Neue Zahlen verdeutlichen, warum Google Angst vor ChatGPT hat
Wenn wieder einmal der Standsatz „AI ist gekommen, um zu bleiben“ fällt, dann hat er eine klare Grundlage. Denn knapp eineinhalb Jahre nach dem Launch von ChatGPT ist klar, dass der AI-Assistent kein zeitweiliges Phänomen ist, sondern auch im Jahr 2 seit der Veröffentlichung wächst. Das zeigen neue Zahlen des renommierten Pew Research Center, das sich unter anderem auch intensiv mit Fragen der Medien- und Online-Nutzung der US-Amerikaner:innen auseinandersetzt.
„Es ist mehr als ein Jahr her, dass das öffentliche Debüt von ChatGPT die Tech-Welt in Aufruhr versetzte. Und die Nutzung des Chatbots durch die Amerikaner nimmt zu: Laut einer im Februar durchgeführten Umfrage des Pew Research Centers gaben 23 % der Erwachsenen in den USA an, dass sie ihn schon einmal genutzt haben, gegenüber 18 % im Juli 2023“, heißt es in einer aktuellen Studie. Bedeutet: knapp ein Viertel aller über 18 Jahre alten US-Amerikaner:innen sagen, dass sie ChatGPT mindestens ein Mal genutzt haben.
Bei jüngeren Zielgruppen ist der Anteil der Nutzer:innen schon deutlich höher: bei den 18 bis 29-Jährigen ist der Anteil auf mittlerweile 43 Prozent geklettert, bei den 30 bis 49-Jährigen auf 27 Prozent. Die Nutzung des OpenAI-Chatbots ist nicht auf einen Usecase beschränkt, sondern verteilt sich relativ regelmäßig auf Arbeit, Ausbildung und Freizeit. Damit ist auch klar, dass ChatGPT nicht bloß eine Coding- und Schreib-Hilfe für Arbeitende ist, sondern einer breiteren Masse dienlich ist.
Wo ChatGPT aber abstinkt, sind die Informationen, die es zur US-Wahl 2024 liefert – diesen Infos traut nur ein kleiner Bruchteil der User wirklich, während die große Mehrheit jener, die das Tool kennen, sagen, dass sie Wahlinformationen, die ChatGPT liefert, kaum oder gar nicht trauen.
Auch sind manche Prognosen aus dem Jahr 2023, dass der ChatGPT-Hype bereits wieder vorüber sei, wohl verfrüht gewesen. Denn neue Zahlen des Analyse-Dienstes SimilarWeb zeigen, dass der Traffic zu chat.openai.com vor allem in den USA zuletzt wieder stark zugelegt hat.
Mehr als 200 Mio. Visits in den USA im Februar 2024
„Mit 1,6 Milliarden Besuchen im Februar hat ChatGPT (chat.openai.com) noch nicht das Niveau des weltweiten Traffic-Aufkommens erreicht, das im Mai 2023 erreicht wurde, das bei 1,8 Milliarden Besuchen, nach Schätzungen von Similarweb, lag“, heißt es seitens des Unternehmens. „Innerhalb der USA erreichte ChatGPT jedoch im Februar mit 208,8 Millionen Besuchen einen neuen Höchststand. Darin enthalten sind 10 Millionen Besuche von Personen, die auf Custom GPTs zugreifen, die nur für zahlende Kunden zugänglich sind.“
Damit ist ChatGPT auch um ein Vielfaches größer als sein größter Rivale, nämlich Gemini von Google. „Als Google seinen Chatbot von Bard in Gemini umbenannte, erreichte die Nutzung mit 51,7 Millionen eindeutigen Besuchern auf gemini.google.com einen neuen Höchststand“, heißt es seitens SimilarWeb. „Herausforderer wie Perplexity und Claude wachsen, sind aber gemessen am Webverkehr noch relativ klein.“ Auch bemerkenswert: ChatGPT ist mittlerweile größer als die zweitgrößte Suchmaschine der Welt, Bing von Microsoft.
Kein Wunder also, dass bei Google die Alarmglocken schrillten und man überhastet und mit vielen Fehlern versuchte, möglichst schnell einen Konkurrenten (zuerst Bard, dann Gemini) zu platzieren. Das ist bisher nur teilweise gelungen. Und auch andere Startups wie Anthropic mit „Claude“ sind zwar technishc mittlerweile auf Augenhöhe mit GPT-4, reichen aber in der Nutzung bei weitem nicht an ChatGPT heran.