CEBINA: Wie der Inkubator BioTech-Projekte aus CEE auf die internationale Bühne hebt
Zentral- und Osteuropa (CEE): Ein Markt, der bis heute immer noch schwer unterschätzt ist, obwohl er gewaltiges Wachstumspotenzial und eine hohe Innovationsrate vorweisen kann. Ein Sektor, in dem das besonders deutlich wird, ist der BioTech-Bereich. An den Universitäten im CEE-Raum entstehen ständig neue Innovationen in wichtigen Sektoren wie Medizin, Biologie, Chemie, Physik und Materialwissenschaften. Mit der richtigen Basis können hier Startups entstehen, die schon bald großes Wachstum erreichen können. Patrick Aisher hat das schon längst erkannt. Der britisch-österreichische Unternehmer und Investor leitet CEBINA Bridge Capital, den Investment-Arm des Central European Biotech Incubator and Accelerator (CEBINA).
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„Lokales Ökosystem für BioTech-Startups“
„CEBINA hat es sich zur Aufgabe gemacht, spannende und vielversprechende BioTech-Projekte aus dem CEE-Raum zu unterstützen und zu Startups zu machen. Dabei konzentrieren wir uns mit CEE auf einen Markt, der ohnehin zu wenig gefördert wird. Wir ebnen den dortigen Projekten den Weg zur Gründung“, erklärt Aisher. CEBINA hat im Jahr 2021 gemeinsam mit dem Hamburger Pharma-Forschungsunternehmen Evotec SE die Partnerschaft Danube Labs ins Leben gerufen, das die Gründung von bis zu zehn neuen Biotech-Unternehmen bis zum Jahr 2025 anstrebt.
Eszter Nagy, CEO und Gründerin von CEBINA, erzählt, wie der Inkubator das BioTech-Feld in CEE stärkt. „Wir bauen ein lokales Ökosystem auf, in dem BioTech-Startups entstehen und wachsen können. Wir bieten in Wien einen physischen Raum für die Startups komplett mit Büros und Laboren. In zukünftigen Unternehmen, die auf Basis erfolgreicher Projekte im DanubeLab gegründet werden, verbleiben die Forschungsteams an den Universitäten, an denen sie entstanden sind, aber der Geschäftsbetrieb wird in Wien angesiedelt sein. Bei CEBINA arbeitet ein Team aus Expert:innen, das sich nicht nur auf Unternehmensgründung versteht, sondern auch auf die Wissenschaft. Für unseren Inkubator ausgewählt zu werden, ist nicht nur eine große Hilfe, sondern auch ein Qualitätszeichen für Forschungsprojekte“, so Nagy.
Projekte bieten starken Return on Investment
CEBINA sucht in Forschungseinrichtungen im CEE-Raum nach akademischen Projekten im BioTech-Bereich. Rund 300 Universitäten sind hierbei einbezogen. „Die Projekte sind sehr vielfältig und haben keinen besonderen Fokus auf ein therapeutisches Gebiet. Danube Labs ist auf der Suche nach Innovationen, was bedeutet, dass die Projekte nicht nur Ideen sein dürfen, sondern auch das Potenzial zur Produktentwicklung nachweisen müssen. Die Durchführbarkeit und glaubwürdige Forschungsdaten müssen gewährleistet sein. Natürlich strebt der Inkubator auch nach Rentabilität“, sagt Sophie Zettl, Principal Director von Danube Labs.
„Als Investor ist es für mich natürlich auch wichtig, dass es einen Return on Investment (ROI) gibt. Dadurch, dass wir Projekte sehr sorgfältig auswählen und vor der Gründung strenge Überprüfungen durchführen, stellen wir jedoch sicher, dass es einen Profit gibt. Unser angestrebter ROI steht für jedes Projekt bei 3x bis 4x“, so Aisher. Durch das Inkubator-Programm werden die Startups selbst zu attraktiven Investment-Möglichkeiten.
Diese Startups sind im Inkubator von CEBINA
Der CEBINA-Inkubator hat eine Reihe von spannenden Startups hervorgebracht. Drei Beispiele beschreibt Eszter Nagy im Gespräch:
Calyxha
Das 2019 gegründete Jungunternehmen Calyxha entwickelt neuartige niedermolekulare entzündungshemmende Medikamente. Das Team des Startups zielt auf verschiedene Entzündungskrankheiten ab und befindet sich derzeit in der präklinischen Entwicklung. Das Hauptprodukt von Calyxha, CAL-4, soll eine sichere Alternative zu Kortikosteroiden für Asthma sein und soll noch in diesem Jahr in die Klinik eingeführt werden.
Algonist
Weltweit sind bis zu 1,5 Milliarden Menschen von chronischen Schmerzen betroffen, aber es besteht nach wie vor ein großer ungedeckter medizinischer Bedarf, da die Patienten mit Standard-Analgetika keine angemessene Linderung finden. Algonist entwickelt neuartige Medikamente gegen chronische Schmerzen, die eine vergleichbare Wirksamkeit wie Opioide haben, aber nicht zur Abhängigkeit führen.
