CleevioAI: Passgenaue KI-Lösungen sollen Arbeitskräftemangel abschwächen
![Mathias Tagwerker, Mitgründer von CleevioAI © CleevioAI](https://www.trendingtopics.eu/wp-content/uploads/2025/02/547B11AA-5FD1-4D57-BE10-0443366D9C74-780x479.jpeg)
CleevioAI will den rasanten Fortschritt im Bereich KI nutzen, um europäische Unternehmen mit effizienteren und invidualisierten Lösungen auszustatten. Mathias Tagwerker, Co-Founder von Cleevio-AI teilt mit dem Startup Interviewer seine Motivation, Herangehensweise und Ziele.
Kannst du uns dein Startup vorstellen? Was macht ihr genau?
Mathias Tagwerker: CleevioAI ist ein KI-Unternehmen, das sich auf maßgeschneiderte KI-Lösungen für mittelständische Unternehmen, öffentliche Organisationen sowie Enterprise-Kunden im DACH-Raum spezialisiert hat. Unser Team an talentierten Developern besteht aus ca. 120 Mitarbeitern und 150 zusätzlichen Freelancern.
Unser Fokus liegt darauf, Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Prozesse durch KI effizienter zu gestalten, dadurch die Produktivität ihrer Mitarbeiter deutlich zu steigern und interne sowie externe Daten zu nutzen, um dem Unternehmen bei Recherche-Tätigkeiten sowie im Business Development zu helfen.
Das klingt erstmal sehr abstrakt, aber konkret bedeutet das: Wir analysieren zusammen mit unseren Kunden, wo die größten Schmerzpunkte und Roadblocks in ihren Abläufen liegen, wo wertvolle Informationen in Form von Daten liegen und entwickeln dann maßgeschneiderte KI-Lösungen und implementieren diese so, dass sie nahtlos in bestehende Systeme integriert werden können.
Ein konkretes Beispiel: Für eine große Versicherung haben wir den gesamten Ablauf für Schadensfälle automatisiert. Die KI liest eingehende Schadensfälle automatisch aus, verarbeitet diese und erstellt Handlungsempfehlungen sowie Vorlagen zur weiteren Verarbeitung, die dann nur noch final von einem Mitarbeiter geprüft werden müssen. Was früher Stunden manuelle Arbeit bedeutete, passiert jetzt in wenigen Minuten – und das bei deutlich kleinerer Fehlerquote.
Was uns besonders macht: Wir, die Gründer, sind selbst seit vielen Jahren Unternehmer in unterschiedlichsten Branchen, hatten immer mit Großkunden sowie staatlichen Organisationen zu tun und verstehen dadurch die Herausforderungen unserer Kunden sehr gut. Ein weiterer Vorteil, wir haben in den unterschiedlichsten Industrien und Abteilungen schon wirklich viele Use-Cases in der realen Welt umgesetzt.
Wer ist im Gründungsteam?
Mathias Tagwerker und Larry Liu.
Was ist die Geschichte hinter deinem Startup?
Der eigentliche Grund für die Entstehung von CleevioAI war damals ein etwas anderer als meine heutige Motivation dahinter. Ich war, seit ich in die Berufswelt eingestiegen bin, immer schon ein Mensch der ineffiziente Prozesse nicht ausgehalten hat. Vielleicht liegt es an meinem Sport Parkour, den ich seit 18 Jahren trainiere und bei dem es darum geht, immer nur den effizientesten Weg zu gehen, aber für jemanden wie mich kam KI zum genau richtigen Zeitpunkt.
Ich habe sofort damit begonnen, alle meine Prozesse im Unternehmen so gut es geht zu automatisieren und KI wo es nur geht zu nutzen. Dadurch das mein Geschäftspartner Larry Liu und ich bereits durch unsere unternehmerische Vorgeschichte ein sehr großes und spannendes Netzwerk hatten, dachten wir uns, es macht Sinn für genau diese Unternehmen, die wir kennen und die wir verstehen, das Thema KI anzubieten bzw. passende Lösungen die ihnen helfen, besser und produktiver zu werden.
Mittlerweile muss ich aber sagen, ist unsere Mission eng mit den aktuellen Herausforderungen der europäischen Wirtschaft verbunden. Als wir uns die Situation angeschaut haben, in der sich die EU befindet, sind uns zwei massive Probleme deutlich geworden: Zum einen der zunehmende Arbeitskräftemangel, der bis 2036 alleine in Deutschland zu einem Verlust von etwa 10 Millionen Arbeitskräften führen wird. Zum anderen die sinkende Wettbewerbsfähigkeit Europas im internationalen Vergleich – der EU-Anteil am globalen BIP ist seit 1980 von über 25 % auf nur noch 17 % gesunken.
