CO2-Pooling: Teslas Milliardengeschäft mit anderen Automarken
Tesla-Mitbegründer Elon Musk macht aus der Forschung zu CO2-Entfernung einen Wettbewerb. Insgesamt 100 Millionen US-Dollar hat der Südafrikaner dafür bereit gestellt. Wie der Guardian berichtet, werden fünfzehn internationale Teams je eine Million US-Dollar erhalten, um an ihren Technologien zur CO2-Entfernung aus der Atmosphäre oder dem Meer zu arbeiten.
Für voraussichtlich vier Jahre ist der Wettbewerb vorerst angesetzt, am Ende müssen die Technologien in der Lage sein, fast eine Tonne Kohlenstoffdioxid täglich zu entfernen und anschließend zu speichern. Der Hauptpreis ist mit 50 Millionen US-Dollar angesetzt, dafür muss das Siegerteam allerdings nachweisen, dass ihre Technologie zukünftig auch Milliarden Tonnen CO2 entfernen kann.
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Elektroautos senken Durchschnittswerte
Aber auch darüber hinaus unterstützt das Unternehmen Tesla andere Automobilhersteller dabei, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Das allerdings mehr auf dem Papier. Der Elektroautohersteller ist ein beliebter Partner beim so genannten CO2-Pooling. Bei diesem schließen sich verschiedene Automobilhersteller für eine gemeinsame CO2-Bilanz zusammen. Dieser Praktik gehen die von der EU festgelegten CO2-Grenzen für die Flotten der Unternehmen voraus.
Automobilhersteller, welche mit den Durchschnittswerten ihren eigenen Flotten diese Grenzwerte überschreiten würden, können durch die statistisch emissionsfreien fahrenden Elektroautos ihre eigene Überschreitungen ausgleichen und so hohe Strafzahlungen verhindern oder zumindest reduzieren.
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CO2- Obergrenze: 95 Gramm CO2 pro km
Für 2020 lagen die Grenzwerte der Europäischen Kommission zufolge bei einem Ausstoß von 95 Gramm CO2 pro Kilometer bei 95% der verkauften Neuwagen, wobei die 5% der Neuwägen mit den höchsten Emissionen nicht berücksichtigt wurden. Für die Ermittlung des Grenzwertes wurde der Verbrauch der Fahrzeuge mit dem sogenannten „Neuen Europäischen Fahrzyklus“ (NEFZ) gemessen. Die genauen Obergrenzen für jeden Automobilhersteller variieren und hängen unter anderem von dem durchschnittlichen Leergewicht der verkauften Flotte ab.
Ab 2021 muss das „95g-Ziel“ nun bei der Gesamtflotte erreicht werden. Für die Berechnung des Verbrauchs soll außerdem ab heuer der deutlich realitätsnähere „Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicle“-Test (WLTP2) angewendet werden. Dem deutschen Umweltministerium zufolge werden die CO2-Werte so im Vergleich zur vorherigen Berechnung um etwa 20 Prozent steigen. Automobilhersteller, wie Volkswagen, welche bereits 2020 die Grenzwerte überschritten haben, drohen somit dieses Jahr noch höhere Strafzölle.
Volkswagen schafft Ziel für 2020 nicht
2020 ergaben sich die Höhen der Strafzahlungen, Berichten des deutschen Magazins Auto Motor Sport zufolge, aus 95 Euro pro Gramm Überschreitung multipliziert mit der Stückzahl der 2020 in der EU verkauften Fahrzeuge. Dem Bericht zufolge haben neben Ford und Volkswagen unter anderem Audi und Jaguar Land Rover ihre Ziele für 2020 nicht erreicht. Strafzahlungen in Höhe von 140 Millionen Euro prognostizieren Experten Volkswagen.
Poolingrunden reduzieren Strafen
Die Durchschnittswerte der eigenen Flotte können die Unternehmen durch Mehrverkäufe von Hybrid- und Elektrowägen senken. Ein Elektroauto und ein Plug-In-Hybridauto wiegen in der Berechnung etwa zwei Verbrenner auf. Oder eben durch lukrative Kooperationen mit Elektrowägen-Herstellern.
