Bundeskanzler Christian Kern: „Mit Start-ups zu kooperieren, hat absolute Top-Priorität“
„Ihr könnt mich Christian nennen, aber schneidet mir bitte nicht die Krawatte ab.“ Der neue Bundeskanzler Christian Kern (SP) nutzte heute am frühen Abend die Bühne des Pioneers Festivals in Wien für einen seiner ersten offiziellen Auftritte – und gab sich entsprechend der Veranstaltung sehr jovial. Das gespannte Publikum, darunter viele Vertreter der österreichischen Start-up-Szene bekam dann genau das zu hören, was sie hören wollten. „Mit Start-ups zu kooperieren, hat absolute Top-Priorität“, so Kern, der dafür großen Beifall erntete.
Laut Kern würde Österreich vor zwei großen Aufgaben stehen: Man müsse die Arbeitslosigkeit senken und die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Das bedeute auch, dass Investments in Start-ups steigen müssen und gleichzeitig der Ausbildungsgrad der Bevölkerung in punkto Digitalisierung verbessert werde müsse. „Wir haben keine feindliche Umgebung für Start-ups“, so Kern, aber: „Es ist enttäuschend, wie niedrig die Gründungsraten in Österreich sind.“ Auch bei Investments würde das Land anderen europäischen Staaten hinterher hinken. Pro Kopf würden nur zehn Euro investiert werden, in anderen Ländern liege die Rate beim 3,5-fachen. „Wir müssen eine Start-up-Mentalität entwickeln“, so Kern.
Öffnung auf Bundesebene
Welche konkreten Maßnahmen der Bundeskanzler setzen wird, ist offen – er sei jedenfalls bereit, die Gespräche mit Stakeholdern so bald wie möglich aufzunehmen. Bis dato hatten Beobachter immer wieder bemängelt, dass gerade seitens der SPÖ wenig bei Start-up-Themen voranzubringen ist. Beim Beteiligungsfreibetrag (ein Vorschlag der ÖVP, der als Anreiz für private Investoren dienen soll) legte sich die SPÖ etwa immer quer.
In der Stadt Wien hingegen ist man dem Start-up-Thema bereits aufgeschlossen. Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) gab auf dem Pioneers Festival bekannt, dass heuer zehn ausländische Start-ups ein Package bezahlt bekommen, dass Reisekosten, einen Platz in einem Coworking Space und Unterkunft für drei Monate, beinhaltet. Das soll internationale Jungfirmen dazu bringen, sich in Wien anzusiedeln.
Eine neue Studie von Unternehmensberater Roland Berger, die erst vergangene Woche veröffentlicht wurde, zeigte auf, dass Wien als Start-up-Hub noch einiges aufzuholen hat (TrendingTopics.at berichtete).