Gleichzeitig haben wir durch unsere Arbeit bei CleevioAI und bei den zahlreichen Kundenprojekten gesehen, welches enorme Potenzial KI bietet, genau diese Probleme anzugehen. Die Technologie ist jetzt so weit, dass sie nicht nur theoretische Möglichkeiten bietet, sondern echte, praktische Lösungen für Unternehmen bereitstellen kann. Wir haben auch beobachtet, dass viele Unternehmen zwar das Potenzial von KI erkennen, aber Schwierigkeiten haben, es praktisch zu nutzen.
Es fehlt oft an technischem Know-how, aber auch an einem Partner, der sowohl die technologischen Möglichkeiten als auch die geschäftlichen Anforderungen versteht. Wir verstehen uns als Brücke zwischen den rasanten technologischen Entwicklungen im KI-Bereich und den praktischen Bedürfnissen europäischer Unternehmen, damit diese die neuesten Technologien sinnvoll einsetzen und für sich nutzen können.
Was unterscheidet dein Startup von der Konkurrenz?
Was uns besonders macht: Wir, die Gründer, sind selbst seit vielen Jahren Unternehmer in unterschiedlichsten Branchen, hatten immer mit Großkunden sowie staatlichen Organisationen zu tun und verstehen dadurch die Herausforderungen unserer Kunden sehr gut. Ein weiterer Vorteil: Wir haben in den unterschiedlichsten Industrien und Abteilungen schon wirklich viele Use-Cases in der realen Welt umgesetzt.
Zusätzlich vereinen wir das Verständnis für große Konzerne sowie Strukturen, sind aber selbst wendig wie ein Speedboat und können so sehr flexibel und zielgerichtet auf Veränderungen und neue Technologien reagieren um unseren Kunden immer den größten Nutzen zu bringen.
Welche Technologien setzt ihr ein, bzw. welche hauseigene Tech habt ihr entwickelt?
In unserem Tech-Stack setzen wir auf eine Kombination aus bewährten KI-Technologien und eigenen Entwicklungen. Konkret arbeiten wir mit Large Language Models wie GPT und Llama, nutzen aber auch spezialisierte Modelle wie Amazon Recognition und Google Cloud Vision für Bildverarbeitung sowie TensorFlow und PyTorch für custom Machine Learning Modelle.
Unsere Philosophie ist dabei aber die, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern Technologien, die eine gewisse Grundlage und Sicherheit bieten, zu nutzen und diese gezielt für den jeweiligen Kunden und Use-Case gewinnbringend einzusetzen. Wir haben zum Beispiel einen eigenen KI Discovery Process entwickelt, der es uns ermöglicht, für jeden Kunden die optimale Kombination aus verschiedenen KI-Technologien zu finden und diese perfekt auf seine Bedürfnisse abzustimmen.
Ein wichtiger Teil unserer Technologie-Strategie ist auch die Entwicklung von RAG-Systemen (Retrieval-Augmented Generation). Diese ermöglichen es uns, die KI-Modelle mit unternehmensinternem Wissen anzureichern und so viel präzisere und relevantere Ergebnisse zu liefern. Für die Vektorisierung und das Embedding von Dokumenten setzen wir dabei auf Pinecone.
Besonders stolz sind wir auf unsere Fähigkeit, verschiedene KI-Technologien so zu kombinieren und zu orchestrieren, sodass sie nahtlos in bestehende Unternehmenssysteme integriert werden können. Das klingt vielleicht nicht so spektakulär wie eine komplett neue KI-Technologie, ist aber genau das, was unsere Kunden brauchen – Lösungen, die sich in ihre bestehende IT-Landschaft einfügen und sofort einen messbaren Mehrwert liefern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist unsere GDPR-konforme Implementierung. Wir haben Wege entwickelt, wie wir modernste KI-Technologien so einsetzen können, dass sie allen europäischen Datenschutzanforderungen entsprechen – was gerade für große Unternehmen ein entscheidender Faktor ist.
Wer ist eure Zielgruppe und wie erreicht ihr sie?
Wir fokussieren uns auf Unternehmen im DACH-Raum mit mehr als 250 Mitarbeitern. Interessanterweise befinden sich viele dieser Unternehmen gerade in einer spannenden Phase der digitalen Transformation – sie modernisieren ihre Kernsysteme, stellen von 30 Jahre alter Software auf moderne ERP- und CRM-Systeme um und bauen eigene KI-Innovationsteams auf.
