CO₂-Speicher: Natur hat im vergangenen Jahr fast kein CO₂ aufgenommen
Die natürliche Kohlenstoffsenke der Erde ist im Vorjahr aus dem Gleichgewicht geraten, wie ein internationales Forschungsteam festhielt. Ozeane, Wälder und Böden haben zunehmend Schwierigkeiten, die vom Menschen verursachten Kohlenstoffemissionen zu absorbieren. Setzt sich die globale Erwärmung fort und stabilisieren sich die natürlichen CO₂-Speicher nicht, haben wir ein Problem.
Zusammenbruch von CO₂-Speichern
“Im Jahr 2023, dem heißesten jemals aufgezeichneten Jahr, zeigen vorläufige Ergebnisse, dass die Menge des vom Land absorbierten Kohlenstoffs vorübergehend zusammengebrochen ist. Das Endergebnis war, dass Wälder, Pflanzen und Böden – als Nettokategorie – fast keinen Kohlenstoff absorbiert haben“, berichtete “The Guardian“. Das sei problematisch, weil sie gemeinsam mit anderen natürlichen Kohlenstoffsenken der Erde zusammen etwa die Hälfte aller menschlichen Emissionen absorbieren. Dazu kommt, dass die globalen Temperaturen weiter steigen, was das Erreichen der Netto-Null-Ziele unmöglich machen könnte.
Ein plötzlicher Zusammenbruch der CO₂-Speicher wurde in den meisten wissenschaftlichen Klimamodellen außerdem nicht berücksichtigt, heißt es in dem Paper der Forscher, die länderübergreifend aus China, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland an der Studie mitgewirkt haben. Wenn sich die Kohlenstoffsenke nicht erholt, ist mit einer schnelleren globalen Erwärmung zu rechnen, als es die Modelle bis dato vorausgesagt haben.
Ungleichgewicht der Kohlenstoffsenke könnte vorübergehend sein
Die Studie hält auch fest, dass der Zusammenbruch des CO₂-Speichers im Jahr 2023 ein vorübergehendes Phänomen sein könnte. Fakt ist, dass man dies heute noch nicht weiß. Laut dem internationalen Forscherteam kann sich der natürliche CO₂-Speicher regenerieren, wenn keine extremen Bedingungen wie Dürren oder Waldbrände vorhanden sind.
Unter normalen Umständen funktioniert das Ökosystem wie eine Art Schwamm, der CO₂ aus der Atmosphäre aufnimmt. Aber durch Extremwetterereignisse wie extreme Trockenheit oder Feuer, das sich durch die Wälder frisst, wurde dieser Prozess im Vorjahr unterbrochen. Laut den Wissenschaftlern zeigt der Zusammenbruch der Kohlenstoffsenke die Zerbrechlichkeit der Ökosysteme, was mit massiven Auswirkungen auf die Klimakrise einhergeht.
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2023: Rekordmenge von 37,4 Mrd. Tonnen CO₂
Es braucht die Natur, um Nettonull zu erreichen. Technologien wie “Carbon Capture and Storage“ sind nicht ausreichend, um den atmosphärischen Kohlenstoff in großem Maßstab zu entfernen. Es braucht nach wie vor ausgeglichene Wälder, Graslandschaften, Torfmoore und Ozeane, damit die vom Menschen verursachten Kohlenstoffemissionen absorbiert werden können. Im Jahr 2023 wurde eine Rekordmenge von 37,4 Milliarden Tonnen CO₂ freigesetzt.
Geduld der Natur am Ende?
Johan Rockström äußerte sich zum Thema bei einer Veranstaltung auf der New Yorker Klimawoche im September. “Wir sehen Risse in der Widerstandsfähigkeit der Systeme der Erde. Wir sehen massive Risse an Land – die terrestrischen Ökosysteme verlieren ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern und aufzunehmen, aber auch die Ozeane zeigen Anzeichen von Instabilität“, zitierte “The Guardian“ den Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Und: „Die Natur hat unseren Missbrauch bisher ausgeglichen. Das geht jetzt zu Ende.“