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DAC-8: EU-Richtlinie könnte Krypto-Börsen zur Datenherausgabe an Finanzämter zwingen

Krypto-Coins. © Pixabay
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Für alle, die sich bisher wenig bis keine Gedanken zur Besteuerung ihrer Krypto-Assets gemacht haben, könnte es ab Herbst 2021 brisant werden. Denn dann will die EU-Kommission Steuerpflichtige, die Geld über Krypto-Assets verdienen, viel schärfer kontrollieren. Zwar gibt es bisher in Ländern wie Österreich und Deutschland bereits Regeln, wie Bitcoin, Ethereum und Co zu besteuern sind (in DeFi bewegt man sich in einer Grauzone), doch wirklich geahndet werden könnten Vergehen erst in Zukunft.

Denn die DAC-8-Richtlinie (also die achte Version der „Directive on Administrative Cooperation“ bzw. der EU-Amtshilfe-Richtlinie), die die EU-Kommission für das dritte Quartal 2021 anpeilt, sieht generell eine „Verstärkung der Vorschriften für die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden und Ausweitung des Informationsaustauschs“ und im Detail eben eine Ausweitung auf die Bereiche Krypto-Werte und E-Geld vor. Den Finanzbehörden sollen neue Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, um gegen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung vorgehen zu können.

„Mit dieser Initiative soll der Rahmen gestärkt werden, um den Steuerbehörden einen besseren Informationsaustausch über Steuerpflichtige, die in der digitalen Wirtschaft tätig sind, zu ermöglichen. Dies wird dazu beitragen, dass letztere ihr Einkommen korrekt angeben und entsprechend versteuern“, heißt es seitens EU-Kommission. Wann die Richtlinie wirklich umgesetzt werden wird, ist noch unklar. Angepeilt war jedenfalls das zweite Quartal 2021, das aber mittlerweile vorbeigezogen ist. Beobachter rechnen mit einer Umsetzung in den nächsten 12 bis 18 Monaten.

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Transaktionsdaten an Behörden

In der Praxis kann das bedeuten: Krypto-Börsen und -Broker werden Finanzämtern Daten über die Käufe und Verkäufe von Bitcoin, Ethereum und Co ihrer Kunden liefern müssen. „Die Behörden erfahren dann auf Transaktionsbasis, was man auf einer EU-Börse gehandelt hat, und können dann ziemlich leicht berechnen, was die steuerpflichtigen Gewinne waren und prüfen, ob die auch tatsächlich in der Einkommenssteuer angegeben waren“, sagt Florian Wimmer, CEO des österreichischen Krypto-Startups Blockpit, im Interview mit Trending Topics (siehe Podcast unten). Sein Unternehmen ist darauf spezialisiert, für seine Kunden auszurechnen, wie viel Steuer sie in ihrem jeweiligen Land für ihre Krypto-Assets bezahlen müssen. Dazu können sie Blockpit via API Zugriff auf ihre Konten bei Coinbase, Binance, Bitpanda, Kraken oder KuCoin geben.

„Das ist natürlich spannend, weil das die Nachfrage nach unserem Service steigern wird“, sagt Wimmer. „Grundsätzlich sollte ja jeder legal unterwegs sein wollen.“ Klar ist natürlich auch ihm, dass der Ruf von Bitcoin und Co nicht überall der Beste ist und Krypto-Assets ein Image als Mittel zur Steuerhinterziehung anhaftet. Berechnungen von Blockpit zufolge wären in Österreich alleine für 2020 rund 375 Millionen Euro an Steuern auf Krypto-Assets fällig gewesen, in Deutschland sogar 1,28 Milliarden Euro (Trending Topics berichtete). Der Fiskus wird sich dieses Geld wohl nicht entgehen lassen wollen.

Zebras & Unicorns: Blockpit-Gründer Florian Wimmer über das Investment und die Krypto-Trends

Coinbase fürchtet Compliance-Belastungen

Zentral für die Ausweitung der DAC-Richtlinien, denen Finanzdienstleister bereits unterliegen, auf Krypto-Assets sind natürlich Exchanges und Krypto-Broker. Ihnen könnte nun die Bürde auferlegt werden, diese Transaktionsdaten für die Finanzämter aufbereiten zu müssen. Das aber wiederum, so wird befürchtet, wäre hinderlich für die junge Krypto-Branche in der EU.

„Es ist es wichtig, dass solche Regelungen nicht zu weit gefasst und zu komplex sind, dass sie Krypto als wichtigen Bestandteil der Finanzdienstleistungsbranche ersticken“, heißt es etwa seitens Coinbase, das über seine Tochterfirma in Irland in der EU tätig ist und nicht erst seit dem Börsengang im April zu den Schwergewichten der Krypto-Industrie zählt. „Während wir die Notwendigkeit einer effektiven Regulierung von Kryptogeschäften als Finanzdienstleistung anerkennen, sind wir besorgt, dass die DAC-8-Richtlinie zu einer ähnlich ungünstigen Rechtslandschaft in der gesamten EU führen könnte, mit prohibitiven Compliance-Belastungen, die die Entwicklung der Branche in den verschiedenen Mitgliedsstaaten ersticken.“

375 Millionen Euro Steuern für Bitcoin und Co in Österreich fällig

DeFi als großes Fragezeichen

Die Krypto-Industrie in der EU stecke noch in den Kinderschuhen, wird seitens Coinbase weiter argumentiert. Wenn man junge Firmen mit hohen Anforderungen für Informationspflichten an Behörden belaste, dann würde man möglicherweise Innovationen hemmen oder Firmen sogar dazu zwingen, sich einen anderen Standort zu suchen. „Es muss sichergestellt werden, dass sie mit den ihnen auferlegten Maßnahmen umgehen können und dass diese Maßnahmen das Wachstum der Branche und ihrer Teilnehmer nicht behindern“, heißt es weiter seitens des US-Unternehmens.

Wie die DAC-8-Richtlinie letztlich gestaltet sein wird und in der Praxis umzusetzen ist, ist noch offen. So ist etwa die Frage offen, ob etwa der Branchenriese Binance unter die Regeln fallen würde oder der Richtlinie über seine weltweit verteilten Standorte ausweichen könnte. Vor allem auch hinsichtlich des boomenden Markts für Decentralized Finance (DeFi) gibt es große Fragezeichen. Denn bei dezentralisierten Exchanges wie Uniswap oder PancakeSwap ist völlig unklar, wie die Datenweitergabe an Finanzämter überhaupt erfolgen könnte – oder ob sie überhaupt zwingend wäre. Wie berichtet ist schon heute unklar, wer warum wie viel Steuern im DeFi-Bereich zahlen muss – oder auch nicht (mehr dazu hier).

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