Unser Vertriebsansatz ist dabei sehr gezielt. Aktuell gewinnen wir die meisten unserer Kunden durch eine Kombination aus sehr gezielter und personalisierter Outbound-Kommunikation via E-Mail und LinkedIn sowie über strategische Partnerschaften und Empfehlungen. Wir stehen zum Beispiel kurz vor finalen Vereinbarungen mit mehreren der Big 4 Beratungsunternehmen sowie Technologieanbietern wie z. B. SAP, die unsere KI-Expertise in passenden Use-Cases als Ergänzung zu ihrem bestehenden Portfolio nutzen möchten.
Typischerweise starten wir mit einem kleinen Pilotprojekt in einer Abteilung. Wir entwickeln einen Proof of Concept, der schnell einen konkreten Mehrwert zeigt. Wenn dieser erste Use-Case erfolgreich ist – und das ist er in der Regel – wird daraus oft ein konzernweites Projekt. Was uns dabei hilft: Wir sind im richtigen Moment am richtigen Ort.
Viele Unternehmen haben 2023/24 damit begonnen, ihre KI-Strategie zu entwickeln, und wollen jetzt, 2025, mit der konkreten Umsetzung beginnen. Da wir sowohl das technische Know-how als auch das Verständnis für die Unternehmensrealität mitbringen, sind wir der ideale Partner für diese Transformationsphase und es macht ehrlich gesagt enorm viel Spaß, hier die einzelnen Projekte voran zu treiben.
Wie sieht es mit bisherigen Finanzierungen aus? Gibt es schon Investoren?
Bisher haben wir keinen Investor an Board. Aktuell konzentrieren wir uns darauf, unser Geschäftsmodell mit eigenen Mitteln zu skalieren. Unser Revenue-Modell ist dabei sehr attraktiv: Wir kombinieren einmalige Projektpauschalen für die Entwicklung mit wiederkehrenden Einnahmen basierend auf der Nutzung unserer Lösungen nach dem Pay-Per-Use Prinzip. Diese Kombination erlaubt es uns, organisch und nachhaltig zu wachsen.
Natürlich schließen wir nicht aus, in Zukunft externes Kapital aufzunehmen, wenn es strategisch Sinn macht – etwa um unsere erfolgreichen Custom-Lösungen in skalierbare Produkte zu verwandeln oder auch einfach schneller Sichtbarkeit und somit Marktanteile zu gewinnen. Aber aktuell liegt unser Fokus darauf, unsere Position im Markt zu festigen und die bestmöglichen Lösungen für unsere Kunden umzusetzen.
Kannst du uns dein Geschäftsmodell erklären? Wie generiert dein Startup Einnahmen?
Wir haben ein mehrstufiges Geschäftsmodell entwickelt, das sehr gut zu den Bedürfnissen unserer Großkunden passt. Wir starten mit einer vier- bis achtwöchigen „AI Discovery Phase“. In dieser Phase analysieren wir drei bis vier potenzielle Use-Cases, führen Machbarkeitsstudien durch und entwickeln für den vielversprechendsten Use-Case bereits einen funktionierenden Prototypen.
Dieses Vorgehen minimiert das Risiko für unsere Kunden und liefert gleichzeitig schon handfeste Ergebnisse. Nach dieser ersten Phase folgt die eigentliche Implementierung. Hier liegt die Investition je nach Komplexität im sechs- oder siebenstelligen Bereich. Das klingt erst mal nach viel, aber der Return on Investment ist in der Regel beeindruckend hoch – oft amortisiert sich die Investition bereits innerhalb weniger Monate durch Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen.
Besonders spannend ist unser hybrides Pricing-Modell: Neben den Projekteinnahmen für die Entwicklung und Implementierung haben wir bei vielen Kunden auch Pay-Per-Use Komponenten. Ein Beispiel: Bei einem Kunden berechnen wir pro automatisch verarbeitetem Dokument sowie dazu passender Vorlage mindestens 1 Euro. Bei 200.000 Dokumenten pro Jahr und mehreren Standorten generiert das einen beachtlichen wiederkehrenden Umsatz, nur durch diesen einen Use-Case. Man muss allerdings dazu sagen, dass der Kunde hier einen vielfach höheren Return hat und es auch nur dann wirklich sinnvoll ist.
