Carsten Buck: „Wir müssen im Konsum anfangen in Kreisläufen zu denken“
Carsten Buck liebt schöne Dinge. Konsum bedeutet für ihn auch Lebensfreude und Kultur. Konsum macht Menschen glücklich. Doch der Geschäftsführer der Hamburger Agentur Mutter weiß auch um die zerstörerische Ausbeutung von Mensch und Natur. Schon sehr früh hat Carsten begonnen sich mit Design, Marken und Natur zu beschäftigen. Sein Werdegang in einem Satz: „Vom Naturliebhaber zum Werber zum Markenentwickler für naturliebende Unternehmen.“
Mit seinem Team entwickelt Carsten gerade ein neues Marken-Design für eine alt eingesessene Bio-Konditorei, die den Übergang „vom Gründen – zum Management“ schaffen möchte. Dabei geht es vor allem um eine Übertragung des Ursprungimpuls auf einen neuen Antrieb. Spannend …
Was treibt dich im Leben an?
Neugierde.
Du beschäftigst dich ja schon seit langer Zeit mit Fragen der Nachhaltigkeit, Design und Kommunikation. Wie passt das alles zusammen?
Die bestehende Nachhaltigkeits-Kommunikation basiert oft auf rationalen Fakten. Wir Konsumenten treffen aber unsere Entscheidungen emotional, um sie uns dann zu erklären. Daher ist es wichtig, die Zugangsmotivation zum Produkt, zur Initiative emotional zu kommunizieren und im weiteren Verlauf zu erklären. Und da komme ich dann ins Spiel.
Was stand bei dir am Anfang. Kommunikation, Nachhaltigkeit oder Design?
Design.
Wie beurteilst Du den Stellenwert von Design wenn es um die Gestaltung unserer Zukunft geht?
Das Notwendige zu erkennen, zu verstehen, bedarf guter Kommunikation, guten Designs. Bei Produkten, Dingen unseres täglichen Bedarfs läuft das anders. Da die Umweltauswirkungen, laut Industrie, zu 80% von Design-Entscheidungen abhängen, ist der Stellenwert von Design nicht hoch genug zu hängen.
Wie ist Deine Vorgangsweise, wenn Du an neue Projekte herangehst?
Schritt 1: Workshop, um die Seele eines Unternehmens einer Marke freizulegen.
Schritt 2: Mit unserem „180°-Tool“ unterschiedliche Zugangsmotivationen und Positionierungen freilegen.
Schritt 3: Dies entsprechend gestalten und entwickeln.
Mit „Zombie Design“ hast Du vor einigen Jahren ein Buch geschrieben, wo du auch der Frage nach dem guten Leben nachgehst. Warum ein Buch?
Der zweijährige Prozess hat mir geholfen, in diesem Diskurs sprachfähig zu werden. Meine Positionen zu schärfen und zu überdenken. Dazu hat es geholfen, neben den Stromkreisläufen und den CO2-Reduzierungen, den Konsumenten und sein Konsumverhalten verständlich zu machen. Es geht nicht ohne ihn.
Was gehört für dich zum guten Leben dazu?
Sinn / Liebe / Gesellschaft / Begegnung / Gute Nahrung / Kunst / Waldspaziergang
Wie würdest Du gutes Leben definieren?
Den Blick für die Menschen um einen herum offenhalten, Essen zusammen genießen und mindestens einmal am Tag das Gewöhnliche beobachten.
An welchen Projekten arbeitest Du gerade?
Markenentwicklung für Biomarken und darüber hinaus versuche ich in meiner neuen Rolle als Mitgründer eines Purpose-Unternehmens anzukommen; Gute Kulturen
Du beobachtest die Entwicklungen rund um Nachhaltigkeit ja sehr genau. Wo stehen wir da jetzt?
Am Anfang. Solange die Antwort auf ein schlechtes Produkt immer noch „nur“, das etwas bessere nachhaltige Produkt ist, können wir das grundsätzliche Problem nicht angehen. Wenn wir nicht aufhören, alles immer verkaufbar zu machen, kommen wir nicht weiter. Wir müssen auch im Konsum anfangen in Kreisläufen zu denken. Erst dann können Materialkreisläufe greifen.
