Emissionsreduzierung

CO2-Bepreisung: 15 österreichische Unternehmen sprechen Unterstützung aus

(v.l.n.r.): Berthold Kren (CEO Lafarge), Christiane Brunner (Vorständin CEOs for Future), Birgit Kraft-Kinz (Vorständin CEOs for Future), Wolfgang Anzengruber (Vorstand CEOs For Future) © CEOsFORFUTURE/Tsitsos
(v.l.n.r.): Berthold Kren (CEO Lafarge), Christiane Brunner (Vorständin CEOs for Future), Birgit Kraft-Kinz (Vorständin CEOs for Future), Wolfgang Anzengruber (Vorstand CEOs For Future) © CEOsFORFUTURE/Tsitsos
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Die CO2-Bepreisung bei Unternehmen ist ein zentrales Element der EU-Strategie, um das Klimaschutz-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Seit 2005 müssen EU-Unternehmen aus bestimmten Branchen im Zuge des EU-Emissionshandels in nachhaltige Projekte investieren, um die eigenen Emissionen zu kompensieren. Doch in einzelnen Ländern, vor allem in Schweden, gibt es eine Bepreisung der Emissionen, die für alle Branchen gelten. Im Jahr 2022 will auch die österreichische Regierung eine allgemeine CO2-Bepreisung einführen, wobei allerdings noch vieles unklar ist.
Während aus Sicht des Umweltschutzes ein solcher CO2-Preis als Anreiz, den Ausstoß des klimaschädliches Gases signifikant zu verringern, unumgänglich ist, gab es is in der Vergangenheit aus unternehmerischer Sicht auch oft Kritik an den Plänen. Aktuell werden nun jedoch Stimmen aus der Unternehmenswelt laut, welche die Pläne unterstützen. So hat die gemeinnützige Vereinigung „CEOs for Future“ heute ein Positionspapier veröffentlicht, das sich für einen allgemeinen CO2-Preis einsetzt. Den Firmen zufolge sollte im kommenden Jahr eine Bepreisung für alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft gelten. Das Papier haben schon 15 österreichische Unternehmen unterzeichnet, darunter die ASFINAG, die ÖBB, der Zementkonzern Lafarge und das Mediennetzwerk ProSiebenSat.1 PULS4.
Nicht nur diese österreichischen Firmen fordern eine Bepreisung. So hat der VW-Chef Herbert Diess kürzlich auf Twitter klare Ansagen zu diesem Thema gemacht. Dieser bezieht sich damit auf die anstehenden Koalitionsverhandlungen in Deutschland. Deutschland hat bereits zu Beginn des heurigen Jahres eine CO2-Bepreisung für Unternehmen, die fossile Brennstoffe in Verkehr bringen, eingeführt. Diese ist aber verhältnismäßig niedrig. So kostet im Moment eine Tonne CO2 25 Euro und bis 2025 ist eine Erhöhung zu 55 Euro pro Tonne CO2 geplant. Bei diesen Plänen wird es aber aller Voraussicht nicht bleiben können und auch hier müssen die Preise erhöht werden.

Österreich ist stark im Verzug mit der CO2-Bepreisung

„Es ist keine Neuigkeit, dass sich in den vergangenen 70 Jahren die CO2-Konzentration in Österreich massiv erhöht hat. Wenn wir so weitermachen wie bisher, können wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens, das ja ein völkerrechtlicher Vertrag war, nicht einhalten. Es handelt sich dabei nicht nur um ein ökologisches Problem, sondern auch ein ökonomisches. Die Kosten von Klimakatastrophen und daraus resultierenden Migrationsströmen werden gewaltig sein. Deswegen ist eine CO2-Bepreisung von großer Bedeutung“, erklärte Wolfgang Anzengruber, Vorstandsmitglied bei CEOs for Future, bei der Präsentation des Papiers am Dienstag.
Laut Anzengruber ist Österreich stark in Verzug, was die CO2-Bepreisung angeht. Schweden hätte diese Maßnahme bereits vor etwa 30 Jahren eingeführt. Von 80 Millionen Tonnen an CO2, die in Österreich jedes Jahr entstehen, würden nur 30 Millionen Tonnen eine Bepreisung durch den EU-Emissionshandel erhalten. Um die restlichen 50 Millionen ebenfalls zu bepreisen, seien im kommenden Jahr klare Maßnahmen nötig. Anzengruber macht allerdings darauf aufmerksam, dass der Preis alleine nicht die Klimakrise lösen kann. Auch andere Instrumente seien daneben nötig, um das zu erreichen. Tatsächlich können laut Oxfam exzessive Investitionen in bestimmte nachhaltige Projekte auch unerwartete negative Folge haben (wir berichteten).

