Corona-Insolvenzen: Gescheiterte Unternehmer sollen Hilfe für 2. Chance bekommen
„Die Coronakrise war bislang keine Werbung, sich in Selbständigkeit zu begeben, Mitarbeiter anzustellen und damit Verantwortung zu übernehmen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Denn die Sache ist ziemlich klar: Noch ist die Zahl der Insolvenzen deutlich unter dem Niveau vom Vorjahr, doch über den Sommer und Herbst wird eine Konkurswelle erwartet, weil unterschiedliche Gründe Insolvenzverfahren derzeit nach hinten schieben (Trending Topics berichtete).
So hat eine neue Umfrage des Handelsverbands unter seinen Mitgliedern ergeben, dass Umsatz- und Frequenzverluste zwar rückläufig sind, der stationäre Handel im Juni aber trotzdem mit einem Umsatzverlust von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr rechnen muss. 27 Prozent der Händler nehmen daher aktuell die Corona-Kurzarbeit für zumindest einen Teil ihrer Belegschaft in Anspruch, jeder zehnte Betrieb musste bereits Mitarbeiter freistellen. Weitere 14% haben geplant, in den nächsten 12 Monaten Stellen zu streichen.
„Haltung muss sich ändern“
Wenn nun eine Insolvenzwelle droht, dann sollen diese gescheiterten Unternehmer eine bessere „zweite Chance“ bekommen, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. „Die Haltung gegenüber Unternehmerinnen und Unternehmern muss sich nachhaltig ändern“, sagt er. „Mit einer stärkeren Verankerung der ‚zweiten Chance‘ in staatlichen Corona-Maßnahmen und einer entsprechenden Dotierung kann hier ein wichtiges Signal gesetzt werden, das auch zeitgerecht wirken muss – wenn nämlich die Insolvenzregelungen wieder in Kraft gesetzt werden. Jetzt fixieren, 2021 davon profitieren.“
„Aktuell haben die Gläubiger Verständnis für eine Insolvenz“, sagte erst kürzlich Ricardo-Jose Vybiral, CEO des Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870), im Interview mit Trending Topics. Anstatt Gefahr zu laufen, ein Zombie-Unternehmen durch Hilfsmaßnahmen künstlich am Leben zu erhalten, sollten in Schieflage geratene Unternehmer den Mut zur Insolvenz bzw. zum Sanierungsverfahren haben. „Natürlich wird es schwieriger, an Kredite zu kommen“, so Vybiral. „Insolvenzen sind Chancen und Risiken. Aber eine gute Idee wird am Ende immer gewinnen.“