Aktiensturz

Chegg: Aktie von Lernplattform seit ChatGPT-Start um 99 Prozent abgestürzt

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Chegg dürfte vielen Menschen, die in den letzten Jahren studiert haben, ein Begriff sein. Das US-Unternehmen begann in den 2000er Jahren mit dem Verleih von Lehrbüchern und expandierte später zu Online-Studienhilfen und schließlich zu einer Plattform mit vorformulierten Antworten auf gängige Hausaufgabenfragen. Doch ChatGPT hat das Geschäftsmodell des Unternehmens mittlerweile fast völlig zunichte gemacht, berichtet Gizmodo. Seit dem Start von ChatGPT ist die Aktie von Chegg um 99 Prozent abgestürzt. Die Inhaber:innen der Anleihen befürchten nun, dass das Unternehmen nicht in der Lage sein wird, seine Schulden weiter zu begleichen.

Chegg: ChatGPT lässt Aktie der Busuu-Mutter abstürzen

Absturz nach Boom in der Corona-Pandemie

Der Höchststand der Chegg-Aktie war im Jahr 2021. Hier ließ der Trend zum virtuellen Lernen in der Corona-Pandemie die Nachfrage nach oben schießen. Seitdem ist der Wert um 99 Prozent gesunken, also um etwa 14,5 Milliarden Dollar. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine halbe Million zahlender Abonnent:innen verloren. Nachdem die Einnahmen von Quartal zu Quartal sinken, gibt es Zweifel daran, dass sich das Unternehmen retten kann. Das verheißt wohl auch nichts Gutes für die Sprachlern-App Busuu, die Chegg im Jahr 2021 übernommen hat.

Jahrelang hatte Chegg tausende von Auftragnehmer:innen bezahlt, um Antworten auf Fragen zu allen wichtigen Themen zu schreiben. Das ist nicht nur ein ziemlich arbeitsintensiver Prozess, es gibt auch keine Garantie, dass die Auftragnehmer:innen überhaupt eine Antwort haben. ChatGPT hingegen hat so ziemlich das gesamte Internet durchforstet und kann mittlerweile die meisten Fragen beantworten.

Busuu: Gründer Bernhard Niesner über den 385-Millionen-Euro-Exit

Chegg hat AI-Tools zu spät implementiert

Ein anderer Grund für den Absturz von Chegg liegt am Ende der Pandemie-Lockdowns. Als das virtuelle Lernen boomte, lief auch das Geschäft des Unternehmens gut. Aber wie das Wall Street Journal berichtet, scheint es einen Zusammenhang zwischen der Einführung von ChatGPT und der Kündigung von Chegg-Abonnements durch Student:innen zu geben. Obwohl Chegg seine eigenen AI-Produkte entwickelt hat, kämpft das Unternehmen darum, Kund:innen und Investoren davon zu überzeugen, dass es in einem durch ChatGPT auf den Kopf gestellten Markt immer noch einen Wert hat.

Eine Umfrage der Investmentbank Needham unter Student:innen ergab, dass 30 Prozent in diesem Semester Chegg nutzen wollen, gegenüber 38 Prozent im Frühjahr. Dagegen wollen 62 Prozent ChatGPT nutzen, gegenüber 43 Prozent im Frühjahr. Es ist unklar, was Chegg jetzt tun kann, um das Ausbluten zu stoppen. Das Unternehmen hat im Sommer 441 Mitarbeiter:innen entlassen, ein Viertel seiner Belegschaft. Das Unternehmen versucht laut dem neuen CEO, „neugierige Lernende“ anzusprechen, indem es umfassendere KI-unterstützte Antworten sowie Live-Beratung anbietet.

Berichten zufolge hatten Chegg-Mitarbeiter:innen ironischerweise im Jahr 2022 tatsächlich um Ressourcen für die Entwicklung von AI-Tools zur Automatisierung von Antworten gebeten. Diese Tools sollten dabei helfen, den enormen Anstieg der neuen Nachfrage zu bewältigen. Die Führung des Unternehmens lehnte den Antrag auf die Entwicklung von KI-Tools bis zur Veröffentlichung von ChatGPT ab, aber selbst dann waren einige intern nicht beunruhigt, weil der Chatbot dazu neigt, falsche Antworten zu erfinden. Aber wie bei einem Tool wie Wikipedia sind Schüler:innen und Student:innen bereit, wegen der Bequemlichkeit ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen.

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