Interview

Chi Impact Capital-CEO: „Das Momentum des Impact Investments ist definitiv da“

Christin ter Braak Forstinger: "Das Momentum des Impact Investments ist definitiv da" @privat
Christin ter Braak Forstinger: "Das Momentum des Impact Investments ist definitiv da" @privat
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Im Zuge der aktuellen Umwelttechnikerhebung des österreichischen Klimaministeriums befragten diese über 2.700 Unternehmen der österreichischen Umwelttechnik-Wirtschaft aus Industrie und Dienstleistungen. Die Umfrage ergab, dass dieser Bereich allein in Österreich im Moment in den befragten Unternehmen 51.500 Arbeitsplätze schafft und im Jahr 2019 rund 15,24 Milliarden Euro an Umsatzerlösen generiert hat. Damit zeigt sich in dem Bereich ein seit Jahren steigender Trend. So verzeichnet der Bereich einen jährlichen Wachstum von je 6,0 Prozent seit 2015. Das Resümee des Klimaministeriums daher: Die „Green-Tech-Branche leistet einen wertvollen Beitrag für unsere Umwelt, stärkt den Wirtschaftsstandort und schafft wichtige Arbeitsplätze“.

Wenig verwunderlich steigt daher auch das Interesse von Investor:innen in dem Bereich. Dabei hat sich eine ganz eigene Sparte heraus gebildet, das Impact Investment. Durch Investments sowohl Rendite generieren als auch messbaren Impact – das ist die Prämisse hinter der Anlageform des Impact Investments. Denn die Diskrepanz zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, zwischen der eigenen Mission und der Notwendigkeit von Finanzierungen beschäftigen nicht selten Unternehmer:innen, welche im Impact Bereich tätig sind. Das kann auch die Oberösterreicherin Christin ter Braak-Forstinger bestätigen. Ter Braak-Forstinger ist die Gründerin und CEO von Chi Impact Capital und hat 2017 außerdem das Buch „Conscious Investing“ zu der Thematik veröffentlicht.

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Impact Investorin aus Zufall

Sie selbst ist eher Stück für Stück auf das Thema gestoßen. Nachdem sie in Österreich Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaft studierte, schloss sie ihr Masterstudium an der Duke Law School in North Carolina im Juni 2001 ab. Nachdem ihr erster Job in einer New Yorker Wall Street Kanzlei im damaligen World Trade Center einige Wochen vor dem Anschlag vom 11. September unerwartet abgesagt wurde, bewarb sie sich „aus Verlegenheit“, wie sie selber sagt, an der Harvard Law School für ein Stipendium und schrieb da ihre Doktorarbeit mit Auszeichnung. Nach einem Stopp bei einer Private Equity Firma in Boston und einer internationalen Anwaltskanzlei in Wien, landete sie schließlich in Zürich, wo sie auch heute noch lebt.

„Den ersten Kontakt mit Impact Investing hatte ich 2008, das war um ehrlich zu sein rein zufällig“, so ter Braak-Forstinger im Gespräch mit Tech & Nature. Die Oberösterreicherin ist Mitbegründerin des Vereines Braveaurora, welcher sich in Nord Ghana für gefährdete Kinder und Dorfentwicklung einsetzt. Nach einem Aufenthalt vor Ort im Jahr 2008 erhielt sie in ihrer damaligen Arbeitsstelle in der Zürcher Privatbank Julius Bär die Anfrage eines Family Offices, welche mit einem Fonds auch soziale Return erzielen wollten, so die Gründerin: „In dem Moment dachte ich mir: Cool, so können wir zwei Welten kombinieren. Das war der Zeitpunkt, in welchem ich Feuer für die Thematik gefangen habe.“ Nachdem sie daraufhin zu einem nachhaltigenVermögensverwalter wechselte, entschied sie sich 2011 für den Weg in die Selbständigkeit, zunächst mit einem Beratungsunternehmen im Impact Investing Bereich, dann 2017 mit Chi Impact Capital.

