Brickwise: Was man sich bei dem Immobilien-Startup wirklich kauft
Immobilienhaie stellt man sich als aalglatte Typen im Dreiteiler mit dickem Auto und noch dickerer Geldbörse vor, die sich bei jedem neuen Preisanstieg am Immobilienmarkt ins Fäustchen lachen. Die gibt es sicher auch. Doch mit Hilfe von Blockchain und Online-Marktplätzen ist heute die Demokratisierung des Immobilien-Haifischbeckens möglich. Bereits ab 100 Euro kann man sich ein Stückerl Wohneigentum kaufen und in bereits vermietete Wohnungen oder Häuser investieren.
Das Startup, das dahinter steckt, heißt Brickwise und kommt aus Graz. Dort haben CEO und Finanzwissenschafter Michael Murg (auch Leiter des Instituts für Bank- und Versicherungswirtschaft an der FH Joanneum) und sein Team die Tokenisierung von Anleger:innenwohnungen ersonnen. Somit wird die Wohnung virtuell in viele kleine Stückchen zerteilt, bis eines davon nur mehr 100 Euro wert ist – und das können sich Nutzer:innen dann kaufen. Die Auswahl ist noch überschaubar: Aktuell gibt es eine kleine Auswahl von Wohnungen in Österreich.
Das hat für (im wahrsten Sinne des Wortes) Klein-Investor:innen zwei Vorteile. Zum einen kassiert man den Anteil der Miete, zum anderen profitieren sie von der weiteren Wertentwicklung der Immobilie. Wie das in Österreich oder Deutschland weitergeht, ist offen. Zuletzt hat die Branche stark gestiegene Immobilienpreise gesehen, manche befürchten das baldige Platzen der Blase. Allerdings zeigen andere europäische Standorte wie Paris oder London, dass Immobilien noch viel teurer werden können.
Genussscheine statt Grundbuch
Vorsicht ist also allemal geboten beim Investieren in Immobilien. Denn bei Brickwise kauft man eigentlich Wertpapiere, die dem Unternehmen zufolge „mit erheblichen Risiken verbunden“ sind; und der „vollständige Verlust des eingesetzten Vermögens“ sei auch möglich – die Liste der Warnhinweise ist lang. Im Unterschied zu Kauf einer Anlegerwohnung ist das Investment via Brickwise schließlich auch etwas anderes.
Denn tatsächlich kauft man nicht Quadratmeter (oder Quadratzentimeter), sondern „tokenisierte Genussscheine, die kein grundbücherliches Eigentum begründen“, heißt es aus dem Unternehmen. Was im Grundbuch eingetragen wird, ist lediglich ein Kollektivpfandrecht zugunsten der Inhaber:innen der tokenisierten Genusscheine in Höhe des Ausgabepreises (Nominale) des tokenisierten Genussscheins.
Der Vorteil dieser tokenisierten Genussscheine: Man kann sie sehr schnell auch wieder loswerden, und zwar direkt über die App von Brickwise. Einzige Voraussetzung: Es muss auch einen potenziellen Käufer geben. Für die Macher von Brickwise selbst hat sich die Geschäftsidee jedenfalls schon ausgezahlt. Das Münchner Investmenthaus yabeo, die Seed-Investoren Herbert und Aaron Waldner (Riedergarten Immobilien), das Beratungsunternehmen 42virtual sowie Business Angel Nikolaus Stadler ließen bereits insgesamt 3,1 Millionen Euro in das Startup fließen.
Brickwise: PropTech holt 3,1 Mio. € für Tokenisierung von Immobilien