Eliézer Ndinga ist Research Associate bei der 21Shares AG, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit den Auswirkungen der chinesischen Restriktionen gegen Bitcoin-Mining.
In der vergangenen Woche hat sich Bitcoin – mit der Ausnahme eines, der anhaltenden Unsicherheit auf dem chinesischen Market geschuldeten Kurzaufenthalts bei 28.000 Dollar – größtenteils auf der Marke von 30.000 US-Dollar gehalten. Das kurzfristige Absinken unter 30.000 führte zu allgemeinen Panikverkäufen, und die nachfolgenden Liquidationen verschärften diesen Verkaufsdruck, indem sie einen neuen Rekord an von Bitcoin-Händlern erlittenen Verlusten aufstellten: 3,4 Milliarden Dollar in dieser Woche. Damit wurde das bisherige Rekordhoch von 2,6 Milliarden der Verkaufswelle vom Mai 2021 übertroffen. Die chinesischen Restriktionen haben auch Störungen im Bitcoin-Netzwerk nach sich gezogen, wie wir im Folgenden erläutern.
Der letzte Transaktionsblock der Bitcoin-Blockchain wurde – zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichts – vor über 40 Minuten
gefunden und berechnet.
Normalerweise nimmt dieser Prozess um die zehn Minuten in Anspruch, doch das harte Vorgehen gegen Bitcoin-Mining in China hat viele Miner dazu veranlasst, ihre Arbeit einzustellen. Berichten zufolge gingen um die 60 Prozent aller Miner in China als Folge dieser beispiellosen Zustände
offline.
Mit jedem 2016. Block oder alle zwei Wochen erfährt das Bitcoin-Netzwerk eine sogenannte Difficulty-Anpassung. Die „Mining Difficulty“ bestimmt den Schwierigkeitsgrad sowie Zeitaufwand für die Ermittlung eines Blocks, und die regelmäßige Anpassung soll die vorgesehene Bearbeitungszeit von 10 Minuten und einen fairen Wettbewerb sicherstellen. Die nächste Difficulty-Anpassung ist für kommenden Freitag, 2. Juli vorgesehen, und dabei wird erwartet, dass die Difficulty dabei um mehr als 20 Prozent sinken wird, um einer verringerten Rechenleistung gerecht zu werden – entsprechend der Leistung, über die das Netzwerk im Juni 2020 verfügte. Es wird der stärkste Rückgang an Rechenkapazität in der Geschichte von Bitcoin sein. Zugleich jedoch erwarten wir bei 21Shares, dass diese Anpassung das Bitcoin-Schürfen auch für die am wenigsten wettbewerbsfähigen Miner leichter möglich macht – zumindest für die nächsten Wochen, bis die offline gegangenen Miner wieder aktiv werden. Danach wird die Hashrate wieder – parallel zur Schwierigkeit – steigen.
Wie wir in unseren vorangegangenen Investorenbriefen betont haben, erlebt die Mining-Industrie gerade eine grundlegende Wandlung ihres Profils, die jedoch die fundamentalen Mechanismen nicht verändern wird. Krypto wird sich anpassen und in diesem neu entstandenen Paradigma gedeihen. Die anhaltende, institutionelle Akzeptanz und Adaption wird auch durch die fortlaufenden Geldflüsse in die ETPs von 21Shares belegt. Allein in der vergangenen Woche und im vergangenen Monat wurden mehr als acht Millionen bzw. 50 Millionen Dollar in unsere börsengehandelten Produkte investiert.
Jenseits des Atlantiks sind gerade Entwicklungen im Gange, die den Zugang zu Kryptoassets für den Mainstream optimieren. Dazu gehört zum Beispiel die Bekanntmachung, dass über 600 US-Banken mehr als 20 Millionen Kunden – das entspricht über einem Prozent der erwachsenen Bevölkerung – Crypto-Trading-Dienstleistungen
zur Verfügung stellen werden, während dezentralisierte Finanzdienste innovative Kooperationen mit Fintech-Startups eingehen. Compound, ein Blue Chip-Lending-Protokoll und eine App auf Basis von Ethereum, veröffentlichte soeben ein Finanzprodukt institutioneller Qualität, das Unternehmen Anlagen zu einem festen, jährlichen Zinssatz von
vier Prozent ermöglicht.
Irgendwann werden wir auf die Entwicklung in China und die damit einhergehenden Marktkorrekturen zurückblicken und in ihnen zwei von vielen Beweisen für die Robustheit des Bitcoin-Netzwerkes erkennen. Denn es ist gerade die dezentralisierte Natur von Bitcoin, die sicherstellt, dass das Netzwerk auch in Zeiten erhöhter Latenz zuverlässig läuft. Ein zentralisiert aufgebauter Zahlungsdienst könnte im Angesicht vergleichbarer Restriktionen niemals funktionsfähig bleiben. Bitcoin hingegen gibt durch sein Bestehen in einer Krise den positiven Prognosen über seine Zukunft recht.
Rechtliche Hinweise:
Das in diesem Beitrag enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken. Die 21Shares AG und ihre verbundenen Unternehmen empfehlen keine Maßnahmen auf der Grundlage dieser Informationen. Das Material ist weder als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, noch als Anlageberatung auszulegen. Darüber hinaus stellen diese Informationen keine Zusicherung dar, dass die hier beschriebenen Anlagen für eine Person geeignet oder sinnvoll sind. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Kursentwicklungen.