CO2 in Erdatmosphäre auf Höchststand in 4,5 Millionen Jahren
Trotz der Corona-Pandemie erreichte die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre im vergangenen Monat den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1958. Laut der US-Umweltagentur National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und der US-Forschungseinrichtung Scripps Institution of Oceanography fanden sich im Mai 419 CO2-Moleküle für alle Millionen Luftmoleküle. Damit waren die Werte so hoch wie seit vier Millionen Jahren nicht. Noch nie hätten Menschen eine so hohe Konzentration an CO2 in der Atmosphäre erlebt.
CO2-Emissionen nehmen nicht ab
„Jedes Jahr fügen wir der Atmosphäre etwa 40 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen zu. Das ist ein Berg aus Kohlenstoff, den wir aus der Erde ausgraben, verbrennen und in die Luft steigen lassen. Wenn wir einen katastrophalen Klimawandel vermeiden wollen, müssen wir die CO2-Emissionen so früh wie möglich auf Null reduzieren“, sagt Pieter Tans, leitender Forscher der NOAA. Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert seien die Konzentrationen an CO2 um 50 Prozent gestiegen.
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Die Forscher beziehen die Daten von der Messstation Mauna Loa Observatory auf Hawaii, die seit 63 Jahren Veränderungen in der Erdatmosphäre verfolgt. Sie liegt ihnen zufolge auf einem erloschenen Vulkan und ist von Luftverschmutzung aus der direkten Umgebung nicht betroffen. Im Mai sind der Analyse zufolge die CO2-Teile pro Million Luftmoleküle (ppm) im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 gestiegen, was weniger als in den vergangenen Jahren war. Jedoch lag die Steigerung in den ersten fünf Monaten bei insgesamt 2,3 ppm, was etwa den durchschnittlichen Erhöhungen der vergangenen zehn Jahre entspreche. In der Corona-Zeit hat sich demnach nichts an der Entwicklung geändert.
Solarenergie und Windkraft sind Lösung
Vergleichbar sind die heutigen CO2-Anteile in der Atmosphäre laut den Forschern nur mit denen aus dem Zeitalter des Pliozän, vor etwa 4,5 Millionen Jahren. Frühere Studien hätten diese Werte durch die Untersuchung von Meeressedimenten ermittelt. Damals sei der Meeresspiegel um etwa 24 Meter höher gewesen als heute. Auch die Temperaturen seien um so viel höher gewesen, dass die heutige Arktis möglicherweise bewaldet war.
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Zwar sind die USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden wieder dem Pariser Klimaabkommen beigetreten, jedoch sehen die Forscher darin keinen Anlass zur Freude. Nur, wenn fossile Brennstoffe komplett wegfallen, sei es möglich, den Klimawandel zu stoppen. „Die meisten Lösungsansätze waren bis jetzt nur heiße Luft. Dabei liegt die Antwort direkt vor uns: Solarenergie und Windkraft sind jetzt schon billiger als fossile Brennstoffe. Sie funktionieren auch im benötigten Umfang. Wenn wir weiter so auf Zeit spielen, wird es bald zu spät sein“, warnt Tans.