Coinfinity zur Krypto-Steuer: „Sparen wird bestraft, Spekulation wird gefördert“
Der Entwurf zur künftigen Besteuerung von Kryptowährungen in Österreich hat für Aufregung gesorgt. In diesem Gastkommentar setzt sich Max Tertinegg, Gründer und Geschäftsführer beim Grazer Krypto-Broker Coinfinity, und sein Team mit den möglichen Konsequenzen der geplanten Steuer, auseinander.
Im Gesetzesentwurf zur ökosozialen Steuerreform wird auch die Besteuerung von Bitcoin und anderen Krypto Assets neu geregelt. Die Haltefrist soll fallen, das Tauschen von Krypto zu Krypto soll aber steuerfrei werden. Die steuerlichen Anreize werden damit ganz wesentlich verschoben – Bitcoin-Sparer:innen werden bestraft und spekulatives Trading im Altcoin-Casino wird gefördert.
Das Ergebnis: Sparen wird bestraft, Spekulation wird gefördert und belohnt. Ein völlig falsches Signal.
Unsere Welt ist geprägt von Überkonsum, dessen Ursache auch in der permanenten Inflation und den Nullzinsen zu finden ist. Viele Menschen wissen nicht wohin mit dem Geld, also geben sie es aus. Das langfristige Sparen von Bitcoin stellt hier einen enorm wichtigen Gegenpol dar, der sehr weitreichende Auswirkungen hat. Das betrifft soziale Themen genauso wie den Klimawandel oder die Wirtschaftspolitik. Das HODL-Prinzip hilft dabei, Werte in die Zukunft zu übertragen, vermindert unnötigen Überkonsum und ist für viele Menschen eine sehr einfach anzuwendende Methode, dem Wertverlust durch Inflation zu entkommen.
Tausende Unterschriften für Petition gegen geplante Krypto-Steuer
Der Finanzminister setzt die falschen Anreize
Anstatt dieses langfristige Sparverhalten zu fördern, wird nun im Gegenteil ein ganz eindeutiger Anreiz für das kurzfristige und spekulative Altcoin-Trading gesetzt. Der Tausch von einem Krypto-Asset in ein anderes Krypto-Asset (z.B. BTC in ETH) soll in Zukunft völlig steuerfrei vonstatten gehen können.
Kurzfristiges Altcoin-Trading trägt aber kaum etwas zur gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Entwicklung bei, denn damit werden nur sehr bedingt echte Werte geschaffen. Plakativ ausgedrückt: es werden starke steuerliche Anreize für den Besuch im Altcoin-Casino geschaffen, in dem es nur darum geht, spekulative Gewinne mit beliebigen Tokens zu generieren.
Krypto-Steuer: 2 Expert:innen analysieren die neuen Regeln für Bitcoin und Co
„Digitales Gold“ sollte wie echtes Gold besteuert werden
Wir halten diese Entwicklung für sehr bedenklich und fordern daher, dass eine Haltefrist für Bitcoin in den neuen Gesetzesentwurf aufgenommen wird. „Digitales Gold“ sollte wie echtes Gold besteuert werden. Im Grunde ist die geltende Regelung die beste. Es geht uns bei all dem nicht darum, das Altcoin-Trading unattraktiver zu machen – es soll Trader:innen unbenommen bleiben, steuerfrei von einem Krypto-Asset in ein anderes Krypto-Asset zu wechseln, wenn sie das wollen.
Uns ist aber wichtig, dass auf der anderen Seite auch die Bitcoin-Sparer:innen einen steuerlichen Anreiz für das langfristige Hodln behalten. Wir sehen es sogar als gesellschaftlich notwendige Verantwortung, das langfristige Halten von Bitcoin zumindest mit den gleichen Anreizen auszustatten. Bitcoin ist das härteste Geld, das die Welt je gesehen hat und wird sich als globales Geld für eine digitale Welt etablieren. Das langfristige Sparen von Bitcoin ist ein ganz essenzieller Teil einer neuen Wirtschaft und Gesellschaft, die damit einhergeht. Österreich tut gut daran, seine BürgerInnen eben dabei zu unterstützen, anstatt sie ins Krypto-Casino zu schicken.
Unsere klare Forderung ist daher: es muss für Bitcoin eine Haltefrist im neuen Gesetzestext geben. Denn Bitcoin ist anders als der Rest der „Krypto-Assets“.