Interview

Nach Exit: „Cropster eignet sich ideal als Buy-and-Build-Plattform“

Die Cropster-Gründer. © Cropster
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In ihrer Branche sind sie kaum mehr wegzudenken, außerhalb davon sind sie eher der Hidden Champion: Das Tiroler Scale-up Cropster von Andreas Idl, Norbert Niederhauser und Martin Wiesinger hat nun die Mehrheit an den skandinavischen Growth-Investor Verdane verkauft. Der gemeinsame Plan lautet nun, das österreichische Unternehmen mit Software für Kaffeeröstereien durch Zukäufe wie auch organisches Wachstum größer werden zu lassen.

Im Doppel-Interview sprechen Andreas Idl, CEO von Cropster, und Dominik Schwarz, DACH-Chef bei Verdane, über die gemeinsamen Zukunftspläne.

Herr Idl, warum haben Sie und Ihre Mitgründer letztendlich entschieden, die Mehrheit an Cropster abzutreten? Das Unternehmen ist nun etwa 16 Jahre alt, war es Zeit für einen Exit?

Andreas Idl: Wir haben in erster Linie nach einem starken Partner gesucht, um das Geschäft von Cropster auszubauen und die nachhaltige Wirksamkeit des Unternehmens in der Kaffeeindustrie zu steigern. Die Reife von Cropster hat bei der Entscheidung eine untergeordnete Rolle gespielt.

Während unserer Gespräche mit Verdane hat sich schnell gezeigt, dass Verdane unsere Werte teilt und ein guter Partner ist, um Cropster gemeinsam auf die nächste Wachstumsstufe zu heben. Wir sind von der Software-Expertise und der internationalen Erfahrung von Verdane überzeugt. Das belegt insbesondere auch die hervorragende Buy-and-Build-Bilanz der Beteiligungsgesellschaft.

Cropsters Mission ist es, den Übergang der Kaffeeindustrie zu einem gerechteren, wirtschaftlich nachhaltigeren und umweltverträglicheren Modell vorantreiben. Sie sind nun mehr als 15 Jahre in dem Geschäft. Ist es fairer und nachhaltiger geworden, gibt es konkrete Zahlen und Fakten, wie das Leben der Kaffeebauern verbessert wurde?

Idl: Wir haben Anbietern von Spezialitätenkaffees in den vergangenen Jahren ein deutliches Wachstum ermöglicht: Ihr Marktanteil ist von einem niedrigen einstelligen Wert auf aktuell 15 Prozent gestiegen. Das haben wir unter anderem geschafft, indem wir den Kaffeeröstern geholfen haben, ihren Röstprozess zu optimieren. Dadurch ist das Risiko gesunken, Kaffeebohnen während des Röstprozesses zu stark zu rösten oder gar zu verbrennen. Damit ist es für Kaffeeröstereien wirtschaftlich attraktiver geworden, teurere Spezialitätenkaffees zu verarbeiten. Das hat wiederum zu einem Umsatzanstieg bei den Kaffeebauern geführt.

Sie zählen sogar Whole Foods und Starbucks zur Kundschaft – wie haben Sie das von Innsbruck aus geschafft?

Idl: Entscheidend für unseren weltweiten Erfolg war und ist unsere lokale Präsenz in den jeweiligen Märkten. Beispielsweise haben wir unsere Niederlassung in den USA gegründet, noch bevor wir in den europäischen Markt eingestiegen sind. Damals waren das Geschäft und die Nachfrage nach Spezialitätenkaffees in den USA wesentlich stärker entwickelt als in Europa. Diese lokale Verwurzelung in den jeweiligen Märkten ist ein ganz wichtiger Pfeiler unserer Wachstumsstrategie. Heute sind wir ein globaler Anbieter in der Kaffeeindustrie und bedienen Kunden in 100 Ländern.

Dominik Schwarz: Der weltweite Erfolg von Cropster zeigt, dass Andreas und sein Team ihren Kunden zuhören, ihre Probleme erkennen und für sie die passenden Lösungen entwickeln. Durch die konsequente Bereitstellung von hochwertigen Dienstleistungen und Software-Tools hat sich Cropster als Goldstandard in der Branche etabliert und kann überall auf der Welt Mehrwert bieten, da alle Kaffeeunternehmen entlang der Wertschöpfungskette vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Cropster war bislang eigentlich unter dem Radar unterwegs. Sind Sie bewusst ein Hidden Champion geblieben?

Andreas Idl: In der Branche sind wir eine weltweit etablierte Marke. Wir haben uns vor allem darauf konzentriert, unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Dass wir in Österreich als Hidden Champion wahrgenommen werden, ist also eher eine Folge unserer Prioritäten-Setzung als eine bewusste Entscheidung für dieses Label.

Wie sehen Sie die neuen Lieferkettengesetze auf EU-Ebene sowie in verschiedenen Ländern? Wie betreffen diese die Kaffeebranche und Ihr Business?