MAG—LAB
MAG steht für „Molecular Architecture Group“. Mit einem pragmatischen Ansatz und der Nutzung von Chemie, molekularer Strukturbiologie und Computertechnologie will MAG-LAB die Art und Weise revolutionieren, wie molekulare Therapeutika entwickelt werden. MAG bringt nicht nur Innovationen in die Projekte seiner Kund:innen ein, sondern entwickelt auch seine eigene Pipeline neuartiger Therapeutika für anspruchsvolle medizinische Bedürfnisse.
CEBINA Bridge Capital investiert in Projekte
Während der Inkubator Projekten dabei hilft, zu Startups zu werden, unterstützt CEBINA Bridge Capital sie finanziell. Aktuell fördert der Investment-Arm sechs Projekte aus Universitäten in Slowenien, Ungarn, Polen, Österreich und Italien. Insgesamt zehn Millionen Euro umfasst der momentane Fonds, der vor zwei Jahren aufgestellt wurde. CEBINA und Evotec SE stellen durch Danube Labs darüber hinaus weitere zehn Millionen an Finanzierungsmitteln zur Verfügung. Der laufende Fonds konzentriert sich vor allem auf den Bereich der Therapeutik und ist hierbei breit gefächert. Patrick Aisher hält es für möglich, dass es in Zukunft auch einen neuen Fonds von CEBINA Bridge Capital geben könnte. Ein möglicher Fokus wäre hierbei das Feld der neurodegenerativen Erkrankungen.
„Durch das Zusammenspiel zwischen CEBINA, Bridge Capital und Evotec SE entsteht ein starkes Ökosystem für BioTech-Projekte im CEE-Raum. Durch die Synergien entsteht eine positive Situation für alle. Die Forschung wird finanziell kompensiert und hat außerdem einen einfacheren Weg in den klinischen Bereich. Dadurch entsteht eine direkte Pipeline zwischen spannender Forschung aus dem CEE-Raum und Österreich. Durch unser strenges Due Diligence-System zielen wir darauf ab, dass die Projekte von höchster Sorgfalt gekennzeichnet und für den BioTech-Bereich sehr vielversprechend sind“, so Nagy.
Inkubator im CEE-Raum bereits bekannt
Um die richtigen Projekte zu finden, verlässt sich CEBINA nicht nur auf das eigene Netzwerk an Universitäten, sondern auch auf lokale Ratgeber:innen sowie offene Calls für Vorschläge in Netzwerken wie LinkedIn. Zuerst untersucht der Inkubator die Projekte basierend auf nicht vertraulichen Informationen, beispielsweise welche Krankheit das Forschungsteam behandeln will. Ist das Projekt für den Inkubator interessant, vereinbart er mit den Forschenden eine wissenschaftliche Diskussion, in der auch vertrauliche Informationen zur Sprache kommen.
Auch Danube Labs ist ei wichtiger Player im europäischen Startup-Ökosystem. Satte 221 Projekte aus 16 Ländern hat CEBINA hier in diesem Jahr angeschaut. Die meisten davon stammen aus Polen, Österreich, Ungarn und Italien. Die Projekte sind in unterschiedlichsten Bereichen unterwegs, die meisten jedoch in der Onkologie und bei Infektionskrankheiten. Danube Labs ist bei der Auswahl sehr streng, nur fünf Prozent der Projekte haben es in die nähere Auswahl geschafft.
„Wir haben uns in CEE bereits einen Namen gemacht. Deswegen kommt bei uns ständig ein Strom an spannenden Ideen herein“, sagt Sophie Zettl. Ist ein Projekt für den Inkubator ausgewählt, erstellt das CEBINA-Team mit den Forschenden einen auf Meilensteinen basierten Arbeitsplan über die kommenden neun bis zwölf Monate. Dann wird ein Budget aufgestellt, das die Zustimmung von Danube Labs benötigt. Dann findet die tatsächliche Forschung statt, wobei es hierbei regelmäßige Meetings gibt, in denen der Fortschritt unter die Lupe genommen wird.
Organisation zeigt Potenzial von CEE-Raum
CEBINA übernimmt hierbei die Eigentümerschaft über das Projekt. Die Forschenden können dabei selbst noch eine Management-Rolle haben, doch viele entscheiden sich tatsächlich dagegen, erzählt Wolfgang Friedl, COO von CEBINA. „Wir ermöglichen es den Wissenschaftler:innen, trotz der Startup-Gründung weiterhin ihren ganzen Fokus auf die Forschung zu legen. Auch für die Universitäten, die die Forschenden beschäftigen, ist das ein Vorteil. Außerdem kommunizieren wir diese Arrangements sehr transparent, die Forschenden wissen im Voraus genau, worauf sie sich mit CEBINA einlassen“, so Friedl.
In Zukunft will der Inkubator noch wesentlich sichtbarer werden und mit mehr Calls auf sich aufmerksam machen. Auch geographisch könnte es zu einer deutlichen Expansion kommen. So könnte es bald mehr Kooperationen mit den USA und mit China geben. Das Hauptziel von CEBINA ist es aber, den Widerstand bei Investor:innen gegenüber Investments im CEE-Bereich zu reduzieren. „CEE ist ein sehr bedeutsamer Ort für ökonomische Interessen und für Life Sciences. Österreich ist hier als Brücke zwischen CEE und Westeuropa gut platziert. Wir wollen zeigen, wie wichtig es ist, jetzt auf diesen Zug aufzuspringen“, erläutert Patrick Aisher.