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Messbarer Einfluss als Teil der DNA

Chi Impact Capital berät über den in Luxemburg ansässigen Nixdorf Kapital Impact Fund S.C.Sc., SICAV-RAIF – Burning Issues Impact Fund (BIIF). Über diesen sollen „qualifizierte professionelle“ Anleger:innen die Möglichkeit bekommen, „in transformative und skalierbare Geschäftsmodelle zu investieren, die mithelfen die dringlichsten Probleme unserer Zeit vor unserer Haustür zu lösen und mithelfen, die dringlichsten („most burning“) Sustainable Development Goals (SDGs) zu erreichen“, so das Unternehmen zu dem eigenen Fond. „Wir wollen wirklich den Wandel in Richtung regenerative Wirtschaft durch Impact Investing pro-aktiv vorantreiben“, so ter Braak-Forstinger. Der Schwerpunkt des Fonds liegt dabei den eigenen Angaben nach Sektor-agnostisch auf Investitionen in Unternehmen der Kreislaufwirtschaft und des „bewussten Konsums“, Climate Tech und Energieeffizienz, Nahrungsmittelsicherheit und Food Tech, Smart Mobility und klimaresiliente Gesundheitsversorgung. Die Gründerin: „Der positive Impact muss wirklich in der DNA der Dienstleistung und im Produkt verankert sein, nicht nur als ein Add-on.“

Der Fond ist inzwischen live, aber die nächsten zwölf Monate noch im Fundraising, wie die Oberösterreicherin angibt. Vier Investments wurden bereits getätigt, zu ihrem Portfolio gehören bekannte Unternehmen wie das Food Tech Unternehmen Mosa Meat aus den Niederlanden oder das österreichische Climate Tech Unternehmen Neoom Group. „Wir wollen mit unserem Fond zeigen, dass Deep Impact und attraktive Financial Returns kombiniert werden können. Der systematische Wandel der Wirtschaft ist auch finanziell die richtige Wahl. Bei uns gehen Impact und Skalierung eines Unternehmens Hand in Hand“, so ter Braak-Forstinger.

„Momentum des Impact Investments ist da“

Das steigende Interesse an Unternehmen, welche sich dem Kampf gegen die Klimakrise verschrieben haben, wird auch in dem im Februar 2021 veröffentlichten Statusbericht zur Climate Tech Szene der britischen Bratungsfirma Price Waterhouse Coopers (PwC)  deutlich. Diese definieren als Climate Tech Startups, Unternehmen, die an Technologien zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen arbeiten. In dem Bericht wird ein enormer Wachstum allein in der Branche deutlich. 2019 wurden weltweit 16 Milliarden US-Dollar Venture Capital in 590 Unternehmen investiert. 63% davon in Startups, welche sich auf die Reduzierung der Emissionen in den Bereichen Verkehr und Transport spezialisiert haben, so die Ergebnisse der Analyse.

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Dieses steigende Interesse der Investor:innen macht aber auch Missstände deutlich, so die Gründerin von Chi Impact Capital, Christin ter Braak-Forstinger: „Das Momentum des Impact Investments ist definitiv da. Es kommt aber nicht ohne Nebenwirkungen. Das „Impact Washing“ ist im Moment ein großes Problem. Es braucht mehr Transparenz und mehr selbstverpflichtende Standards.“ Chi Impact Capital selber verfüge über eine umfassende Impact-Methodik und definiere, messe und berichte Impact-Ziele für jedes Unternehmen in die der Burning Issues Impact Fund investiere, so die eigenen Angaben. „Wir sehen uns da als Sparring Partner der Unternehmen. Wir wollen niemanden zur gewünschten Impact Zusammenarbeit drängen. In der täglichen Praxis müssen wir dies auch gar nicht, da die Beteiligungsunternehmen den Mehrwert der Impact Zusammenarbeit erkennen und schätzen“, so die Gründerin.

Mit dieser Einstellung will die Oberösterreicherin zukünftig weitere Unternehmen durch Impact Investments unterstützen. Im Moment befinden sie sich noch im Aufbau des Portfolios, zwischen zehn bis 15 Investments seien am Ende geplant, so die Unternehmerin. Die Höhe der Investitionen bewegen sich dabei in der Regel zwischen 500.000 Euro bis eine Million Euro, so ter Braak-Forstinger. Mit dieser Unterstützung sollen die heute dringlichsten Themen unserer Zeit adressiert Weden und dafür Lösungen bereit gestellt werden. Der Gedanke, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit auf zwei verschiedenen Seiten stehen, soll so dann immer irrelevanter werden.

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