50 Ölkonzerne proklamieren den Ausstieg aus Methan auf der Klimakonferenz COP28
Nachdem im Rahmen der Weltklimakonferenz COP28 zum start zuerst die Atomenergie im Rampenlicht stand (Trending Topics berichtete), treten nun die Ölkonzerne auf die Bühne. 50 von ihnen haben sich zusammengetan, um zwei Ziele zu erreichen: Sie haben sich dazu verpflichtet, die Freisetzung von Methan (neben CO2 das gefährlichste Treibhausgas) bis zum Jahr 2030 Richtung null zu reduzieren und wollen außerdem das regelmäßige Abfackeln von Erdgas zu stoppen. Dieses so genannte Gas Flaring wird durchgeführt, um überschüssiges Erdgas, das nicht verkauft werden kann, loszuwerden.
Bekannt gegeben wurde die Absichtserklärung im Rahmen der COP28 von ihrem Vorsitzenden Sultan al-Jaber, der auch gleichzeitig der Chef der Abu Dhabi National Oil Co. (ADNOC; Miteigentümer der OMV) ist. Ebenfalls bei der Präsentation auf der Bühne war Jon Kerrys, der Sondergesandte des US-Präsidenten für Klimaangelegenheiten.
Die 50 Ölfirmen, darunter etwa ExxonMobil, Saudi Aramco, Petrobras aus Brasilien, Sonangol aus Angola oder Shell, TotalEnergies und BP, machen zusammen etwa 40 Prozent der globalen Ölproduktion aus. Nicht angeschlossen haben sich den freiwilligen Zielen die beiden anderen großen Ölmultis aus den USA, nämlich Chevron und PhilipsConoco, sowie die chinesischen Produzenten.
COP28-Präsident: „Ich weiß, dass noch viel mehr getan werden kann“
„Die Welt funktioniert nicht ohne Energie“, sagte al-Jaber im Rahmen der COP28. „Doch die Welt wird zusammenbrechen, wenn wir die heute genutzten Energien nicht in Ordnung bringen, ihre Emissionen im Gigatonnen-Maßstab verringern und rasch zu CO2-freien Alternativen übergehen.“ Dass die Maßnahmen der Ölfirmen nicht genug seien, weiß er sicher. „Ist das genug? Hören Sie mir bitte zu. Nein, es ist nicht genug. Ich sage mit voller Leidenschaft und Überzeugung, dass ich weiß, dass noch viel mehr getan werden kann.“
Klar ist, dass die Absichtserklärung nur Methangas betrifft, aber eben nicht CO2. Methan hat über einen Zeitraum von 100 Jahren laut Berechnungen des Weltklimarats (IPCC) einen etwa 28-mal stärkeren Einfluss auf die Erderwärmung aus als die gleiche Menge Kohlendioxid. Allerdings wird bei weitem viel mehr CO2 ausgestoßen als Methan. Die Ölindustrie ist „nur“ für etwa 23 Prozent des Methans in der Atmosphäre verantwortlich, der Rest kommt aus Viehzucht/Landwirtschaft und Abfällen, worauf die Ölmultis (zumindest keinen direkten) Einfluss haben.
„Brauchen vollständigen Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen“
Laut Climate Analytics-CEO Bill Hare würde das Vorhaben der Ölkonzerne lediglich dazu führen, die Erderwärmung um ein Zehntel Grad zu senken. Um wirklich das mittlerweile sehr unrealistische 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu schaffen, müsste die CO2-Emissionen bis 2030 um 40 und die Methan-Abgase um 60 Prozent bis 2030 gesenkt werden.
Die Ankündigungen der Ölkonzerne schmecken den vielen NGOs, die ebenfalls auf der COP28-Konferenz vertreten sind, naturgemäß nicht. Der Methan-Ausstieg sei nur ein „Vorwand, um zu verbergen, dass wir aus Öl, Gas und Kohle aussteigen müssen“, heißt es in einem offenen Brief, den 300 NGOs unterzeichneten. „Die Biden-Regierung wirbt für ihre Investitionen in gefährliche Ablenkungsmanöver wie die Atomkraft und Möglichkeiten zur Minimierung von Methangasemissionen, ohne die Verbrennung/Export von fossilem Gas tatsächlich zu stoppen. Wir werden also weiterhin die globalen Erfolge feiern, die eine gerechte Beschaffung und Umsetzung erneuerbarer Energien für alle unterstützen, und wir werden nicht aufhören, uns für einen schnellen, vollständigen Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen, einschließlich Öl und Gas, einzusetzen“, heißt es seitens der NGO 350.org in Richtung ExxonMobil und der Biden-Administration.
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