„Buzzword-University“: HTU-Wien kritisiert geplante TU für Digitalisierung in Linz
Die österreichische Regierung betont immer wieder die Wichtigkeit der Digitalisierung und die der Ausbildung von Fachkräften in diesem Bereich. Damit Österreich bei letzterem Punkt international nicht zurückfällt, soll in Oberösterreich nun eine neue TU für Digitalisierung entstehen. Sie soll in Linz am Standort der Johannes-Kepler-Universität entstehen und Platz für etwa 5.000 Studierende bieten. Das kündigte Bildungsminister Martin Polaschek am Freitag an. Dieser Plan löst aber auch heftige Kritik aus – unter anderem von der Hochschüler:innenschaft der TU Wien (HTU-Wien), für die die neue Bildungsanstalt nur eine „Buzzword-University“ ist.
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„Kein Konzept im Studienangebot“
Laut dem Bundesministerium für Bildung soll die neue TU „alle Aspekte der Digitalisierung und der digitalen Transformation“ abdecken. Dazu gehören digitale Kreativität, Digital Entrepreneurship, digitale Systeme und Digital Engeneering. Zur „DNA“ der Universität soll unter anderem die Gründung von Startups gehören. Ebenso soll sie eine „Pop-up Universität“ sein, die Festivals und „Get-Inspired“-Events veranstalten wird. Alles nur Marketing-Sprache, sagt die HTU-Wien. Sie kritisiert, dass es kein echtes Konzept für die neue TU gibt. Das Geld für die Errichtung solle besser in bestehende Institute fließen.
„Im Studienangebot findet sich kein Konzept, außer zufällige Buzzwords mit einem Bindestrich mit dem Wort ‚Digital‘ zu verbinden. Einer Universität, die sich TU nennt, obwohl sie keine technisch-naturwissenschaftlichen Studien anbietet, darf man unterstellen, diesen Namen nur zu führen, um ihre ansonsten voraussichtlich irrelevanten Titel für Politik und Wirtschaft zu vergülden“, heißt es von der Hochschüler:innenschaft.
TU für Digitalisierung sehr kontrovers
Es soll sich bei der TU für Digitalisierung um eine neue Art von Universität handeln, die es zuvor in Österreich noch nicht gab. Die gesetzliche Grundlage für die Universität, das TU-Errichtungsgesetz, soll im Sommer 2022 in Kraft treten. Auf Basis dessen soll es ein Gründungskonvent geben. Auch die Gründung einer Errichtungsgesellschaft ist geplant. Es soll an der TU in Linz außerdem flache Hierarchien geben.
Die HTU-Wien befürchtet, dass die neue Universität das Studienrecht stark einschränken und außerdem die inneruniversitäre Demokratie praktisch abschaffen wird. “Diese komplette organisatorische Verstümmelung des Konzepts Universität ist im gesamten Hochschulsektor einzigartig und führt die universitäre Selbstverwaltung ad Absurdum.” so Simon Los aus dem Vorsitz der HTU.
Bereits als der damalige Kanzler, Sebastian Kurz, im August 2020 das „Digitalisierungsaushängeschild Österreichs“ ankündigte, war der Plan kontrovers. Die Präsidentin der Universitätenkonferenz, Sabine Seidler, sah keinen Bedarf für eine neue Uni und bezeichnete die Idee als „völlig unausgegorenes Wahlzuckerl.“ Im Studienjahr 2024/2025 soll die neue Universität den Betrieb vollständig aufnehmen.