Climate Walk: Zwei Monate zu Fuß durch Österreich für das Klima
Es ist leicht bewölkt, die Sonne scheint, trotzdem ist es nicht zu heiß. „Perfekt zum wandern“, so Anna Schreinlechner. Und sie muss es wissen. Seit dem 03.07.2021 durchwandert sie bereits Österreich. Das aber nicht allein. Die Studentin ist Teil des „Climate Walk“ der Wanderers of Changing Worlds.
„Unter dem Motto „Geh’ma Austria“ durchwandert eine Gruppe junger Menschen das ganze Land. Die Intention dahinter: Die regionalen Auswirkungen der Klimakrise entdecken, ergründen und öffentlich machen. Bis zum 07.09.2021 ist die Gruppe nun noch unterwegs. Das finale Ziel ist Wien. Der aktuelle Standort während des Gespräches mit Tech & Nature: Ein Fußweg entlang der Bundesstraße auf dem Weg zum Tagesziel, der Gmünder Hütte im kärntnerischen Maltatal.
20 – 30 Kilometer täglich
Wenn Anna Schreinlechner nicht gerade Höhenmeter um Höhenmeter hinter sich bringt, studiert sie im Master Geographie und Management natürlicher Ressourcen sowie Ökotechnik an der Universität Wien. Dazu engagiert sie sich inzwischen seit einem Jahr im Kernteam des Climate Walk in den Bereichen Routenplanung, Partnerships und Mediaarts. Die Tour ist ein Projekt des Wiener Vereines „Europäische Klimawanderung“. „Mich reizt insbesondere die Verbindung von Forschung und Kunst und das mit der allgegenwärtigen Verbindung des Gehens“, so Schreinlechner.
Seit dem Start in Dornbirn Anfang Juli bis Anfang August wird sie die Gruppe nun noch begleiten. Der Ablauf eines Tages ist dabei immer recht ähnlich, so Schreinlechner: „Wir starten meistens zwischen halb acht und neun mit einem Frühstück und beginnen anschließend mit der Tagesetappe. 20 bis 30 Kilometer legen wir dabei durchschnittlich pro Tag zurück.“ Auf dem Weg sprechen sie die Einheimischen zu möglichen Klimaveränderungen in den letzten Jahren an und treffen sich mit Kooperationspartner:innen. Das können Biobauern und Biobäuerinnen sein, Vertreter:innen von Klimamodellregionen oder Berghüttenbesitzer:innen. Jeden Abend folgt ein Feedbackgespräch innerhalb der Gruppe und die Vervollständigung des Routenprotokolls. Geschlafen wird anschließend zumeist im Zelt, hin- und wieder auch bei Privatkontakten oder in Pensionen, so die Studentin.
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Wissenssammlung für Podcast, TV-Serie und Forschungsarbeiten
Aus 20 Mitgliedern bestehe das Team des Wiener Vereines, so Schreinlechner, während der Wanderung seien immer 3-5 Mitglieder des Kernteams dabei. Dazu gesellen sich Freiwillige. Das waren an zwei Tagen auch Bewohner:innen der Lebenshilfen Schwarzbach und Saalfelden. Über die Website können Interessierte sich anmelden, die maximale Personenanzahl läge bei zehn Personen zur gleichen Zeit, so die Studentin. Auch Vorschläge für Fragen können über die Webseite eingebracht werden.
Die Gespräche mit den Einheimischen werden wiederrum für ihren eigenen Podcast „Climate Talks“ und der selbst produzierten Okto TV-Serie verwendet. Außerdem werden die Interviews in der Forschung für entsprechende Forschungsarbeiten genutzt und analysiert. „Wir wollen den einzelnen Stimmen einen Raum geben und Verbindungen schaffen zwischen den lokalen Initiativen!“ so Schreinlechner. Insbesondere die Themen Bodenversiegelung, Ernährung, Tourismus und Forstwirtschaft seien bei diesen Gesprächen immer wieder aufgekommen.
„Am Anfang habe ich mir schon Sorgen gemacht, ob ich es länger dauerhaft in der Gruppe aushalte, aber es funktioniert wirklich gut“, resümiert die Studentin nach fast einem Monat Wanderung. Daran haben auch die Unwetter der letzten Wochen nichts geändert. „In Kufstein in Tirol gab es einen kurzen Moment, da waren wir kurz vorm Abbrechen. Wir wollten auf den Wilden Kaiser und waren uns unsicher ob wir das wegen der voraus gegangen Unwetter schaffen werden. Aber wir haben es durchgezogen.“
Tour durch Europa für 2022 geplant
Gestärkt durch solche Erfolgserlebnisse hat die Gruppe auch schon die nächste Tour fest im Blick. Nächstes Jahr soll dann die eigentliche Tour folgen, die zunächst für 2020 geplant war. Beginnend am Nordkap will das Team in 18 Monaten insgesamt 15 europäische Länder durchwandern. Zielpunkt dann: Cabo da Roca in Portugal. Die Planungsphase für diese große Tour werde dann direkt im Anschluss zu der Österreichtour im Herbst beginnen, so Schreinlechner. „Dafür haben wir heuer bereits viel gelernt. Insbesondere die Route werden wir ein wenig flexibler planen müssen.“ Das Gehen möchte sich die Studentin bis dahin nicht wieder abgewöhnen. Auch wenn sie vor der Tour bereits viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs war, will sie den Anteil des Gehens noch steigern. „Es ist schön, dass man während des Gehens mehr abschalten kann. Das möchte ich auch zuhause beibehalten. Die Welt nehme ich so deutlich mehr wahr.“