Interview

Investor & Startup: „Aus Firmensicht ist eine Diversifikation in Crypto sinnvoll“

Anton Golub von Flovtec und Berthold Baurek-Karlic von Venionaire. © Flovtec/Venionaire
Anton Golub von Flovtec und Berthold Baurek-Karlic von Venionaire. © Flovtec/Venionaire
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Man kann am Krypto-Markt jeden Tag sein Glück versuchen und in die verschiedensten Coins und Tokens investieren. Oder: Man ist Investor und steckt sein Geld in Startups, die in der Krypto-Industrie tätig sind. Mehr als 17 Milliarden Dollar haben VCs laut Pitchbook im Jahr 2021 in Unternehmen der Branche investiert – so viel wie noch nie.

Neben Star-Investoren wie Peter Thiel sind es auch europäische Investoren wie der Österreicher Berthold Baurek-Karlic (Venionaire, ESAC), die ziemlich bullish sind und auf Startupe im Digital-Assets-Bereich setzen. Eines der ESAC-Investments ist Flovtec – ein Schweizer Startup, das als Market Maker dafür sorgt, dass neue Tokens auf Exchanges wie Uniswap gelistet werden.

Im Doppel-Interview diskutieren Baurek-Karlic und Flovtec-Gründer und CEO Anton Golub über den großen Crash, über das omnipräsente Inflations-Narrativ und warum Bitcoin 2021 trotzdem noch einen Preis von 100.000 Dollar erreichen kann.

Trending Topics: Crypto hat 2021 einen steilen Ritt hingelegt – neuen All Time Highs folgte ein großer Crash. Was waren und sind die großen Treiber des Marktes?

Anton Golub: Große institutionelle Investoren haben 2021 den Markt betreten und erhebliche Beträge in Crypto investiert, anschliessend kam die FOMO der Kleinanleger und eine Preisübertreibung nach oben, die zu Autoliquidationen geführt hat und so die Preiskorrektur antrieb. Auch darf man nicht vergessen, dass am 17. Mai in USA der sogenannte Tax-Day war, also der Tag, an dem die Steuererklärung abgegeben werden muss.

Anton Golub von Flovtec und Berthold Baurek-Karlic von Venionaire. © Flovtec/Venionaire
Anton Golub von Flovtec und Berthold Baurek-Karlic von Venionaire. © Flovtec/Venionaire

Es gibt die Bitcoin-Maximalisten, und es gibt die, die auch in Altcoins investieren. In welche Richtung geht der Trend?

Golub: Die sogenannten Bitcoin-Maximalisten sehen Bitcoin als die Antwort auf viele grundlegende Probleme in unseren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen. Sie sind daher oft extrem skeptisch gegenüber anderen Tokens, da diese von der „Mission“ Bitcoin ablenken könnten. Grundsätzlich müssen wir da etwas genauer hinsehen, die Funktion von Bitcoin wird immer mehr als Wertspeicher gesehen in Konkurrenz zu Gold.

Auf der anderen Seite bieten Token wie etwa Ethereum, EOS, NEO und Polkadot programmierbare Funktionen auf der Blockchain an, z.B. für Finanztransaktionen. Wir bei Flovtec sehen eine große Anzahl von sehr spezifischen Projekten wie tokenisierte CO2-Kredite bis hin zu Fan-Token in den Markt kommen, die alle ihre Berechtigung haben.

Inflation gilt Krypto-Jüngern wie Michael Saylor als Absicherung gegen die steigende Inflation im Zuge der Corona-Krise. Ist das auch euer Zugang?

Golub: Da BTC erst seit etwa 10 Jahren existiert, konnte es noch nie beweisen, ein Hedge gegen tatsächliche Inflation zu sein, denn wir hatten seit 2008 eher deflationäre Tendenzen. Durch das begrenzte Angebot sollte es aber theoretisch gegen Inflation schützen.

Die Inflation soll im Euroraum und den USA weiter steigen – wie werden die Krypto-Kurse reagieren? Ist die Inflation schon eingepreist?

Berthold Baurek-Karlic: Grundsätzlich ist es natürlich schon so, dass die ultra-expansive Geldpolitik in den USA zunehmend besorgniserregend ist. Die Angst vor der Inflation ist daher sicherlich nicht unberechtigt. Je stärker der Narrativ von „Bitcoin als Inflations-Hedge“ sich durchsetzt, desto positiver sollte sich das auf die Preise auswirken.