Langfristig planen wir, basierend auf unseren Erfahrungen aus den Custom-Projekten, auch standardisierte KI-Lösungen zu entwickeln. Diese könnten dann über Lizenzmodelle und Token-basierte Bezahlung noch skalierbarer vermarktet werden. Das liegt aber erstmal nicht in unserem Fokus.
Was sind die nächsten Schritte für dein Startup? Hast du spezifische Ziele für die Zukunft?
Unsere Vision ist es, uns als das führende KI-Powerhouse im DACH-Raum zu etablieren – quasi als „McKinsey für KI-Lösungen“. Das mag ambitioniert klingen, aber der Zeitpunkt könnte nicht besser sein: Große Unternehmen beginnen gerade erst, KI strategisch einzusetzen, und wir haben die Expertise und das Setup, um sie dabei optimal zu unterstützen.
Konkret haben wir drei große Schwerpunkte für die kommenden Monate: Erstens wollen wir uns auf die Kunden konzentrieren die uns bereits ihr Vertrauen geschenkt haben und wollen hier bestmöglich bei der professionellen Umsetzung diverser Use-Cases unterstützen, um KI vielseitig einzusetzen.
Zweitens wollen wir unsere Präsenz bei Großunternehmen weiter ausbauen. Wir sind bereits in vielversprechenden Gesprächen mit diversen bekannten Großunternehmen. Jeder erfolgreiche Use-Case bei diesen namhaften Unternehmen öffnet uns Türen zu weiteren potenziellen Kunden in der jeweiligen Branche.
Drittens arbeiten wir am Abschluss wichtiger strategischer Partnerschaften. Diese Partnerschaften werden uns helfen, unsere Reichweite deutlich zu vergrößern und noch mehr Großkunden zu erreichen und diesen zu helfen. Der Arbeitskräftemangel und die Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, werden in den kommenden Jahren zu den größten Herausforderungen für die Politik sowie alle europäische Unternehmen gehören. Mit unseren KI-Lösungen können wir einen wichtigen Beitrag leisten, diese Herausforderungen zu meistern. Das ist nicht nur ein großartiges Geschäftsmodell, sondern ist auch ein unglaublicher Antrieb und der Grund für das, was wir jeden Tag tun.
Hast du Tipps für andere Gründer:innen?
Mein wichtigster Rat: Konzentriert euch von Anfang an darauf, ein echtes Problem zu lösen und nicht nur, eine coole Technologie zu entwickeln. Bei uns war es die Erkenntnis, dass europäische Unternehmen dringend Unterstützung bei der praktischen Implementierung von KI brauchen – nicht nur theoretische Möglichkeiten.
Der zweite wichtige Punkt: Startet mit einem soliden Fundament. In unserem Fall war es das vorhandene Netzwerk sowie eine etablierte Infrastruktur von 120 Developern. Sucht euch strategische Partner, die schon Zugriff auf die Kunden haben, für die ihr Lösungen anbietet und welche diesen Gap nutzen wollen.
Ein dritter, sehr wichtiger Tipp: Entwickelt ein Geschäftsmodell, das schnell Cashflow generiert. Wir haben uns bewusst für eine Kombination aus direkten Projekteinnahmen und Pay-Per-Use entschieden. Das gibt uns die finanzielle Flexibilität, die wir für weiteres Wachstum brauchen.
Wobei viele scheitern: Timing ist entscheidend. Wir sehen gerade, dass viele Unternehmen bereit sind, in KI zu investieren. Aber vor zwei Jahren wäre der Markt vielleicht noch nicht so weit gewesen. Beobachtet die Marktentwicklung genau und seid bereit, eure Strategie anzupassen, wenn sich die Situationen ändern.
Aber das Allerwichtigste ist: Findet etwas, das euch wirklich bewegt und etwas bedeutet. Es gibt nur eine Handvoll Dinge, die wir in unserem Leben wirklich gut machen können. Es zahlt sich nicht aus, Projekte umzusetzen, die einem wenig bedeuten. Wenn ihr euer Feuer gefunden habt, konzentriert euch darauf, echten Mehrwert für eure Kunden zu liefern. Nicht das, was euch wichtig ist zählt, sondern der echte Value den sich der Kunde wünscht. Alles andere – Wachstum, Finanzierung, Erfolg – kommt dann hoffentlich von selbst.
Diese Story ist mit dem Startup Interviewer, einem AI-Tool von Trending Topics entstanden. Willst du ebenfalls zu deinem Startup von unserer AI interviewt werden, dann klicke hier. Weitere Startup-Interviews findest du hier.
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