Meeresschutz

China & Russland dagegen: Keine neuen Meeresschutzgebiete in der Antarktis

Vorerst gibt es keine neuen Schutzgebiete in der Antarktis © James Rathmell
Vorerst gibt es keine neuen Schutzgebiete in der Antarktis © James Rathmell
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Klimakrise, Überfischung und Verschmutzung: All diese Dinge bedrohen die Ozeane. Diese zu schützen und nachhaltig zu nutzen, ist deshalb eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten bis Ende 2020 zehn Prozent der weltweiten Meeresfläche geschützt werden. Doch bisher stehen laut Studien nur knapp drei Prozent der Weltmeere unter Schutz. Besonders verletzlich gelten etwa die Ökosysteme im antarktischen Südpolarmeer, wo sich das Meer durch die globale Erderhitzung schneller erwärmt als die meisten anderen Bereiche der Weltmeere. Zudem verlieren Lebewesen wie Wale oder Pinguine durch die industrielle Fischerei auf Krill eine wichtige Nahrungsquelle.

Dadurch ist es aus Sicht der Wissenschaft sinnvoll, im Südpolarmeer Schutzgebiete auszuweisen, die als Rückzugsort für Meereslebewesen dienen und in denen nur mit Einschränkungen gefischt werden darf. Bei der 40. Konferenz der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR), die für den Schutz der antarktischen Ökosysteme und die Regelung der Fischerei im Südpolarmeer zuständig ist, konnten sich die Staaten im australischen Hobart trotz langen Verhandlungen jedoch nicht auf ein neues Schutzgebiet in der Antartkis einigen, wie am Freitag bekannt wurde.

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China und Russland fürchten um Fischfang

Diskutiert wurde auf der knapp zweiwöchigen Konferenz die Errichtung weiterer Meeresschutzgebiete in der Ostantarktis, der antarktischen Halbinsel und im artenreichen Weddellmeer. Insgesamt haben die Gebiete eine Fläche von rund vier Millionen Quadratkilometer – das entspricht etwa einem Prozent der globalen Meeresfläche. Diese unter Schutz zu stellen, ist aus Sicht der Wissenschaft durchaus sinnvoll: „Ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten ist zumindest ein Ansatz, um den Druck durch menschliche Eingriffe auf besonders sensible Ökosysteme stellenweise zu reduzieren“, sagt Nele Matz-Lück, Rechtswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Seerecht von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, im Gespräch mit dem deutschen Science Media Center (SMC).

Vor fünf Jahren hatte die CCAMLR, an der sich 24 Länder und die EU beteiligten, bereits ein 1,5 Millionen Quadratkilometer großes Gebiet im antarktischen Rossmeer unter Schutz gestellt. Es ist heute das weltweit größte bestehende Meeresschutzgebiet. Beschlüsse für ein Schutzgebiet müssen auf der Konferenz jedoch einstimmig gefasst werden. Daran scheiterte heuer die Errichtung neuer Schutzzonen, da China und Russland dem Vorschlag aus wirtschaftlichen Gründen nicht zustimmten. Beide Länder betreiben in der Gegend Fischerei, vor allem auf antarktischen Krill und Seehecht.

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Entscheidung nur auf höchster Ebene

Nun ist die Entscheidung, ob die Antarktis neue Schutzgebiete erhält, bis auf weiteres vertagt. Ob sich daran nochmal etwas ändert, liegt laut den Expert:innen vor allem an der Politik. „Diese Entscheidung kann meines Erachtens nur noch auf höchster Ebene erfolgen“, sagt Meeresbiologien Bettina Meyer von der Universität Oldenburg dem SMC.

Andere sehen das Scheitern der heurigen Konferenz jedoch nicht so streng. „Dass die drei Meeresschutzgebiete auch dieses Jahr nicht beschlossen wurden, ist kurzfristig kein Drama, denn diese Gebiete sind ja nicht unmittelbar durch menschliche Aktivitäten bedroht“,  sagt der Ökologe Thomas Brey vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. „Der antarktische Kontinent ist unbewohnt, es gibt keine kommerzielle Schifffahrt, Tourismus beschränkt sich auf kleine Gebiete an der Halbinsel, der Abbau von Rohstoffen ist verboten und die Fischerei ist durch CCAMLR gut kontrolliert. Allerdings wären Meeresschutzgebiete aus Sicht des Vorsorgeprinzips auch heute schon sinnvoll, weil sie die zukünftige Nutzung – zum Beispiel durch Fischerei – des Gebiets einschränken würden.“

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Nutzen der Schutzgebiete strittig

Gerade die strenge Kontrolle der CCAMLR in der Antarktis sehen Expert:innen wie Brey als Grund dafür, dass die antarktischen marinen Ökosysteme noch relativ intakt sind. Dennoch kritisieren Expert:innen, dass die Kommission keine Möglichkeiten hat, wirklich effektiv gegen illegale Fischerei vorzugehen. Zudem wird der tatsächliche Nutzen von Schutzgebieten teils kritisch gesehen. „Die Meeresschutzziele sind bisher nur zum Teil und nur auf dem Papier erreicht worden. In den meisten ausgewiesenen Schutzgebieten gibt es keinen Schutz vor Fischerei“, sagt Rainer Froese vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

Auch Rechtswissenschaftlicherin Matz-Lück sieht die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele skeptisch: „Ich bezweifle, dass in Zukunft zehn Prozent der Meere effektiv unter Schutz gestellt werden, sodass verschiedene Tätigkeiten einschließlich der Ausbeutung von Ressourcen untersagt und Verstöße geahndet werden“, so die Juristin. Es bleibt daher fraglich, ob die neuen Schutzgebiete in der Antarktis, sollten sich die Staaten doch noch einigen, zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels der Vereinten Nationen und damit zu einem effektiven Schutz der Ozeane beitragen würden.

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