Treibhausgasbilanz

„Desaster“: Österreichs CO2-Emissionen sind 2019 schon wieder gestiegen

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Der Trend in die falsche Richtung geht weiter: anstatt zu sinken, sind die CO2-Emissionen in Österreich im Jahr 2019 wieder gestiegen. Das geht aus der am Mittwoch von der Bundesregierung vorgestellten vorläufigen Treibhausgasbilanz für 2019 hervor. Ihr zufolge hat Österreich nun bereits zum dritten Mal in Folge seine Klimaschutzziele, die mit der EU vereinbart wurden, nicht geschafft.

„Nach vorläufigen Zahlen wurden in Österreich im Jahr 2019 rund 80,4 Mio. Tonnen Treibhausgase emittiert. Gegenüber dem Jahr 2018 bedeutet das eine Zunahme von 1,8 Prozent bzw. 1,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent“, heißt es in dem soeben unter dem Titel „Nowcast 2020“ veröffentlichten Bericht zur Treibhausgasproduktion für 2019 in Österreich. In den Jahren 2013, 2014, 2015 und 2016 lagen die Emissionen noch unter den erlaubten jeweiligen Höchstmengen, seit dem Jahr 2017 werden den Grenzen überschritten.

„So etwas wie diese Steigerung darf uns nicht mehr passieren“, so Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) zu den neuen Zahlen. „Plus 1,8 Prozent bei den Treibhausgasemissionen von 2018 auf 2019 bedeuten: Wir müssen dringend handeln. und wir müssen noch mehr tun. Diese Hypothek wurde uns mitgegeben – seit 1990 sind die Treibhausgase anstatt zu sinken – um 2,3 Prozent gestiegen – das ist eine große Last auf unseren Schultern.“

Sorgenkind Verkehr

Das große Sorgenkind in Österreich ist der Verkehr. „Im Jahr 2019 kam es, so wie bereits in den drei Jahren zuvor, zu einer deutlichen Überschreitung des Zielwertes im Sektor Verkehr (+ 2,3 Mio. t CO2-Äquivalent gegenüber dem Zielwert 2019). Im Sektor Landwirtschaft wurden die Höchstmengen in den vergangenen Jahren ebenfalls überschritten“, heißt es seitens Umweltbundesamt. „In den Jahren 2017, 2018 und 2019 lagen auch die Emissionen aus dem Sektor Fluorierte Gase geringfügig über dem Zielwert.“

In den Sektoren „Energie und Industrie“ (– 0,6 Mio. t CO2-Äquivalent), Abfallwirtschaft (– 0,4 Mio. t CO2-Äquivalent) und Gebäude (– 0,3 Mio. t CO2- Äquivalent) wurden die Ziele übererfüllt. Die Corona-Krise und der dadurch entstandene, teilweise drastische Abfall im Verkehrsaufkommen könnte Österreich noch zugute kommen. „Durch den wirtschaftlichen Abschwung im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Krise ist die Zielerreichung über den Durchrechnungszeitraum 2013 bis 2020 sehr wahrscheinlich“, so die Studienaqutoren. „In Hinblick auf die Zielsetzung für 2030 sowie das Ziel der Klimaneutralität 2040 ist eine konsequente Umsetzung von zusätzlichen Maßnahmen unumgänglich.“

Ebenfalls zu berücksichtigen: Die Nahzeitprognose unterliegt laut Umweltbundesamt noch Unsicherheiten, umfassende Berechnungen zu den Treibhausgas-Emissionen 2019 werden im Jänner 2021 veröffentlicht und können von den Ergebnissen der Nahzeitprognose abweichen – nach oben wie nach unten.

Umweltschützer mit vielen Forderungen

„Um eine lebenswerte Zukunft zu sichern, muss Österreich seine klimaschädlichen Emissionen drastisch senken. Das glatte Gegenteil passierte 2019: Statt zu sinken, sind die Treibhausgase schon wieder gestiegen – um satte 1,4 Millionen Tonnen“, heißt es seitens Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace. Größtes Sorgenkind sei der Verkehrssektor, dieser würde mittlerweile bei einem Anstieg an klimaschädlichen Emissionen von über 70 Prozent gegenüber 1990 liegen. Duregger fordert im Zuge der angekündigten Steuerreform einen Klimabonus, damit es sich auch jeder leisten könne, einen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten zu können.

Auch beim WWF zeigt man sich ob der neuen Zahlen schockiert. „Österreichs CO2-Bilanz ist ein Desaster und muss grundlegend saniert werden. Das erfordert eine Bundesregierung, die das Steuersystem komplett ökologisiert, umweltschädliche Subventionen abbaut und überall auf klimafreundliche Mobilität setzt. Parallel dazu braucht es eine gewaltige Energiespar-Offensive“, sagt Karl Schellmann, Klimasprecher der Umweltschutzorganisation WWF Österreich. Seine Forderungen: Eine faire CO2-Bepreisung, die Streichung des Dieselprivilegs, die Senkung der Höchstgeschwindigkeit und autofreie Zonen in Städten.

Deutschland schafft Reduktion

Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2019 rund 805 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – rund 54 Millionen Tonnen oder 6,3 Prozent weniger als 2018. Das zeigt die vorläufige Treibhausgas-Bilanz des deutschen Umweltbundesamtes (UBA), die im März diesen Jahres veröffentlicht wurde. Gründe für den Rückgang in Deutschland sind die Reform des europäischen Emissionshandels, der niedrige Gaspreis, der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie sowie die Abschaltung erster Kohlekraftwerksblöcke (mehr dazu hier).

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