Hansi Hansmann: „Ich würde in Klimaschutz-Startups investieren“
Wie haben Startups die Krise bisher überstanden, und vor allem – wie geht es weiter? Beim Business Angel Day 2020, bei dem der Unternehmer Nikolaus Futter zu „Business Angel des Jahres“ ausgezeichnet wurde, ging es natürlich auch darum, wie es um die österreichische Gründerszene steht – aus Sicht ihrer Investoren.
„Es tun sich viele Schlupflöcher und Chancen auf“, sagte Sabine Fleischmann von Constantia New Business, ein langfristig orientierter, unabhängiger Venture-Capital-Investor. Ihre Beteiligungsgesellschaft würde jedes Jahr zwei bis drei Investments machen, und zwei hätte man bereits getätigt – insofern würde es keine Zurückhaltung wegen Corona geben.
Investment-Stops wegen Corona gibt es offenbar nur bei wenigen. Ganz im Gegenteil: “Hätte ich nicht aufgehört, hätte ich heuer investiert“, so der renommierte Business Angel Hansi Hansmann, der seit mehreren Jahren keine Neu-Investments mehr tätigt. „Die Krisenzeit ist eine gute Zeit, weil die Bewertungen runter gehen und die Auswahl größer ist, weil viele andere zögerlich sind.“ Er selbst hätte einige ungeplante Follow-Up-Runden machen müssen, um Startups durch die Krise zu helfen. „Vor allem B2B-Modelle haben Geld gebraucht, weswegen ich ungeplante Anschlussfinanzierungen gemacht habe.“
„In Europa gibt es eine neue Gründerwelle“
Geld fließt also auch weiterhin in die österreichische Gründerszene. Wie Trending Topics bereits berechnete, wird 2020 ohnehin ein neues Rekordjahr, was Startup-Investments angeht. Der COVID-Startup-Hilfsfonds trägt seines dazu bei und hat 50 Millionen Euro an Zuschüssen gebracht, die zusätzlich zu mindestens 50 investierten Millionen in mehr als 200 Firmen geflossen ist.
„In Europa gibt es eine neue Gründerwelle, und in die wird deutlich aggressiver investiert“, sagt Lucanus Polagnoli von Calm/Storm Ventures – dem neuesten Eary-Stage-Investor in Österreich (Trending Topics berichtete). Bereits 16 Investments hat der junge Fonds bereits gemacht – einige in Österreich, die meisten aber im europäischen Ausland. Polagnoli sieht derzeit einen starken Trend in Richtung Digital Health – und den lassen sich Gründer etwas kosten. „Wir sehen deutlich höhere Bewertungen bei jenen Themen, die die Krise pusht.“ Heißt: Downrounds wegen der Krise gibt es sicher, aber die Regel ist es nicht.
Mit der Krise tun sich – man kann es gar nicht mehr hören – aber auch neue Chancen auf. „Der Nährboden für Gründungen ist die nächsten ein zwei Jahren der Beste seit langem. Geld wird auch da sein“, so Dominik Greiner (weXelerate-Co-Geschäftsführer, Camouflage Ventures), der heuer vier Exits in seinem Portfolio verzeichnen kann. Sein Beispiel ist der Tourismus. „Ich würde heute in ein Travel-Startup investieren, weil diese Wachstumsraten wird es so bald nicht wieder gehen. Reisen wird nicht verschwinden. Man muss in die Täler gehen und dort suchen.“
Markus Ertler, vor Nikolaus Futter der amtierende Business Angel des Jahres 2019, sieht die Krise nicht als hinderlich, zu investieren. „Startups sind sowieso permanent in der Krise“, so der Business Angel, der dieses Jahr wohl auf drei neue Investments kommen wird und einige Male im Portfolio nachschießen musste. Eine Umstellung wäre es aber schon, denn: „Business Angels wollen klarere, schärfere Pläne sehen.“
„Es gibt unglaublich viel Geld da draußen“
Dass die nächsten Jahre echte Gründerjahre werden, das ist bereits eine verbreitete These. Zum einen zeigte etwa die Finanzkrise 2008/2009, dass sie fruchtbarer Boden für heute erfolgreiche Startups war (z.B. Instagram, WhatsApp, mehr dazu hier), und das könnte sich nun wiederholen. Zum anderen haben Regierungen für sich erkannt, dass eine Gründerwelle die zu erwartenden hohen Arbeitslosenzahlen drücken könnte – auch die österreichische Regierung will dafür eine neue Gesellschaftsform, die Gründen erleichtert, schaffen (mehr dazu hier).
„Es gibt unglaublich viel Geld da draußen. VC-Fonds haben volle Kriegskassen und müssen das Geld ausgeben“, sagt Business Angel Hansmann. Und wo würde er das Geld ausgeben? „Wenn ich noch investieren würde, würde in Klimaschutz-Startups investieren. Wenn die Krise vorbei ist, wird dieses Thema wieder an die Oberfläche kommen.“