Carbon Crusher: Norwegisches Startup bindet CO2 in Straßen und setzt dabei auf Holz
Die Bilder sind gut bekannt – nach einem Winter sind die Straßen gerissen und ein Schlagloch reiht sich an das andere. Das kann gut und gerne in einigen Ortschaften auch über einen längeren Zeitraum bei dem bekannten Bild bleiben. Bis es nicht mehr geht. Wenn die Straßen aber dann doch renoviert werden, bedeutet das Baustellen, Sperrungen und Staus für die Autofahrenden. Der Grund dafür, dass die Straßen aufreißen, sind kleine Löcher oder Risse im Asphalt, durch welche Feuchtigkeit eindringt, welche vereist und sich ausdehnt. Das wiederum verstärkt die Risse, aus denen in weitere Folge und Benutzung der Straße Schlaglöcher werden.
Das norwegische Startup Carbon Crusher will das Problem nun gelöst haben. Und nebenbei den eigenen Aussagen nach „Kohlenstoff-negative Straßen“ ermöglichen. Dafür setzen sie auf den „Carbon Crusher“ und das vielseitige Biopolymer Lignin.
Carbon Crusher ersetzt Rohöl
Lignin ist in der pflanzlichen Zellwand eingelagert und dafür verantwortlich, dass Pflanzen verholzen. Das erst 2021 gegründete norwegische Startup Carbon Crusher nutzt Lignin hingegen, um auf dessen Basis ein Bindemittel für den Straßenbau zu entwickeln. Das soll das wiederum bisher eingesetzte Bitumen, eine Art Rohöl, ersetzen und so Steine und Sand im Asphalt zusammenkleben. Dafür kommt die gleichnamige Maschine Carbon Crusher zum Einsatz. Dieser zerkleinert und recycelt die vorhandene Straße, so das Startup, wodurch weniger zusätzliches Material benötigt werde. Seit mehr als zehn Jahren wurde der Carbon Crusher entwickelt, immer konfrontiert mit den norwegischen Bedingungen.
Wie Holzabfall Kunststoffe in der Autoindustrie ersetzen könnte
Lignin als Bindemittel
Anschließend verbindet das Bindemittel auf Ligninbasis die zuvor zerkleinerte Masse. Lignin selbst ist oft ein Abfallprodukt in der Papierindustrie. Wird es verbrannt, zur Energiegewinnung beispielsweise, setzt es das zuvor von den Bäumen gebundene CO2 frei. Carbon Crusher selber gibt an, nur Lignin aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu nutzen. Das Bindemittel auf Basis des pflanzliches Stoffes soll im Vergleich zu Bitumen flexibler und weniger anfällig für Risse sein. Zudem werde der Kohlenstoff, der zuvor von den Bäumen absorbiert wurde, in den neuen Straßen gebunden. Daher würde der Prozess weniger CO2 verursachen, als binden, was das Startup zu der Aussage bringt, von „kohlenstoffnegativen“ Straßen zu sprechen. Auch sei die Sanierung billiger und schneller durchführbar, da die vorhandene Straße verwendet wird, statt die alte abzutragen und zu ersetzen. Dadurch sollen somit auch die durch die Baustelle selbst und sonst notwendiger Lieferfahrten verursachten Emissionen gesenkt werden.
Zu dem Prozess gehört aber natürlich auch der Betrieb des Carbon Crusher selbst. Denn auch dessen Klimabilanz spielt bei einer solchen Rechnung mit ein. Wie das Gründerteam rund um Haakon Brunell, Kristoffer Roil und Hans Arne Flato gegenüber dem Magazin „Fast Company“ angibt, arbeite das Team an einer Verbesserung der Ausrüstung. So könnte der Carbon Crusher zukünftig autonom und mit Wasserstoff betrieben unterwegs sein. Zudem arbeite das Startup an einer Software, welche Veränderungen an Straßen über Satelliten verfolgen soll. So soll bereits aus der Luft festgestellt werden, auf welchen Straßenabschnitten Reparaturen notwendig sind. Auch wolle man den Sprung von Norwegen aus Richtung Europa wagen. So sollen dann schon bald in anderen Regionen Europas die Straßen mithilfe von Holz geflickt werden.