Interview

Carbon Cleanup: Linzer Recycling-Startup bekommt 700.000 Euro Förderung

Das Team von Carbon Cleanup. © Carbon Cleanup
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Von außen sieht er aus wie ein handelsüblicher Container, aber drinnen steckt enorm viel Know-how und Potenzial: Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup ist wie berichtet angetreten, um mit mobilen Aufräum-Einheiten das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen voranzutreiben. Es geht nicht bloß darum, Kunden mit per Recycling von ihrem Abfallproblem zu erlösen, sondern gleichzeitig Materalien mit einem „Low Carbon Footprint“ herzustellen, die dann etwa Fahrzeugherstellern helfen, ihre Rezyklat-Rate zu erfüllen.

Nun hat die Jungfirma rund um CEO Jörg Radanitsch eine große Förderung der aws im Bereich DeepTech erhalten, und bis zum Sommer soll dann noch eine Finanzierungsrunde folgen. Im Interview erklärt er, was damit geplant ist.

Trending Topics: Wie funktioniert die Cleanup Unit?

Jörg Radanitsch: Die mobile Cleanup-Unit ist unser Mining-Tool, das bei unseren Kunden aus ihren Carbon-Faserabfällen hochwertige Verstärkungs-Materialien erzeugen kann. Es handelt sich um besonders energiesparendes mechanisches Recyclingverfahren. Derzeit besteht ein vollständig zugelassenes Prototypen-System, die „Cleanup Unit one“, und wir werden in 2024 durchstarten und unsere ersten 2 Serienanlagen der zweiten Generation „Carbon Cleanup Unit 2“ bauen und für bestehende Kunden in Betrieb nehmen. Es sind zu 100% in-house entwickelte Systeme. Es sind F&E in den Bereichen Verfahrenstechnik und Material Science aus 4 Jahren mit eingeflossen.

Welche Materialien stellt ihr daraus her? Gibt es Erfahrungswerte, um wie viel % ein Fahrzeughersteller den CO2-Footprint eines Autos mit der Technologie reduzieren könnte?

Wir stellen recycelte Faserverstärkung für neue Kunststoffteile her. Die gewonnenen Materialien werden dann in der Kunststoffindustrie zum Beispiel im Spritzguß oder im Großformat 3-D Druck wieder eingesetzt. Wir wollen in der Automotive und Luftfahrt Industrie bisher eingesetzte Glasfasern substituieren, und tragen damit bei das Gesamtgewicht des jeweiligen Bauteils um ca. 20% zu verringern.

Es wird also der Gesamt-Carbon-Faser-Anteil in Fahrzeugen (Bauteilen) erhöht. Unsere Materialien unterscheiden sich dadurch, dass wir bestehende Materialien zur vollständig wie möglich wieder in ein neues Produkt bringen. Das hat den Vorteil, dass sehr wenig neue Material hinzugezogen werden muss. In der Summe ergibt es einen um bis zu 99% niedrigeren CO2-Footprint.

Wie skalierbar ist dieses System?

Das System aus mobilen Cleanup Units, die vor Ort die wertvollen Materialien schürfen, ist soweit skalierbar, wie es Composite verarbeitende Betriebe gibt, jeder Betrieb soll seine individuell angepasste Cleanup Unit bekommen. Wir erreichen die Materialien direkt am Abfall-Anfall-Ort schon in technisch einwandfreiem Zustand um Sie dort auch gleich bestmöglich aufbereiten zu können. Dies ist zwingend notwendig um High-Performance Material zu gewinnen.

Auf der Material-Absatzseite wollen wir den größten existierenden Markt im Bereich der Faserverbundwerkstoffe bedienen. Es handelt sich dabei um 1,2 Milliarden kg faserverstärkten Kunststoff oder 56.000 LKW Ladungen voll mit technischem Kunststoff, der jährlich in diesem Segment verbaut wird. Wir sind spezialisiert auf faserverstärkte Füllstoffe für eben diesen großen Markt. Langfristig soll unsere Flotte aus autonomen, miteinander kommunizierenden Cleanup Units (Roboter) die allerhöchsten Qualitätsansprüche beim Material erfüllen und dies zum besten Preis.

© Carbon Cleanup
© Carbon Cleanup

Wie funktioniert euer Business Model?

Wir haben auf der einen Seite die Abfall Kunden, wo wir unsere Cleanup Units stationieren und betreiben. Das Material geht dort schon in unseren Besitz über und wir handeln das aufbereitete Material an Kunststoffteile-Hersteller weiter. Wir haben also zwei Kundenseiten, die Abfall-Kunden und die Material-Kunden. Es gibt hier auch zwei Market-Pull-Faktoren; einerseits bestehende Deponieverbote (AUT, ESP in Anbahnung) für die jeweiligen Abfälle und andererseits die großen (und auch gesetzlich verordneten) Bestrebungen, bis zu 30% Rezyklate in neue Produkte zu bringen (e.g. Automotive). Besonders hervorzuheben ist dass rezyklierte Faserverstärkung für den o.g. Bereich deutlich günstiger herzustellen ist als diese aus Neuware zu fertigen. Generell entdeckte ich im Laufe der letzten Jahre, dass recycelte Kunststoffe oft sehr sehr günstig hergestellt werden können.

Ihr habt frische 700.000 Euro Förderung von AWS Seedfinancing Deep Tech erhalten. Was passiert mit dem Geld?

Der aws Grant ist zum Bau der genannten zweiten Generation der Cleanup Units 2 und 3 vergeben worden, sowie zur Expansion in die europäischen Märkte bestimmt. Wir arbeiten bereits mit Hochdruck an der Umsetzung und freuen uns auch, wenn sich Interessierte bei uns melden, die entweder im Bereich Maschinenbau/Mechanical Engineering und Fertigungstechnologie beziehungsweise Sales und Marketing motiviert sind, in einer jungen Firma mit Gas zu geben.

© Carbon Cleanup
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