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Brokkr Finance: Grazer Startup will zur DAO werden und Mehrheit an Community abgeben

© Shubham Dhage on Unsplash
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AssangeDAO, DuneDAO, ConstitutionDAO: Sechs Jahre nach der Bildung der weltweit ersten Decentralized Autonomous Organization (DAO) kommt das Thema in Fahrt. Nun auch in Österreich. Denn mit Brokkr Finance ist 2021 ein neuer DeFi-Dienst in Graz gestartet, der sich jetzt zu einer DAO entwickeln will – also einem Unternehmenskonstrukt, wo nicht die Gründer:innen den Ton angeben, sondern jene Menschen, die sich Token und damit Stimmrechte an Brokkr Finance gekauft haben.

„Mit Brokkr Finance wollen wir DeFi in den Massenmarkt bringen“, sagt Lukas Götz, einer der Gründer der Grazer Blockchain-Firma block42, die Brokkr gestartet haben. Der Web-Dienst bietet eine Infrastruktur, die das Investieren in digitale Assets erleichtert. Angebunden sind in einem ersten Schritt die Blockchains von Terra (LUNA) und THORChain, und noch ist das Service noch nicht gestartet. Aber wie sich das Projekt weiter entwickeln wird, soll wesentlich von der Community bestimmt werden.

Denn Brokkr Finance soll in den nächsten zwei Jahren zur DAO werden. „Derzeit ist es das Kern-Team, das das Projekt gegründet hat und heute die wesentlichen Entscheidungen trifft. Aber über Zeit wollen wir Stück für Stück die Verantwortung an die Community abgeben. Nur so lässt sich langfristig ein sinnvolles Unternehmen im DeFi-Bereich aufbauen“, sagt Götz zu Trending Topics. Instrument der Mitbestimmung ist – wie könnte es anders sein, ein Token. „Der BRO-Token berechtigt den Halter, beim DAO mitzuwirken. Je mehr Token man hat, desto mehr Stimmrecht hat man. Man kann das am ehesten mit einer Aktiengesellschaft vergleichen: Wer eine Aktie kauft, hat gewisse Stimmrechte“, sagt Götz.

15 Prozent bleiben bei den Gründern

Natürlich ist ihm klar, dass der Weg, den er und sein Team eingeschlagen hat, ungewöhnlich, rechtlich kompliziert und mit ungewissem Ausgang ist. „Das wird nicht von heute auf morgen klappen, das ist uns bewusst. Das muss ein fließender Übergang sein, und vielleicht muss man bestimmte Dinge wieder zurücknehmen, die besser nicht von der DAO bestimmt werden sollten“, so Götz. Jedenfalls: Eine der ersten Entscheidungen, die von den Token-Halter:innen getroffen werden soll, ist welches neue Blockchain-Netzwerk soll hinzugefügt werden: Solana, Ethereum oder eine andere Option?

Götz und seine Mitgründer werden sich damit begnügen, 15 Prozent der Token (und damit der Stimmrechte) zu behalten. Das ist in gängigen Unternehmensformen und vor allem bei Startups mehr als ungewöhnlich – denn dort bleiben Gründer meistens während der ersten Finanzierungsrunden deutlich über 50 Prozent. „85 Prozent aller Tokens landen bei Investor:innen und Beteiligten des DAOs“, sagt Götz. „Es gibt leider Projekte, die sich als DAO schmücken, aber wenn man dann unter die Haube schaut, sind die gar nicht dezentral. Bei uns soll ein Großteil der Tokens an die Community hinausgehen.“

Die geplante Token-Verteilung bei Brokkr Finance. © Brokkr Finance
Die geplante Token-Verteilung bei Brokkr Finance. © Brokkr Finance

„Bessere Entscheidungen treffen“

Von dem Schritt, von einer normalen GmbH zur DAO zu werden, verspricht man sich bei Brokkr Finance viel. Mehr Transparenz, flachere Hierarchien, bessere Entscheidungen. „Wir können so die Meinung vieler Expert:innen einholen und so bessere Entscheidungen treffen. Die weniger wichtigen Entscheidungen soll die Geschäftsführung und das Team treffen, aber die richtungsweisenden Entscheidungen sollen über den Governance-Prozess getroffen werden.“, sagt Götz. „Die Grundregeln der Organisation sind im Code festgeschrieben. Jeder Interessierte kann das einsehen.“ Und: „Der negative Einfluss, den einzelne Parteien in einer Firma haben können, werden in einer DAO limitiert, weil es Mehrheiten braucht. Betrug etwa wird dadurch schwieriger, weil die Execution Power nicht bei einer, sondern bei mehreren Personen liegt.“

Götz ist auch bewusst, dass DAOs ihre Grenzen haben und sich möglicherweise selbst ausbremsen. „Wenn das Ganze zu groß wird und zu viele mitreden wollen, kann es sein, dass man handlungsunfähig wird, weil man keine Mehrheiten mehr zusammen bekommt“, sagt er. „Ich glaube nicht, dass wir DAOs sehen werden, an denen 50.000, 100.000, eine Million Menschen aktiv teilnehmen.“ Ähnlich wie in einer Demokratie würde es dann die Tendenz geben, dass Repräsentant:innen bestimmt werden. „Das gilt es alles herauszufinden.“

Völlig unklar ist auch, wie DAOs rechtlich zu behandeln sind. In den US-Bundesstaaten Delaware und Wyoming gibt es bereits rechtliche Konstrukte, die DAos zulassen bzw. diese mit klassischen Gesellschaftsrechtsformen wie der LLC kombinieren. Auch Götz weiß: „Das ist ein erster guter Schritt. In den nächsten Jahren gibt es viele Fragen zu klären.“

Brokkr: Grazer Blockchain-Firma block42 will DeFi so einfach wie Googeln machen

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