Coinbase: „Umgehung der Sanktionen würden massive Käufe erfordern“
Nicht alle, aber viele: Die US-Kryptobörse Coinbase hat heute bekannt gegeben, dass sie auf Basis ihrer Datenanalysen 25.000 verschiedene Adressen, die sie entweder russischen Individuen oder Organisationen zuordnen konnte, blockiert. Damit will man die Sanktionen, die die westliche Welt gegen Russland nach der Invasion der Ukraine auferlegt hat, nachkommen.
„Sanktionen spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der nationalen Sicherheit und der Abschreckung von unrechtmäßigen Aggressionen, und Coinbase unterstützt diese Bemühungen der Regierungsbehörden voll und ganz. Sanktionen sind schwerwiegende Eingriffe, und die Regierungen sind am besten in der Lage zu entscheiden, wann, wo und wie sie angewendet werden“, heißt es seitens Paul Grewal, Chief Legal Officer bei Coinbase. Sein Chef, Coinbase-CEO Brian Armstrong, plädierte kürzlich dafür, Russ:innen nicht pauschal zu sperren.
Krypto-Firmen: Sollen sie Russ:innen komplett sperren oder nicht?
Sperren nach Abgleichung mit Sanktionslisten
Dass Coinbase die Rolle der Regierungen bei den Sanktionen hervor streicht, hat einen guten Grund. Wie berichtet ist es eine höchst strittige Frage, ob Krypto-Exchanges die Konten und Wallets von russischen Nutzer:innen sperren sollen. So haben sich einige wenige Firmen bisher für eine komplette Sperre von russischen Usern entschieden, während andere das abgelehnt haben. Auch Coinbase geht eigenen Angaben punktuell mit dem Thema um, doch 25.000 Konten bzw. Nutzer:innen sind dann doch eine ganze Menge.
Um die zu sperrenden Konten zu finden, gleicht Coinbase die User mit Listen mit sanktionierten Personen oder Einrichtungen ab, und zwar nicht nur jene der Vereinigten Staaten, sondern auch jene von Großbritannien, der Europäischen Union, den Vereinten Nationen, Singapur, Kanada und Japan. Außerdem werden IP-Adressen, die der Krim, Nordkorea, Syrien und Iran zugeordnet werden können, von Haus aus blockiert – sie können nicht auf die Online-Dienste von Coinbase zugreifen.
Außerdem spielen Daten-Analysen bei der Blockade eine wichtige Rolle. So würden manche Nutzer:innen versuchen, durch das Anlegen neuer Adressen die Sperre zu umgehen. Das passiert auch automatisiert. „Durch eine fortschrittliche Blockchain-Analyse haben wir proaktiv über 1.200 weitere Adressen identifiziert, die möglicherweise mit der sanktionierten Person in Verbindung stehen und die wir unserer internen Sperrliste hinzugefügt haben“, berichtet Coinbase über einen Fall.
Russland und Ukraine: Anleger:innen beider Länder stürzen sich auf Krypto
Schwieriger als mit Gold, Fiat oder Kunsgegenständen
An die These einiger Politiker:innen, dass Krypto-Assets durch Russland genutzt werden könnten, um die Sanktionen zu umgehen, glaubt man bei Coinbase aber ohnedies nicht. Die russische Regierung und andere sanktionierte Akteure bräuchten benorme Mengen an digitalen Vermögenswerten, um den aktuellen Sanktionen sinnvoll entgegenzuwirken. „Allein die russische Zentralbank hält über 630 Mrd. US-Dollar an weitgehend immobilisierten Währungsreserven. Das ist mehr als die gesamte Marktkapitalisierung aller digitalen Vermögenswerte mit Ausnahme eines einzigen (gemeint ist Bitcoin selbst, Anm.) und das 5-10fache des gesamten täglichen Handelsvolumens aller digitalen Vermögenswerte“, heißt es seitens Coinbase. „Folglich wäre der Versuch, große Transaktionen mit offener und transparenter Krypto-Technologie zu verschleiern, weitaus schwieriger als andere etablierte Methoden (z. B. die Verwendung von Fiat, Kunst, Gold oder anderen Vermögenswerten).“
Das bedeute nicht, dass „bad actors“ es nicht versuchen könnten. „Aber die Umgehung der Sanktionen in diesem Umfang würde massive Käufe erfordern, die unerschwinglich und nachweisbar wären, da diese Käufe wahrscheinlich zu Preisspitzen führen würden“, so die Analyse. Zudem könne man diese Transaktionen auf unterschiedlichen Blockchains tracken. Das führte in den USA unlängst zur Festnahme der mutmaßlichen Bitfinex-Diebe (Trending Topics berichtete).