Preis soll bei etwa 60 Euro pro Tonne liegen

„Uns geht es hierbei nicht um Verzicht oder Bestrafung, sondern um eine Anregung, um nachhaltige Investitionen zu setzen. CO2-minderndes Verhalten gehört belohnt, Unternehmen sollten dadurch Wettbewerbsvorteile erhalten. Es muss quasi ein Recycling der Kosten stattfinden. Dadurch kann die Bepreisung ein Antrieb für die Wirtschaft werden“, so Anzengruber. Konkret fordern die CEOs for Future bei der Bepreisung die Verwendung der Einnahmen für Investitionen in die Dekarbonisierung, die Entlastung des Faktors Arbeit, die Berücksichtigung des Marktumfelds von Unternehmen sowie die Abschaffung klimaschädlich wirkender Subventionen.
Die Höhe der CO2-Bepreisung der EU liegt momentan bei etwa 60 Euro pro Tonne an Emissionen. Diesen Preis würden die CEOs auch gerne in Österreich für alle Wirtschaftsbereiche sehen. Jedoch gibt Anzengruber zu, dass diese Kosten auf lange Sicht noch viel zu niedrig sind, um dauerhaft das Ziel des Pariser Klimaabkommens der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu erreichen. „In Schweden liegt der Preis bei etwa 120 Euro pro Tonne. Aber laut dem Deutschen Umweltbundesamt müsste er etwa 220 Euro betragen, um die Emissionen für diese Generation ausreichend zu senken. Für die kommenden Generationen läge der ideale Preis sogar bei bis zu 700 Euro. Es stellt sich also die Frage, bei welchem Preis man beginnen sollte. Auf jeden Fall sollte er nicht zu hoch sein, denn das hätte einen wirtschaftlichen Schock zur Folge, der wiederum zu irrationalem Verhalten führen kann“, gibt Anzengruber zu bedenken.

CO2-Bepreisung ist wirtschaftlich

Eine häufige Kritik an solchen Maßnahmen lautet, dass dadurch die Wirtschaft leidet und betroffene Länder im internationalen Vergleich nicht mehr mithalten können, besonders mit China, das von allen Industriestaaten der größte CO2-Emittent ist. Jedoch macht Christiane Brunner, Vorstandsmitglied bei CEOs for Future, darauf aufmerksam, dass die Volksrepublik seit diesem Jahr selbst ein Bepreisungssystem hat. „Wir sind viel eher im Nachteil, wenn wir den CO2-Preis nicht umsetzen. Denn wir wären bei Weitem nicht die einzigen, die das machen. Es liegt im Interesse der Wirtschaft, diesen Zug nicht zu verpassen“, sagte Brunner bei der Präsentation.
Die Unternehmen, die das Positionspapier unterzeichnet haben, sehen sich auch nach eigenen Angaben verpflichtet, beim Klimaschutz voranzuschreiten, auch wenn die Politik das nicht in ausreichendem Maß tut. „Wir haben eine Verantwortung, die wir auch wahrnehmen müssen. Jedes Unternehmen, das wirklich nachhaltig sein will, muss bei der Bepreisung mitmachen“, sagte Berthold Kren, CEO von Lafarge.

„Besser spät als nie“

Dass die zunehmende Bepreisung der Emissionen eine große Herausforderung wird, bestreitet Anzengruber nicht. „Es wird viel Kosten und Mühen erfordern, um die Klimaziele zu erreichen. Wir haben aber das notwendige Geld und auch die Bereitschaft dazu. Jetzt müssen wir nur noch handeln. Österreich hat es sich zum Ziel gemacht, bis 2040 klimaneutral zu werden. Ob wir das schaffen, ist fraglich, aber das Wichtigste ist, dass wir jetzt anfangen. Mir wäre es lieber, wir schaffen es spät, als nie“, heißt es von Anzengruber.

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