D-Orbit: Italienisches SpaceTech wird durch SPAC zum Unicorn
Die moderne Gesellschaft verlässt sich auf Satelliten. Egal ob zur Kommunikation oder Navigation, Satelliten sind nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Deshalb nutzen auch immer mehr Startups wie OroraTech das Weltall kommerziell, wir berichteten. Die Kleinsten unter den Satelliten sind mittlerweile nicht mehr größer als ein Schuhkarton.
Doch egal in welcher Größe, alle Flugobjekte haben das gleiche Hindernis zu überwinden: Irgendwie auf die eigene Erdumlaufbahn gelangen. Dazu werden oft Dutzende Satelliten gleichzeitig in einer Rakete ins All geschossen. Das Problem: Alle werden auf der gleichen Umlaufbahn abgesetzt und müssen von dort, erst in ihren eigentlichen Orbit gelangen. Dies möchte nun ein Scale-up aus Italien ändern.
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Weltraum-Ride-Sharing
D-Orbit hat sich auf die Beförderung von Satelliten spezialisiert. Laut eigenen Angaben war das 2011 gegründete Startup das erste Unternehmen, dass in der Lage war Satelliten von dem Punkt, an dem sie von einer großen Rakete in der Umlaufbahn abgesetzt werden, zu den gewünschten Zielorten in der Erdumlaufbahn zu transportieren. Damit könnten beispielsweise auch Satelliten von anderen Startups oder Forschungseinrichtungen in deutlich kürzerer Zeit an die richtige Orbitalposition gebracht werden, so D-Orbit. Bereits 70 dieser Frachten, haben die Italiener:innen ins All gebracht.
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Börsengang durch SPAC
Nun verkündete das Startup am 27. Januar 2022 in einer Pressemitteilung, dass es nicht nur den Weg ins All, sondern auch an die Börse (fast) geschafft hat. Via SPAC (Special Purpose Acquisition Company) möchte D-Orbit an die Börse kommen. Ein Börsengang via SPAC bedeutet, dass D-Orbit mit einer bereits an der Börse notierten Firma fusioniert – in diesem Falle Breeze Holdings Acquisition Corp.
Damit erwartet D-Orbit einen Mittelzufluss von 185 Millionen Dollar, der für den Ausbau des Personals und die Beschleunigung der Investitionen in Produkte und Dienstleistungen, einschließlich des In-Orbit Now (ION) Satellite Carrier, verwendet werden soll, so die Aussendung. Durch die SPAC-Vereinbarung schließt sich D-Orbit mit der Charles F. Bolden Group zusammen, einer Organisation, die vom ehemaligen NASA-Administrator Charles Bolden, gegründet wurde.
Die Bolden Group, ein Investor von D-Orbit, hat eine Partnerschaftsvereinbarung mit Breeze abgeschlossen. In der Pressemitteilung berichtet D-Orbit über einen Umsatz von 3,4 Millionen Dollar im Jahr 2021, einen Auftragsbestand von 21,5 Millionen Dollar, Verträge in Verhandlung im Wert von 167 Millionen Dollar und eine Auftrags-Pipeline im Wert von 1,2 Milliarden Dollar. Das Unternehmen geht davon aus, dass es im Jahr 2024 mit erwarteten Einnahmen in Höhe von etwa 453 Millionen US-Dollar profitabel sein wird.
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Airbus und die Europäische Raumfahrtorganisation ESA als Kunden
Zu den Kunden von D-Orbit zählen laut der Investoren-Präsentation unter anderem OneWeb, Airbus und die Europäische Raumfahrtorganisation ESA. Den Abschluss der Fusion mit Breeze Holdings Acquisition erwarten die beteiligten Parteien für das zweite oder dritte Quartal dieses Jahres.
„Dies ist ein aufregender Tag für Breeze und unsere Aktionäre, und wir könnten nicht erfreuter sein, die Unterzeichnung unserer Fusionsvereinbarung mit D-Orbit bekannt zu geben, einem Unternehmen, das die Infrastruktur für die neue Weltraumwirtschaft bereitstellt“, so J. Douglas Ramsey, Chairman und CEO von Breeze Holdings in der Aussendung. „Wir haben eine Reihe potenzieller Unternehmen für einen Zusammenschluss geprüft und festgestellt, dass D-Orbit alle Kriterien erfüllt. D-Orbit verfügt über eine konkurrenzlose Satellitentechnologie und ist an der Spitze einer neuen Kategorie von Weltrauminfrastrukturen positioniert, die für uns bekannte Branchen wie die Öl- und Gasindustrie geeignet sind und Produkte und Dienstleistungen für die Zukunft ermöglichen. Wir glauben, dass D-Orbit über ein starkes Wachstumspotenzial in einem attraktiven Markt verfügt und sind gespannt darauf, wie seine Technologie eine nachhaltige Zukunft für die Weltrauminfrastruktur unterstützen wird. “
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SPACS wegen Intransparenz in der Kritik
SPACS haben sich 2021 als neuer Weg etabliert, um Tech-Unternehmen sehr schnell an die Börse zu bringen. Doch die Strategie steht wegen Intransparenz in der Kritik, und es ist unklar, ob diese Börsenmäntel langfristig bei Investor:innen und Kleinanleger:innen gut ankommen.