"Fauler Kompromiss"

COP26: Ein umstrittenes Klimapaket und ein Ende mit Tränen

Die Rede von Gipfelpräsident Alok Sharma brachte die COP26 zu einem emotionalen Abschluss © COP26 / Flickr
Die Rede von Gipfelpräsident Alok Sharma brachte die COP26 zu einem emotionalen Abschluss © COP26 / Flickr
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Zu einem emotionalen Ende kam am Samstag in Glasgow die Weltklimakonferenz COP26. „Ich entschuldige mich dafür, wie dieser Prozess verlaufen ist, und es tut mir zutiefst leid“, sagte Gipfelpräsident Alok Sharma, bevor er zum Hammer griff, um das Klimapaket symbolisch zu besiegeln. „Entscheidend ist, dieses Paket zu schützen“.

Seine Entschuldigung richtet sich an die vielen, die sich mehr von der Konferenz erhofft hatten. Ein Entscheidungsgipfel, der die Welt auf Klimakurs bringt, ist die Konferenz nicht geworden. Auch wenn NGOs den „Klimapakt von Glasgow“ stark kritisieren, konnte die Konferenz dennoch einige Fragen klären.

COP26: Neuer Entwurf, geschwächte Aussagen und viel Kritik

Abbau statt Ausstieg bei der Kohle

Das Klimapaket vervollständigt einige Punkte aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015. So sollen ärmeren Ländern etwa 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Damit soll das Ziel erreicht werden, das eigentlich für 2020 angesetzt gewesen war. Auch der Anpassungsfond für Länder und Regionen, die bereits vom Klimawandel betroffen sind, soll ab 2025 von 20 auf rund 40 Milliarden US-Dollar aufgestockt werden.

Weiterhin wurde ein globaler Markt für CO2-Emissionen beschlossen, über den Staaten mit CO2-Zertifikaten handeln können. Was die nationalen Klimaziele betrifft, so sollen Staaten diese bis 2022 nachbessern. Das erfolgt jedoch freiwillig und ist nicht verpflichtend. Besonders umstritten wurde bis zum Abschluss am Samstag der Punkt Kohleausstieg. Schon in frühen Entwürfen vergangene Woche wurde deutlich, dass fossile Brennstoffe erstmals im Schlussdokument aufgeführt werden.

Unter dem Druck von Staaten wie China und dem Iran, wurde der Passus immer weiter abgeschwächt, wir berichteten. Am Ende war es Indien, das Medienberichten zufolge sein Recht auf einen „fairen Anteil am globalen Kohlenstoff-Budget“ betonte. Im Dokument heißt es deshalb nur mehr, Kohlekraftwerke herunterzufahren, anstatt komplett aus ihnen auszusteigen.

Für den Klimaschutz das Auto aufgeben fällt am schwersten

Lichtblicke und ernüchternde Urteile

Trotz konkreter, neuer Zielvorgaben, fällt das Urteil von Regierungsvertreter:innen und NGOs zum Abschlussdokument ernüchternd aus. Vor allem den abgeschwächten Text zum Kohleausstieg nannte Klimaministerin Leonore Gewessler auf Twitter eine „herbe Enttäuschung“. Der Beschluss sei noch nicht das, was es brauche und wofür die EU verhandelt habe.

Auch laut dem österreichischen Bundespräsident Alexander Van der Bellen reichen die Ergebnisse der Konferenz nicht aus, um die globale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. „Die Staatengemeinschaft muss ihre Ambitionen bis zur nächsten Klimakonferenz in Ägypten im Herbst 2022 deutlich erhöhen und den Ausstieg aus der Nutzung klimaschädlicher fossiler Energien beschleunigen“, appelliert Van der Bellen in einer Aussendung.

Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich nannte den Beschluss der COP26 in einer Aussendung einen „faulen Kompromiss“. Der Text bleibe in allen Bereichen schwammig und lasse Raum für schwache Interpretationen. Als „Lichtblicke“ sieht sie zwar, dass die Klimafinanzierung für Klimaanpassung wie etwas Hochwasserschutz verdoppelt werde und dass Länder ihre Klimaschutzpläne bis 2022 überarbeiten müssen.

Doch gerade der globale Emissionshandel reiße ein „riesiges Schlupfloch“ in das Klimaabkommen von Paris. Zudem verpasse es der Text, ein klares Ende für fossile Subventionen zu beschließen. Auch wenn das Dokument einige Überraschungen beinhalte, sei von vielen großen Ankündigungen am Ende nicht viel übrig geblieben, kritisiert Lisa Plattner, Klimaexpertin von WWF Österreich, in einer Presseaussendung. Im Ergebnis sieht sie „viel Schatten und wenig Licht“.

CO2-Budget für 1,5 Grad-Ziel ist in elf Jahren aufgebraucht

Umsetzung liegt bei Staaten

Mit dem beschlossenen Klimapakt wurde die Weltklimakonferenz COP26 nun abgeschlossen. Auch wenn sie nicht der Entscheidungsgipfel geworden ist, den viele erwartet haben, hat die Konferenz dennoch wichtige, technische Details geliefert. Dazu gehört etwa das Regelwerk zur globalen Überwachung klimaschädlicher Emissionen oder das Vorlegen konkreterer Klimaziele im kommenden Jahr.

Werden alle Versprechen der Konferenz tatsächlich eingehalten, könnte die Erderhitzung zumindest noch eingedämmt werden. Es liegt nun an den Regierungsvertreter:innen, nachhause zurückzukehren, um dort die Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, für die in Glasgow mit dem Klimapakt nun ein wackeliger Rahmen beschlossen wurde.

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