Wer ist eigentlich besonders gefordert. Die Politik, Wissenschaft, Unternehmer, Konsument …?
Der Rahmengeber: die Politik. Wir benötigen aber auch neue Angebote auf der Sinnebene –
auf der Ebene der Spiritualität. Warum machen wir das eigentlich? Wozu sind wir hier?
Zum Konsumieren? Nur um mein Design in die Welt zu bekommen?
Drei Dinge, die im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit sofort passieren müssen:
- Das Patt beseitigen. Solange es einfach wirtschaftlich total Sinn macht, dass wir Dinge im Wochenrhytmus kaufen und wegwerfen (Mode, technische Geräte etc.) können sie noch so nachhaltig sein. Am Ende verlieren alle.
- Der Konsument wird unglücklich, weil der Kauf einen unbefriedigt lässt, da schon das nächste neue Ding da ist..
- Der Hersteller wird unglücklich (weil er die Dinge so herstellen muss, dass sie nicht lange halten, oder up to date sind, damit die Konsumenten das Neue kaufen).
- Der Ingenieur wird unglücklich (weil er könnte auch anders).
Der Staat wird unglücklich (da er im Müll versinkt).
Drei positive Beispiele im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit:
- Die Nachfrage nach Biolebensmitteln wächst.
- Die Städte stellen mehr Raum für das Fahrrad zur Verfügung
- Wir haben den Wert der Biene erkannt.
Wie wird die Welt nach Corona ausschauen? Eine Idee?
Soweit kann ich nicht schauen.
Was macht dich persönlich aus?
Offen für Neues, reifer durch Erfahrung (Beruf / Unternehmer / Vater)
Welche Projekte liegen noch in der Schublade? Gibt es noch ein weiteres Buch?
Nein, es wird kein weiteres Buch geben.
Eine elektrisierende Idee gibt es: Das Food-Startup Hub in Hitzacker. Das liegt im Wendland, wo auch unsere Fabrik „Gute Kulturen“ steht. Dort den „neuen Gründern“ der Lebensmittelsbranche einen Raum zu geben, würde ich großartig finden. Mal sehen ….
Was würde der Welt abgehen, wenn es dich nicht geben würde?
Da musst du meine Freunde fragen!
Wer sind Deine wichtigsten Unterstützer?
Meine Frau Eva und mein sehr freundschaftliches Umfeld
Wie startest Du in den Tag? Gibt es „Rituale“ die Du umsetzt?
Kaffee am Bett. Lauf am Morgen.
Was braucht ein Tag, um perfekt zu sein?
Unterschiedlich – aber ein schöner Tag hat auch immer einen Anteil an Zerstreuung. Eine Begegnung, ein Spaziergang, eine Unterhaltung oder die Entdeckung eines Satzes / Objektes / Orts
Hast du für unsere Leser*innen eine Buchempfehlung, einen Web-Tipp, einen Tipp für einen inspirierenden Platz, …?
- Coyote and Thunder
- Townes Van Zandt zum Lesen und zum Hören
- Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich Eisenstein Charles
Wen sollten wir noch für „way to passion“ interviewen?
Zu guter Letzt: Kurze Fragen – kurze Antworten!
Zickzack-Lebenslauf oder geradlinige Karriere?
Für mich Zickzack – aber womöglich für andere gradlinig
Arbeitet bedeutet für mich ….
Etwas Neues erfahren. Einer Idee zum Durchbruch zu verhelfen. Möglichkeiten suchen.
Leidenschaftlich gerne …
… bin ich in Schweden
Lieblingsort zum konzentrierten Arbeiten?
In meinem Büro.
Auf meinem Smartphone Homescreen ist zu sehen …?
Meine Kinder.
Um abends abzuschalten ….
… ein Negroni + ein Fußballspiel im TV (DAZN).