steht die 2019 gegründete Firma jetzt kurz vor dem Marktstart.
Das Team rund um CEO und Finanzwissenschafter Michael Murg (auch Leiter des Instituts für Bank- und Versicherungswirtschaft an der FH Joanneum) lässt im Hintergrund der Plattform eine Blockchain werken, auf der die zerstückelten Wohnungen als Security Token abgebildet sind. Im Interview erklärt Murg, wie Brickwise funktioniert.
Trending Topics: Ihr stückelt Immobilien in kleine Einheiten. Ab welchem Betrag kann man investieren?
Michael Murg: Im Grunde gibt es kein Mindestinvestment. Wir teilen einzelne Wohnungen in 1.000 Teile, sodass das Mindestinvestment abhängig vom Kaufpreis der Wohnung ist. Die erste Wohnung, die auf der Plattform gelistet sein wird, wird ab 95 Euro zu haben sein. Es ist eine kleine, aber feine Studentenwohnung in Graz mit einem super netten TU-Studenten, der seine Miete immer pünktlich zahlt.
Lohnt sich so ein kleines Investment überhaupt? Was ist der durchschnittliche Ertrag?
Der potenzielle Ertrag kommt einerseits aus der Mietrendite und andererseits durch Wertsteigerungen (oder Wertverlusten) zustande. Wir geben durch unser Produkt exakt die selben Chancen und Risiken weiter, die man auch direkt am Immobilienmarkt hat. Investoren erhalten monatlich die eingenommene Miete ausgeschüttet. Das wird in der Größenordnung 2 bis 5 Prozent je nach Objekt sein. Die ersten Wohnungen, die wir listen, werden rund 3 Prozent Mietrendite haben.
Was passiert, wenn ein Mieter die Miete nicht bezahlt?
Dann kann auch keine Miete ausgeschüttet werden, ganz genau so, wie wenn man sich die Anlegerwohnung direkt kauft. Allerdings hat man bei Brickwise den Vorteil, dass man sich mit wenigen tausend Euro Anteile an vielen Wohnungen kaufen kann, wodurch sich das Mietausfalls-Risiko diversifizieren lässt.
Sofern Investoren der Meinung sind, dass die Immobilie, in die sie investiert haben, eine Wertänderung erfahren hat – etwa wenn sich die Lage gut entwickelt hat -, können diese ihre Anteile ganz einfach zum Verkauf anbieten. Gibt es einen Käufer, der den angebotenen Preis ebenfalls für angemessen hält, findet die Transaktion statt.
Wie viele Immobilien sind derzeit verfügbar?
Wir werden mit 10 Objekten in Wien, Graz und Kärnten starten und dann je nach Verlauf des Marktstarts, jede Woche neue Immobilien listen. Wir wollen relativ schnell vierstellig werden, so viel steht fest.
Handelt es sich da um Security Token, die auf einer Blockchain abgebildet werden?
Ja, ganz genau. Wichtig dabei ist, dass für jede Immobilie ein eigener Token, wir nennen das lieber digitalen Immobilienanteil, ausgegeben wird, der dann in 1.000 Teile geteilt wird. Hinter dem Token steht dann die Immobilie. Es werden definitiv keine unfertigen Objekte oder Bauprojekte oder durch Fremdkapital finanzierte Objekte gelistet, sondern nur zu 100 Prozent durch das Geld der Investoren finanzierte Bestandsimmobilen. Jeder digitale Immobilienanteil wird auch eine eigene ISIN (International Securities Identification Number) haben.
Welche Immobilien können investiert werden? Sind es die klassischen Anlegerwohnungen?
Exakt. Am Anfang werden nur klassische Anlegerwohnungen auf der Plattform gelistet sein. In einigen Wohnungen werden wir auch Gewerbeimmobilien und auch ganze Zinshäuser auf der Plattform listen.
Für uns ist dabei entscheidend, dass Immobilieninvestments so einfach sind, wie Schuhe bei Zalando zu kaufen. Man steigt in die App ein, wählt die Immobilie aus, wählt die Zahlungsmethode aus – also Überweisung, Kreditkarte oder über das Guthaben am Zahlungskonto – fertig! Dass im Hintergrund alles über eine Blockchain läuft, bekommt man als User gar nicht mit (wenn man das nicht will). Sobald man die Immobilie hat, bekommt man Monat für Monat die Mieteinnahmen auf sein Konto überwiesen, um den Rest kümmern wir uns.
Auf welche Blockchain setzt ihr, und warum?
Wir verwenden eine eigene Blockchain, die wir auf Basis des Waves Protocols weiterentwickelt haben. Das Waves Protocol setzt technisch stark auf ein Token-System, ist durch die Microblock-Infrastruktur super schnell und durch Smart Contracts auf Wallet- und Token-Ebene super flexibel und sicher. Es handelt sich dabei um eine Permissioned Blockchain, die einerseits durch jede einzelne Immobilie betrieben wird. Jede Immobilie betreibt eine Node der Blockchain – quasi ein Blockchain-basiertes Grundbuch.
Der Ausschlag gebende Grund für eine eigene Blockchain war, dass wir zwar die Blockchai- Technologie nutzen wollten, aber wir wollten keinesfalls, dass unsere Kunden mit Kryptowährungen bezahlen müssen. Zudem hätten wir, wenn wir auf eine bestehende Blockchain zurückgegriffen hätten, selbst Kryptowährungen halten müssen, um neue Security Tokens zu generieren. Da die Preise von Kryptowährungen bekanntlich volatil sind, wollten wir uns diesem Marktrisiko nicht aussetzen.
Abschlussfrage: Wer hat denn nun investiert?
Ich hoffe das ist ok, aber das würden wir gerne noch nicht so rausposaunen. Es handelt sich um einen strategischen Investor aus dem Immobiliensektor.