Skalierung als Hindernis

Climeworks: Schweizer Firma holt mit Direct-Air-Capture CO2 aus der Luft

Climeworks-Gründer Christoph Gebald und Jan Wurzbacher vor einer ihrer Anlagen © Climeworks
Climeworks-Gründer Christoph Gebald und Jan Wurzbacher vor einer ihrer Anlagen © Climeworks
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Während die einen noch darüber diskutieren, wie sich die Mengen der emittiertes Treibhausgasemissionen reduzieren lassen, sind andere bereits davon überzeugt, dass Technologie künftig einen großen Teil dieser Aufgabe erfülllen kann. Auch der Weltklimarat geht in seinem Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel davon aus, dass zur Erreichung der Klimaziele auch negative Emissionen nötig sind und bereits emittiertes CO2 daher aus der Atmosphäre entfernt werden muss. Dadurch gerät die Direct-Air-Capture-Technologie verstärkt in den öffentlichen Fokus – eine Technologie, mit der sich CO2 direkt aus der Luft entfernen und weiterverwenden lässt. Ein Vorreiter auf diesem Feld ist das Schweizer Startup Climeworks.

Gegründet wurde das Unternehmen von Christoph Gebald und Jan Wurzbacher im Jahr 2009 als Spin-off der ETH Zürich. Die beiden lernten sich im Maschinenbau-Studium kennen und beschäftigten sich dabei mit Technologien zur chemischen und physikalischen CO2-Entfernung aus der Umgebungsluft, damals noch im Labormaßstab. Schon in der Entwicklung erkannten die Ingenieure das wirtschaftliche Potenzial der Technologie. Früh erhielt Climeworks Kapital von Investor:innen, erst im vergangenen September sammelte das Startup bei einer Finanzierungsrunde 110 Millionen Dollar ein.

Das isländische Startup Carbfix verwandelt tonnenweise CO2 in Stein

Filteranlage Orca auf Island im Betrieb

Climeworks baut Anlagen, die – vereinfacht erklärt – einen selektiven Filter besitzen, der nur CO2 bindet. Luft aus der Atmosphäre wird durch den Filter gezogen, das CO2 bleibt dabei hängen und kann somit abgefangen werden. Da sie mehr Kohlenstoff einfangen als ausstoßen, weisen die Anlagen einen sehr geringen CO2-Abdruck auf die Atmosphäre auf. „Die letzte Anlage, die wir gebaut haben, ist vom Fußabdruck her 860 Mal kleiner pro entfernte Tonne als etwa Bäume pflanzen“, sagt Christoph Beuttler, Head of Climate Policy bei Climeworks, im Gespräch mit Tech & Nature.

Derzeit verfügt das Unternehmen über 15 Direct-Air-Capture-Anlagen. Climeworks ist eines der wenigen Startups, die sich bereits kommerziell mit ihrer Technologie behaupten können. Große mediale Aufmerksamkeit erhielt Climeworks etwa durch die Anlage „Orca“, die das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Startup Carbfix in Island realisiert hat, wir berichteten. Die im September gestartete Anlage soll jedes Jahr 4.000 Tonnen CO2 aus der Luft saugen und tief in den Boden injizieren, um es zu mineralisieren – heißt: zu Stein werden zu lassen.

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Skalierung nötig, um Technologie zu verbreiten

Potenzial, das CO2 in Mineralien oder flüssig zu speichern, ist laut Beuttler weltweit ausreichend vorhanden. Schwierig sei es jedoch, die Technologie so zu skalieren, dass sich mit ihr große Mengen CO2 speichern lassen. Derzeit ist die Technologie zudem noch energieintensiv und sehr teuer. Damit die Variante also wirklich eine nachhaltige Lösung ist, braucht es entsprechende Mengen an Erneuerbaren Energien.

Die Kosten, um eine Tonne CO2 aus der Luft zu holen, schwanken stark. Je nach Technologie und Ausführung reichen die Preise derzeit noch von 15 Euro bis 2.500 Euro pro Tonne CO2  – ein weite Spannbreite. Die Orca-Technologie in Island sei etwa bei 600 Euro skaliert.

Laut Beuttler geht Climeworks davon aus, dass bis Mitte der 2040er-Jahre ein Preis von 100 Euro erreicht werden könnte – sofern die Technologie ähnlich gefördert wird wie Wind- und Sonnenenergie. Eine Skalierung der Technologie sei nötig, damit sie breiter eingesetzt werden kann. “Es muss mehr Anlagen geben, um den Preis nach unten zu bringen“, sagt Beuttler. „Es reicht nicht, dass ein paar Firmen das strategisch vorantreiben und von uns kaufen. Wenn wir in Bereiche kommen wollen, die wirklich günstig sind, müssen wir wirklich, wirklich groß werden.”

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Eine Lösung unter vielen

Doch kann Climeworks die Klimakrise mit der Technologie lösen? Auch Beuttler betrachtet die Technologie realistisch. „Wir müssen Emissionen drastischer reduzieren, als wir es bis jetzt tun. Unsere Technologie wird auch im Milliarden-Maßstab CO2 aus der Luft entfernen müssen. Und nicht nur unsere Technologie, sondern auch andere Lösungen wie etwa Aufforstung“, sagt er im Gespräch. Für Climeworks geht es zumindest weiter: Das Startup arbeitet schon an der nächsten Anlage, die im großen Stil CO2 aus der Luft saugen soll. Sie soll den Namen Mammut tragen, bei den Namensbezeichnungen bleibt das Startup der Tierwelt treu.

Laut Beuttler wird Mammut zehnmal so groß sein wie Orca in Island. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, im Abstand von zwei bis drei Jahren wirklich große Maschinen auch zu bauen, weil wir auch einfach zeigen müssen, dass das geht und dass wir das können“, sagt Beuttler. Danach sei es geplant in die Massenproduktion zu gehen. Außerdem kooperiert Climeworks in einem Joint Venture mit der norwegischen Regierung und den Energie-Riesen Equinor, Shell und Total in einem Projekt, das neben dem Auffangen von Emissionen auch deren unterirdische Speicherung ermöglichen soll.

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