Am Ende ist es halt auch ein recht simpler Mechanismus: Wenn man beliebig Geld ins System pumpt, muss diese Geld auch irgendwo angelegt werden. Dies wirkt sich positiv auf die Preise der meistem Anlageklassen aus, egal ob Aktien oder halt Bitcoin. Die Frage der Inflation ist zwar hochrelevant und spannend. Aus unserer Sicht ist Crypto aber eher eine Wette auf ein neues, besseres und faireres Finanzsystem.

Abwanderung & nachhaltiges Mining: Das sind die Auswirkungen des jüngsten Krypto-Crashs

Wenn Unternehmen wie MicroStrategy oder Tesla groß in BTC investieren – ist das gute Sache, oder muss man das kritisch sehen, weil sie Shareholder, Mitarbeiter und Partner der starken Volatilität des Assets aussetzen?

Golub: BTC ist eine neue Asset-Klasse, die nicht mit Aktien und Bonds korreliert ist. Deshalb ist aus Firmensicht eine Diversifikation in Crypto sinnvoll und hilft diesen, ihre Rendite bei sinkendem Risiko zu steigern. Aus unserer Sicht eine sehr gute Sache, wobei MicroStrategy natürlich ein Extrembeispiel ist. Das Ziel muss sein, dass Bitcoin ein normaler Bestandteil des Anlageportfolios von Unternehmen wird.

Wir tracken regelmäßig die Investments in Krypto-Startups und -Unternehmen. Auffällig ist, das gerade Andreessen Horowitz und Peter Thiel sehr bullish in dem Bereich sind. Sehen die etwas, was andere Investoren noch nicht sehen?

Golub: Silicon Valley ist schon seit Jahren stark im Crypto-Space investiert. Als Beispiel hat A16z in Coinbase Ende 2013 in der Series B investiert, also vor acht Jahren.

Baurek-Karlic: Investoren im Silicon Valley beobachten gerne, womit sich die smartesten Techies beschäftigen und erkennen so früh Trends, und dort investieren sie dann. In Europa schlafen wir aber auch nicht, Fonds wie Fabric Ventures aus Großbritannien sind absolute Spezialisten und zählen zu den internationalen Größen in diesem Bereich. Wir sind selbst mit unserem European Super Angels Club bei Flovtec und BlockPit investiert, weil wir daran glauben, dass es in der nächsten Entwicklung genau solche Lösungen rund um digitale Assets brauchen wird.

Anton, du sitzt im Krypto Valley in der Schweiz. Wo fließen die großen Investments derzeit hin? Ist DeFi derzeit das Non plus ultra?

Golub: Die meisten Investments in der Schweiz fließen nicht so sehr in Token, sondern in Infrastrukturprojekte, die – wie auch Flovtec’s Market-Making-Algorithmen- das Ökosystem unterstützen. Die Schweiz ist sehr stark bei Finanzanwendungen, deshalb werden die großen Wetten auf Full-Stack-Lösungen gemacht, wie zum Beispiel Sygnum, der weltweit ersten Crypto-Bank. Die Schweiz bietet ein klares, stabiles und zukunftsorientiertes regulatorisches Umfeld. Flovtec zum Beispiel mit seinen Services als Market Maker, arbeitet als Finanzintermediär, beaufsichtigt in der Schweiz von Aufsichts- und Selbstregulierungsorganisation AOOS.

Der DeFi-Bereich steckt momentan noch in den Kinderschuhen, wird aber in Zukunft sehr wichtig werden. Er stellt die größte Innovation im Bereich der dezentralen Blockchain dar, da mit ihm Transparenz in den Bereich einzieht und der Single Point of Failure reduziert werden kann. Wir sind momentan aktiv am Suchen nach Spezialisten, um für diesen Bereich und die nächsten Entwicklungen bereit zu sein.

Banking as a Service: solarisBank angelt sich mit Samsung einen der ganz Großen

Man sieht mittlerweile auch, dass das Silicon Valley nicht mehr der Hotspot für Krypto-Startups ist. Wo stehen da Standorte in Europa?

Golub: In der Welt der digitalen Assets und Blockchains dreht sich alle um Dezentralisierung und globales Arbeiten. Deshalb optimieren Krypto-Unternehmen ihr Setup mit Standorten in Malta, Grossbritannien, Estland, Deutschland, Österreich und natürlich der Schweiz.

