„Falsches Design, falsche Ausrüstung“: CATL-Gründer warnte europäische Batteriehersteller
Robin Zeng, Gründer und CEO des weltgrößten Batterieherstellers CATL, hat bereits öffentlich im September 2024 vor gravierenden Defiziten bei europäischen Batterieherstellern wie Northvolt gewarnt. In einem ausführlichen Interview mit Nicolai Tangen, CEO des Norges Bank Investment Management, äußerte sich der Chef des chinesischen Konzerns, der einen Weltmarktanteil von 37,5 Prozent hält, ungewöhnlich kritisch über die europäische Konkurrenz.
„Europäische Batteriehersteller haben drei grundlegende Probleme: falsches Design, falsche Prozesse und falsche Ausrüstung“, so Zeng. Diese Mängel würden zwangsläufig zu Problemen bei der Skalierung, der Auslastung und letztlich auch bei der Zuverlässigkeit und Sicherheit führen. Als Hauptursache identifiziert er fehlendes Verständnis für elektrochemische Prozesse.
Northvolt galt in Europa eigentlich als die große Antwort auf die Dominanz asiatischer Hersteller im Akku-Bereich. Während CATL und BYD aus China und LG und SK On aus Südkorea oder Panasonic aus Japan den Weltmarkt dominieren, ist Europa in dem Bereich zurückgefallen – und das, obwohl am Kontinent zahlreiche große Autohersteller wie VW, Daimler, BMW oder Porsche sind. Auch die Beinahe-Pleite von Northvolt zeigt, dass Europa weiterhin nicht wirklich Schritt halten kann.
Der CATL-Chef sieht einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil in der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte in China. Während sich Studenten in den USA und Europa bevorzugt Bereichen wie Finanzen oder Halbleitern zuwenden würden, verfüge China über einen großen Pool an Elektrochemie-Experten. Allein CATL beschäftigt über 20.000 Ingenieure in Forschung und Entwicklung, darunter hunderte Promovierte.
Trotz der deutlichen Kritik betont Zeng, dass er Wettbewerb grundsätzlich begrüße: „Wir freuen uns über jeden, der sich dieser Reise anschließt – aber mit echten Innovationen, nicht mit Nachahmungen.“ Nur durch Wettbewerb bei Innovationen und Kreativität könne sich die Industrie gesund entwickeln.
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Northvolt musste unter US-Gläubigerschutz
Für die Zukunft sieht der CATL-Chef noch erhebliches Entwicklungspotenzial. Neben der Weiterentwicklung bestehender Lithium-Ionen-Technologie arbeitet der Konzern intensiv an Natrium-Ionen-Batterien, die bereits in kleinem Maßstab produziert werden. In 10 bis 20 Jahren könnten diese bis zu 30 Prozent des Marktes für Fahrzeuge im unteren Preissegment abdecken. CATL selbst produziert inzwischen auch in Europa – mit Werken in Deutschland und Ungarn. Allerdings stammen die Zulieferungen noch überwiegend aus China. Zeng sieht aber Potenzial für weitere Kooperationen, etwa bei der Graphit-Produktion in Norwegen.
Mit seiner Analyse legt der CATL-Chef den Finger in die Wunde der europäischen Batterieindustrie. Seine Aussagen dürften sich insbesondere auf Northvolt beziehen. Der schwedische Batteriehersteller galt als europäische Hoffnung im Wettbewerb mit der asiatischen Konkurrenz. Doch wie berichtet, musste das Unternehmen aus Schweden unter US-Gläubigerschutz und braucht bis zum 1. Quartal 2025 eine Milliarde Dollar, um den Betrieb fortzusetzen.
Die Botschaft des CATL-Chefs ist eindeutig: Europa muss massiv in Ausbildung und Grundlagenforschung investieren, um im globalen Batteriewettbewerb bestehen zu können. Andernfalls droht eine dauerhafte technologische Abhängigkeit von China – mit weitreichenden Folgen für die Transformation der europäischen Automobilindustrie.
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