Bereits seit 2019 werten die Elektrowägen von Tesla die Flottenbilanz von Fiat Chystler auf, seit letztem Jahr ist auch der Automobilhersteller Honda Teil des CO2-Pools von Tesla. Auch Volvo und dessen Tochterunternehmen Polestar hat nach eigenen genug CO2-Budget übrig, um als ein solcher Rettungsanker zu fungieren. Wie im November 2020 bekannt wurde, hat sich das Unternehmen daher mit dem Automobilhersteller Ford zusammengeschlossen.
Eine dritte bekannte Pooling-Runde besteht rund um den deutschen Automobilhersteller Volkswagen. Deren vergleichsweise niedrige CO2-Überschreitungen sind durch die ausgleichenden CO2-Budgets der Britischen Automarke MG des chinesischen Partners SAIC, der zum Geely-Konzern gehörenden London EV Company (LEVC), dem chinesischen Elektro-Autohersteller Aiways Automobile Europe und Next.e.Go, entstanden. In der Kategorie „leichte Nutzfahrzeuge“ hat sich Volkswagen hingegen mit Ford zu einem CO2-Pool zusammengeschlossen. In dem Bereich soll Ford selber unter seinem CO2-Bugdet bleiben und so Abhilfe schaffen können. Außerdem bilden Toyota und Mazda einen Pool.
1,8 Mrd. US-Dollar für Teslas Rettungsarm
Diese Kooperationen zwischen verschiedenen Automobilherstellern basieren dabei nicht auf dem Prinzip der reinen Nächstenliebe. Die ausgleichenden CO2-Budgets werden käuflich erworben, ähnlich dem Prinzip von CO2-Zertifikaten. In den allermeisten Fällen sind die genauen Summen nicht öffentlich bekannt. Wie viel Teslas rettender Arm Fiat Chrysler gekostet hat, ist aber publik. Von 2020 bis 2022 soll Fiat Chrysler 1,8 Milliarden Dollar für die CO2-Pakete bezahlen.
Dem Onlinemagazin Tesla Mag zufolge, können so dem Ford Chrysler CEO Mike Manley zufolge für 2020 rund 80 Prozent der EU-Strafzahlungen vermieden werden. 2021 sollen noch 15 Prozent benötigt werden, um die CO2-Vorhaben erreichen zu können und 2022 will das Unternehmen kaum mehr Unterstützung benötigen.
CO2-Pooling führt zu Kritik
Das Schlupfloch der EU- und weltweit möglichen CO2-Poolings bietet für viele Anlass zur Kritik. Auf der einen Seite befürchten Kritiker dadurch eine verminderte nachhaltige Auswirkung der CO2-Obergrenzen, da emissionsreiche Neuwägen durch entsprechende Kooperationen verhältnismäßig straffrei verkauft werden könnten. Aber auch die so verstärkte Fokussierung auf E-Autos führt zu Kritik.
Wie der Standard berichtet, äußert unter anderem der Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe & Antriebstechnik der TU Wien, Bernhard Geringer, Sorge zu der fehlenden gesamtheitlichen Betrachtung der Energieherkunft in der EU. So könne es passieren, dass ein Elektroauto in Polen eine schlechtere Energiebilanz am Ende hat als ein Verbrenner in Österreich.
Finale Daten im Sommer 2021 erwartet
Welche Automobilhersteller ihre CO2-Obergrenzen für 2020 tatsächlich eingehalten haben und welche nicht, wird voraussichtlich erst im Sommer 2021 bekannt. Auch wenn die Unternehmen intern ihre Ergebnisse bereits abschätzen können und sich so die Entwicklungen bei den meisten Marken bereits heraus kristallisieren, hat das letzte Wort die Europäische Kommission. Erst dann werden auch die finalen Höhen der etwaigen Strafzahlungen bekannt. Und auch dann wird sich erst zeigen, welches Co2-Pooling-Rettungsboot am Ende wie geholfen hat.