bunq: „Traditionelle Banken sind unsere größten Konkurrenten“
Die niederländische Neobank bunq wurde 2012 von Serienunternehmer Ali Niknam gegründet und positioniert sich seitdem als Bank für digitale Nomaden. Trending Topics hat Bianca Zwart, Chief Strategy Officer, beim Web Summit in Lissabon getroffen und mit ihr über die Stärkung der Marktposition, das Problem landesspezifischer IBANs und die eigentliche Konkurrenz von Neobanken gesprochen.
Trending Topics: Welches Ziel hat bunq dieses Jahr auf dem Web Summit verfolgt?
Bianca Zwart: Die meisten Teilnehmenden des Web Summits, die ich auf den Networking-Events getroffen habe, sind genau unsere Zielgruppe. Sie führen ein internationales Leben und reisen viel. Ich erzähle ihnen also von bunq, höre aber auch sehr gerne, was sie sich von einer Neobank wünschen. Ich habe sozusagen Feldforschung betrieben. Denn für uns geht es immer darum, den Fokus auf Probleme aus der Praxis zu richten und diese zu lösen.
Was macht bunq als Neobank besonders?
Es gibt viele FinTechs wie bunq da draußen, aber unser Weg war ein wenig anders. Als wir 2015 mit der bunq-App starteten, wollten wir ein Produkt schaffen, das die Menschen wirklich gerne nutzen. Uns war es wichtig, Vielfalt in die Branche zu bringen, insbesondere wenn es um das Geschäftsmodell geht. Der traditionelle Bankensektor ist primär darauf ausgerichtet, Geld zu verdienen – die User:innen stehen nicht im Mittelpunkt der Entscheidungen. Genau das wollten wir ändern.
Von Anfang an haben wir entschieden, unabhängig zu bleiben. Also wurde bunq fast zehn Jahre lang von unserem Gründer Ali Niknam komplett eigenfinanziert. Unser erstes Ziel war Rentabilität anstatt externes Kapital einzusammeln und rein auf Wachstum zu setzen. Heute sind wir an einem Punkt, an dem wir seit fast zwei Jahren profitabel sind.
Mit derzeit 14,5 Millionen User:innen ist bunq nach Revolut Europas zweitgrößte Neobank. Welche Pläne verfolgt bunq, um die Marktposition noch weiter zu stärken?
Wir haben unseren Produkt-Markt-Fit gefunden und wollen das Leben von Millionen digitaler Nomaden weltweit erleichtern. Jetzt sind wir bereit zu skalieren – und dafür wurden alle Voraussetzungen geschaffen. bunq verfügt über eine europäische Banklizenz, die uns den Zugang zum gesamten EU-Markt ermöglicht. Theoretisch könnte man bunq also auch von Österreich aus nutzen, bekäme aber keinen AT-IBAN ausgestellt.
Was ich damit sagen möchte: Wir legen großen Wert auf Lokalisierung, da die kulturellen und regulatorischen Unterschiede in Europa enorm sind. Wenn du bunq als Hauptkonto nutzen möchtest, ist ein landesspezifischer IBAN wichtig.
Auf welche Märkte konzentriert ihr euch momentan?
Momentan liegt der Fokus auf den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Deutschland und Irland. Wegen des Brexits musste die Banklizenz in Großbritannien erneut beantragt werden. Vor Kurzem haben wir auch in den USA eine Lizenz beantragt.
Kannst du schon sagen, wann bunq stocks in Deutschland ausgerollt wird?
Das sind die guten Fragen (lacht). Wann bunq stocks konkret in Deutschland starten wird, kann ich leider noch nicht verraten. Wir lieben Überraschungen. Aber eher früher als später, denn Deutschland ist ein sehr wichtiger Markt für uns.
Die Lizenz für den amerikanischen Bankensektor wurde im April 2024 beantragt. Wie ist hier der aktuelle Stand der Dinge?
Die Gespräche mit den US-Behörden laufen. Es braucht viel Geduld und viel Papierkram muss erledigt werden. Trotzdem sind wir zuversichtlich. Sobald wir die Lizenz erhalten, wollen wir uns auf konkrete Probleme konzentrieren, etwa auf die Herausforderungen von Personen, die zwischen Europa und den USA pendeln. So ist es zum Beispiel extrem schwer, in den USA ohne Credit Score ein Bankkonto zu eröffnen.
Um die Lücke zu Revolut zu schließen, will bunq also weiter skalieren. Seit Kurzem können User:innen via bunq in ETFs investieren. Welche Pläne verfolgt ihr sonst noch?
Genau, ETFs haben wir bereits. Unsere User:innen wollten einfach investieren, ohne dafür viel Vorwissen zu brauchen. Wir geben ihnen Zugang zu beliebten europäischen und US-Aktien sowie ETFs.
Unsere Zielgruppe ist sehr spezifisch und wir konzentrieren uns wirklich stark auf ihre Bedürfnisse, sprich, wir orientieren uns an den Lebensphasen der Menschen. Ob sie ein Unternehmen gründen, in ein anderes Land ziehen oder mit ihrem Partner ein gemeinsames Konto eröffnen wollen – wir möchten sie dabei mit unseren Services unterstützen.
Was den Wettbewerb angeht, so sind nicht unbedingt Revolut oder andere FinTechs die größten Konkurrenten, sondern die traditionellen Banken. Sie haben nach wie vor den größten Marktanteil. bunq begrüßt die Vielfalt im Finanzsektor – wir freuen uns, dass User:innen inzwischen mehr Auswahlmöglichkeiten haben.
Plant bunq zukünftig auch auf Kryptowährungen zu setzen?
Momentan nicht. Unsere User:innen haben den Wunsch geäußert, dass sie gerne in Aktien investieren möchten, daher haben wir das umgesetzt. Kryptowährungen sind derzeit nicht im Fokus.
Vor Kurzem wurde der eSIM-Service eingeführt. Wie funktioniert das?
Da unsere User:innen viel reisen, haben wir eine Reise-Funktion in die bunq-App integriert. Sie zeigt ihnen, worauf sie vor Ort achten müssen – von kulturellen Eigenheiten bis hin zu Roaming-Kosten. Mit unserer eSIM können sie bis zu 90 Prozent der Roaming-Gebühren sparen und müssen nicht ständig neue eSIMs installieren. Bei bunq braucht es nur eine Installation. Die eSIM wird dann je nach Land aufgeladen. Es gibt auch globale Optionen für Reisen in mehrere Länder. Das macht es für digitale Nomaden einfacher und günstiger.
Was hat es mit einem der neuesten Updates von bunq „Tap to Pay“ auf sich, das jetzt auch für Android verfügbar ist?
„Tap to Pay“ verwandelt das Smartphone in ein Zahlungsterminal. In Geschäften gibt es normalerweise ein Kartenterminal – „Tap to Pay“ ersetzt dieses. Mit diesem Service kann ich weltweit ein Geschäft starten, ohne ein physisches POS-Gerät zu benötigen. Dafür berechnet bunq unabhängig von Kartentyp und Land 1,5 Prozent – also für Unternehmen, die Zahlungen ihrer Kund:innen auf ihrem Telefon anstelle eines PIN-Terminals akzeptieren. Wir erheben eine Gebühr, weil nichts im Leben kostenlos ist. Transparenz ist uns bei den Kosten besonders wichtig.
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