Arbeitsmarkt

„Schwierige Lage bei Risikokapital“: Wiener Fintech Credi2 droht Kündigungswelle

Die Credi2-CO-CEOs Christian Waldheim und Daniel Strieder. © Credi2 GmbH
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Nach dem Hype der Jahre 2021 und 2022 kommen durch die Zinswende und den ausgetrockneten Finanzierungsmarkt schwierige Zeiten auf Fintechs zu. Die Downrounds von großen Fintech-Unternehmen wie Klarna oder Stripe oder die Massenkündigungen bei Bitpanda sprechen eine deutliche Sprache. Auch kleinere Fintechs spüren den Druck. So musste die Geschäftsführung des Wiener Fintech Credi2, das sich auf „Buy Now Pay Later“-Services spezialisierte, die Belegschaft nun auf eine mögliche Kündigungswelle vorbereiten. Offenbar verzögert sich durch die aktuelle Marktlage eine Finanzierungsrunde, weswegen man nun beim AMS melden musste.

„Trotz positiver Entwicklung der Finanzkennzahlen und gutem Ausblick bei Bestands- und Neuprojekten, müssen wir wie viele Startups auf Grund der schwierigen Lage beim Aufstellen von Risikokapital vorerst konservativer planen und vorausschauend Kosten reduzieren. Aktuell wurden noch keine Mitarbeiter:innen gekündigt, jedoch beim AMS angemeldet“, heißt es in einem offiziellen Statement seitens Credi2. Gerüchten in der Startup-Szene zufolge sollen etwa 20 Personen von diesen möglichen Kündigungen betroffen sein – das wären bei etwa 90 Mitarbeiter:innen, wie sie auf der Webseite angegeben sind, mehr als ein Fünftel. So schlimm muss es aber nicht kommen. „Zur Zahl der Betroffenen äußern wir uns nicht – eben weil die Anzahl der Mitarbeiter:innen nicht feststeht“, heißt es aktuell. Das AMS bestätigt, dass die Meldung im Frühwarnsystem (Firmen mit mehr als 20 Mitarbeiter:innen müssen dort beabsichtigte Kündigungen ab 5 betroffenen Arbeitskräften melden) eingegangen ist.

Credi2: Wiener Fintech holt Deutsche Bank als BNPL-Kunden

Volkswagen Bank größter Shareholder

Bekannt wurde Credi2 nicht nur für die Kooperation mit Apple bzw. zertifizierten Apple-Händlern wie Cyberport oder McShark für Abo-Modelle für Apple-Produkte, sondern auch für seine Cashpresso-App für digitale Schnellkredite, die mittlerweile von der Raiffeisen Bank International AG (RBI) betrieben wird. 2022 wurde damit begonnen, eine BNPL-Lösung für die Deutsche Bank zu bauen, 2023 wurde außerdem über das „Visa Fintech Partner Connect“ begonnen, eine BNPL-Lösung gemeinsam mit dem Kreditkarten-Riesen zu entwickeln. Außerdem hat die Volkswagen Bank, die seit 2019 an dem Wiener Fintech beteiligt ist, im Oktober 2022 ihren Anteil von 20 auf mehr als 28 Prozent erhöht, und ist damit als strategischer Investor der mit Abstand größte Shareholder des Unternehmens.

Mit Speedinvest, Hansi Hansmann, Stefan Kalteis oder den Runtastic-Gründern sind einige der bekanntesten und wichtigsten österreichischen Investor:innen mit an Bord. Im April 2022 wurde Christian Waldheim wird neuer Co-CEO des Wiener Fintechs neben Mitgründer Daniel Strieder. Waldheim war zuvor CEO bei websms sowie als DACH-Chef bei Link Mobility. Gleichzeitig mit ihm startete Jennifer Isabella Schimanko als Chief People & Strategy Officer. Die ehemalige HR- und Strategie-Beauftragte verließ Credi2 aber im Dezember 2o22 wieder.

Die Situation, in der Credi2 steckt, ist am Startup- bzw. Scale-up-Markt derzeit nicht ungewöhnlich. Gerade Wachstumsunternehmen tun sich derzeit oft schwer, größere Finanzierungsrunden schnell genug zu closen, was dann in Kündigungswellen resultiert, weil gespart werden muss. Das auf OCR spezialisierte Wiener Tech-Unternehmen Anyline musste wie berichtet zuletzt etwa 20 Prozent der Jobs kürzen und versucht nun, das geschäft mit Millionenumsätzen in den nächsten zwölf Monaten in ein „Cashflow-Positiv-Szenario“ zu drehen. Anyline-CEO Lukas Kinigadner rechnet nicht damit, dass sie die Lage bald verbessern wird, sondern sagte im Interview, dass im kommenden Jahr Fundraising für Unternehmen noch schwieriger sein werde als erwartet (Trending Topics berichtete).

„Fundraising noch schwieriger als erwartet“: Anyline muss 20% der Jobs kürzen

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