Länder, die jetzt schon attraktive Vorraussetzungen für Krypto-Unternehmen schaffen, werden unserer Ansicht nach enorm davon profitieren. Wir sind froh, dass die Schweiz sich da gut positioniert hat.

Die große Frage: Bitcoin wurde vor dem großen Crash 100K und mehr 2021 vorhergesagt. Solche Analysen sind wieder verschwunden. Wo wird der Preis von BTC hingehen?

Golub: Das aus fundamentaler Sicht zur Bewertung von BTC  oft benutzte Stock-to-Flow-Modell verwendet die zwei Inputparameter „generierte Anzahl neue BTC pro Zeiteinheit“ und „Nachfrage von Investoren“, und es sagt voraus, dass das nächste Allzeithoch bei 100k liegen wird.

Aus diesem Grund ist unsere Ansicht damit im Einklang und unsere Vorhersage liegt bei bis zu 100k US-Dollar für dieses Jahr. Damit BTC dort ankommt, werden Market Maker wie Flovtec benötigt.

Die größten Investments in Krypto-Unternehmen 2021:

  Investment Bewertung Investoren Vertical Herkunft
Ledger 380 Mio. Dollar 1,5 Mrd. Dollar  10T Holdings, Cathay Innovation, Draper Esprit, Draper Associates, Draper Dragon, DCG, Korelya Capital, Wicklow Capital Crypto Wallet (Hardware) Paris, France
BitDAO 230 Mio. Dollar tba. Peter Thiel, Founders Fund, Dragonfly Capital, Pantera Capital, Alan Howard (Spartan Group), Jump Capital, Fenbushi oder Kain Warwick (Synthetix) DeFi tba.
Bullish 300 Mio. Dollar tba. Peter Thiel (Thiel Capital und Founders Fund), Alan Howard, Louis Bacon (Moore Capital), Richard Li (Pacific Century Group), Christian Angermayer (Apeiron Investment Group, Cryptology Asset Group), Galaxy Digital, Nomura Exchange tba.
Solana Labs 314 Mio. Dollar tba. Andreessen Horowitz, Polychain Capital, Alameda Research, Blockchange Ventures, CMS Holdings, Coinfund, CoinShares, Collab Currency, Memetic Capital Blockchain San Francisco, USA
Circle 440 Mio. Dollar tba. Digital Currency Group, Fidelity Management, FTX Stablecoins Boston, USA
Paxos 300 Mio. Dollar 2,4 Mrd. Dollar Oak HC/FT Declaration Partners, PayPal Ventures, Mithril Capital, Senator Investment Group, Liberty City Ventures, WestCap Blockchain Infra New York, USA
BlockFi 350 Mio. Dollar 3 Mrd. Dollar Valar Ventures, Galaxy Digital, Fidelity, Akuna Capital, SoFi, Coinbase Ventures Crypto Lending New York, USA
Blockchain.com 300 Mio. Dollar 5,2 Mrd. Dollar DST Global, Lightspeed Venture Partners, VY Capital, Google Ventures Crypto Wallet London, UK
Bitpanda 170 Mio. Dollar 1,2 Mrd. Dollar Valar Ventures, Partner von DST Global Neobroker Vienna, Austria
Dapper Labs 305 Mio. Dollar 2,6 Mrd. Dollar Andreessen Horowitz, Coatue, Michael Jordan, Kevin Durant, Ashton Kutcher, Shawn Mendes, Will Smith NFT Vancouver, Kanada
ConsenSys 65 Mio. Dollar tba. J.P. Morgan, Mastercard, UBS, Protocol Labs (Filecoin), Maker Foundation (MakerDAO), Fenbushi, The LAO und Alameda Research Ethereum Infra New York, USA
Bitso 250 Mio. Dollar 2,2 Mrd. Dollar Tiger Global, Coatue, Paradigm, BOND, Valor Capital Group, QED, Pantera Capital, Kaszek Exchange Mexico City, MEX
Figure Technologies 200 Mio. Dollar 3,2 Mrd. Dollar Morgan Creek Capital, 10T Holdings, Digital Currency Group, Digital Capital Mgt, DST Global Mortgage San Francisco, USA
Forte 185 Mio. Dollar 1 Mrd. Dollar Griffin Gaming Partners Gaming San Francisco, USA

 

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Deep Dives

#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Austrian Startup Investment Tracker

Die Finanzierungsrunden 2024

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 11

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

The Top 101

Die besten Startups & Scale-ups Österreichs im großen Voting

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen