Kampf der Stablecoins: Wie Coinbase die Strippen im Hintergrund zieht
In der Krypto-Industrie tobt ein Kampf. Es ist der Kampf um die Vorherrschaft bei Stablecoins. Noch ist der Marktführer Tether (USDT) die treibende Kraft am Markt und das Werkzeug vieler Millionen Trader, die den digitalen Dollar-Ersatz zum Handeln von Bitcoin, Ethereum und Co. verwenden. Doch die fragwürdige Deckung von USDT und das undurchsichtige Firmengeflecht hinter dem führenden Stablecoin, das sich über Steueroasen verteilt hängt wie ein Damoklesschwert über der Branche. Konkurrenten wittern jetzt ihre Chance.
Und so kommen aktuell mehrere Dinge zusammen, die am Ende entscheiden könnten, wer das Rennen macht. Tether steht seit Jahren unter Beschuss und zahlte wegen illegaler Aktivitäten bereits eine satte Millionenstrafe in den USA. Nun mehren sich Gerüchte, dass US-Finanzministerin Janet Yellen persönlich mit Tether befasst ist – und sich vor allem um die Deckung von USDT hauptsächlich durch Schuldverschreibungen sorgt. Auch soll das US-Finanzministerium gegen die Firmen hinter Tether wegen Bankbetrugs ermitteln (mehr dazu hier).
Die aktuelle Schwäche von Tether und die Schlinge, die Behörden immer enger ziehen, wollen zwei Unternehmens-Komplexe für sich ausnutzen: Hinter dem Stablecoin USDC steht eine mächtige Allianz aus dem Krypto-Unternehmen Circle, das demnächst an die Börse gehen wird, und Coinbase, dem bereits börsennotierten Krypto-Händler – und dahinter wiederum eine Phalanx an renommierten, einflussreichen Investoren, die bei Circle investiert haben. Auch Visa und Mastercard haben bereits mehrmals öffentlich betont, dass man künftig auf USDC setzen wolle.
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Coinbase steigt auch bei Paxos ein
Der dritte Stablecoin im Rennen ist BUSD, kurz für Binance USD, und dient klarerweise in erster Linie als Dollar-Ersatz bei der weltweit größten Krypto-Exchange. Tech-Partner bei BUSD ist wiederum das US-Unternehmen Paxos, das „Stablecoin as a Service“ anbietet und neben Binance mit seiner Blockchain-Infrastruktur noch viele weitere Kunden wie PayPal oder Revolut bedient.
Und auch hier hat seit kurzem auch wieder Coinbase die Finger im Spiel. Im Rahmen der jüngsten Finanzierungsrunde ist Coinbase Ventures an Bord gekommen, gemeinsam mit Bank of America und Peter Thiels Founders Fund. Und, welch Zufall: Fast zeitgleich hat Coinbase den Stablecoin PAX in sein Angebot aufgenommen und wird maßgeblich daran beteiligt sein, dass dieser weitere Verbreitung findet (Anm.: USDT ist seit Mai 2021 bei Coinbase verfügbar).
Und schließlich darf man auch Facebooks Stablecoin-Projekt Diem (ehemals Libra) nicht vergessen, auch wenn es ruhig darum geworden ist. So hat sich die Vereinigung darauf verlegt, einen an den US-Dollar gekoppelten Stablecoin auf den Markt bringen zu wollen. Das Potenzial: Wenn Diem über Facebooks große Apps Messenger, WhatsApp oder Instagram verwendet werden kann, dann würde der Stablecoin wohl mit einem Schlag zum Marktführer werden – vorausgesetzt, die Regulierungsbehörden lassen das auch zu.
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Auch bei Diem ist Coinbase mit von der Partie
Und auch bei Diem fällt wieder ein Name auf: Coinbase. Das kalifornische Krypto-Unternehmen ist neben anderen auch hier wieder einer der wichtigen Partner, die die Nodes für die Diem-Blockchain betreiben und die Strategie und Verwaltung der Diem Association mitverantworten.
Dass Tether eine kontroverse Angelegenheit ist und die Zukunft ziemlich im Unklaren liegt, ist klar. Weniger klar ist noch, warum sich auch Circle und Paxos angefeindet haben. Mitten im Prozess des Börsengangs von Circle hat Dan Burstein, Chief Compliance Officer bei Paxos, sowohl gegen USDT als auch USDC zu schießen begonnen und Statistiken veröffentlicht, die zeigen sollen, dass nur Paxos‘ Stablecoins (also BUSD und PAX) regulatorisch sicher sind (mehr dazu hier).
Wer sich am Ende nun durchsetzt, wird sicher eines brauchen: einen sehr guten Draht zur Politik. Denn am Ende geht es um die Neuerfindung des Geldes in einer Phase, in der dutzende Nationen ihre eigenen CBDCs (Central Bank Digital Currencies) auf den Markt bringen wollen. Und wenn der digitale Dollar-Ersatz wirklich beginnt, in den Netzwerken von Kreditkartenanbietern und großen Social-Media-Apps zu fließen, dann wird das ein entscheidender Machtfaktor.
„Weder USDC noch Tether sind Stablecoins“: Streit um Krypto-Assets verschärft sich
Die größten Stablecoin-Projekte im Vergleich:
Market Cap | Anbieter/Betreiber/Herausgeber | Involvierte Firmen/Investoren | Herkunft | |
Tether (USDT) | 62 Mrd. Dollar | Tether/Bitfinex | Tether/Bitfinex/iFinex/Crypto Capital Corp | British Virgin Islands/Hongkong/Cayman Islands |
USD Coin (USDC) | 27 Mrd. Dollar | Centre/Circle/Coinbase | Accel Partners, Bitmain, Blockchain Capital, Breyer Capital, CICC Alpha, China Everbright Bank, Digital Currency Group, General Catalyst, IDG Capital, Pantera, Fidelity, ARK Invest | USA |
Binance USD (BUSD) | 12 Mrd. Dollar | Binance/Paxos | Oak HC/FT Declaration Partners, PayPal Ventures, Mithril Capital, Senator Investment Group, Liberty City Ventures, WestCap, Bank of America, Founders Fund, Coinbase Ventures, FTX (allesamt Paxos-Investoren) | Cayman Islands/Seychellen/USA |
Diem (DIEM) | 0 | Diem Foundation | Facebook, Anchorage, Andreessen Horowitz, Blockchain Capital, Checkout.com, Coinbase, PayPal, Farfetch, Paradigm, Ribbit, Spotify, Shopify, Uber, Lyft, Temasek, Thrive Capital, Uber, Union Square Ventures | USA/Schweiz |