Andreas Idl: Die bevorstehende EU-Verordnung zur Entwaldung wird voraussichtlich dazu führen, die Abholzung der Wälder weltweit zu reduzieren und der Gesellschaft damit in sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht zugutekommen. Klar ist auch, dass die neuen Gesetze einen starken Einfluss auf den Kaffeemarkt haben werden. Sie verlagern einen Großteil des Regulierungsaufwands auf die Kaffeebauern, was bei ihnen Kosten verursachen wird.

Insgesamt halten wir die Gesetze für einen guten Schritt in die richtige Richtung, allerdings kommt es wie bei allen Gesetzen letztendlich auf die Umsetzung an. Wie die Folgen für die Branche im Detail aussehen werden, ist deshalb bislang noch nicht absehbar. Wir sind auf die neuen Regulierungen auf jeden Fall gut vorbereitet und haben entsprechende Software-Tools entwickelt, mit denen wir unsere Kunden unterstützen, die neuen Vorschriften einzuhalten.

Wenn man zu Hause oder im Büro möglichst nachhaltig Kaffee konsumieren möchte, gibt es viele Ansätze, vom Selbermahlen bis hin zu kompostierbaren Kapseln. Wie macht man das Ihrer Meinung nach am besten?

Andreas Idl: Der nachhaltigste Weg des Kaffeekonsums ist ganz eindeutig der Konsum von Spezialitätenkaffees. Bei diesen Kaffeesorten erhalten Kleinbauern im Vergleich zu anderen Kaffeesorten den größten Anteil und sichert ihnen und ihren Familien ein gutes Einkommen. Solche Kaffees findet man am besten in Speciality Coffee Shops oder über Apps wie European Coffee Trip.

Wie groß der Deal ist – wieder 50+ Mio. Euro wie bei Eversports? Und wie hoch bleibt der Anteil der Gründer?

Schwarz: Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir zu den Details der Transaktion Stillschweigen vereinbart haben und uns dazu nicht äußern können.

In welcher Größenordnung wird Verdane nun in die Expansion und anorganisches Wachstum von Cropster durch Akquisitionen investieren?

Schwarz: Im Rahmen unserer Partnerschaft werden wir Cropster bei künftigen Wachstumsinitiativen vollumfänglich unterstützen. Das umfasst sowohl M&A als auch organisches Wachstum. Cropster ist mit seiner Positionierung im Zentrum der Kaffeelieferkette ideal als Buy-and-Build-Plattform geeignet. Wir sehen Möglichkeiten für eine Expansion in vorgelagerten, horizontalen und nachgelagerten Marktsegmenten. Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich insbesondere auch aufgrund der zunehmend komplexeren Regulierung der globalen Lieferketten, wie z.B. die bevorstehende EU-Verordnung zur Entwaldung.

Idl: Mit der Unterstützung von Dominik und seinem Team sowie Verdanes internem Expertenteam werden wir unser Geschäft in Zukunft weiter professionalisieren. Wir wollen insbesondere unsere Betriebsabläufe optimieren und unsere Produktfunktionalitäten noch weiter verbessern und so sicherstellen, dass wir uns gemeinsam mit unseren Kunden weiterentwickeln und ihnen auch in Zukunft passende Lösungen für ihre Bedürfnisse liefern können.

Nach dem Deal mit Eversports und Cropster kristallisiert sich schön langsam eine Linie der Verdane-Beteiligungen heraus. Setzt Verdane nun immer stärker in Mehrheitsbeteiligungen?

Schwarz: Verdane zeichnet sich durch seine flexible Investmentstruktur aus. Unser flexibles Mandat ermöglicht es uns, die attraktivsten Investitionsmöglichkeiten zu verfolgen, ohne uns von Beschränkungen in Bezug auf die Beteiligungsquote ablenken zu lassen.

Sowohl Eversports als auch Cropster zeichnen sich dadurch aus, dass sie in ihren jeweiligen Marktsegmenten führend sind, über eine hohe Kundenbindung verfügen und ihren Kunden mit ihren Software-Tools Lösungen für ihre Herausforderungen bieten. Diese Marktpositionierung und dieses Dienstleistungsverständnis sind für uns entscheidend. Für uns ist es wichtig, dass unsere Partnerunternehmen Lösungen für die gesamte Customer Journey anbieten und den Produkt-Markt-Fit in strukturell wachsenden Märkten, der von Digitalisierung und Nachhaltigkeit geprägt ist, wirklich verstehen.     

Kaffee- soll den Teekonsum in asiatischen Ländern zunehmend ersetzen. Wäre aber nicht auch der Teemarkt interessant für die Ausweitung der Software, bzw. andere Verticals?

Schwarz: Das umfassende Software-Portfolio von Cropster hilft Kaffeeunternehmen bei der Bewältigung neuer regulatorischer Rahmenbedingungen, bei der Steigerung der Effizienz im gesamten Prozess von der Ernte bis zur Tasse sowie bei der Erfüllung ihrer hohen Qualitätsansprüche.

Wir sind davon überzeugt, dass wir mit diesem Toolkit auch Unternehmen in angrenzenden Marktsegmenten wie beispielsweise der Teeindustrie unterstützen können, die in ihren landwirtschaftlich geprägten Lieferketten mit ganz ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben wie Kaffeeunternehmen.

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