Danke für nix, Donald Dump

Donald Trump ist noch keine 50 Tage im Amt, und schon kann man sagen: Er hat fast alles, was er Krypto- und Aktien-Investor:innen gebracht hat, wieder zunichte gemacht. Ein Blick in die Charts zeigt, dass die Zugewinne, die seit seiner Wiederwahl am 5. November 2024 im Zuge von „Trump Pump“ entstanden, quasi alle wieder weggeschmolzen sind – Ausnahmen wie Bitcoin oder XRP bestätigen die Regel.
Denn was ist passiert? Zuerst erwarteten alle ein goldenes Zeitalter des „America First“-Krypto-Präsidenten, der die USA zur Krypto-Hauptstadt ausbauen will. Nicht nur Kryptowährungen stiegen nach dem 5. November stark (BTC erreichte am Tag des Amtsantritts von Trump am 20. Jänner 2025 den Rekordwert von 109.000 Dollar), auch wichtige Aktienindizes wie der Dow Jones (DJI), der S&P500 (SPX) oder der Nasdaq 100 (NDX) legten stark zu.
Nur, dann kam die Kehrtwende: Trump begann mit seinen Strafzöllen gegen die Kanada, Mexiko, China und die EU zu drohen, und mittlerweile spricht man nicht mehr von einem „Goldenen Zeitalter“ für die USA, sondern vielmehr von einer drohenden Rezession. Diese kann auch Trump selbst nicht mehr ausschließen, er weiß: Seine Strafzölle werden die Preise in die Höhe treiben, mittelfristig müsste die Fed mit Zinserhöhungen zur Senkung dieser neuerlichen Inflation reagieren, das macht Investments unattraktiver – die Spirale kennen wir ja schon aus den letzten Jahren.
Stattdessen blicken die Krypto-Fans, die sich so viel von der neuen Trump-Ära versprachen, auf eine miese Gemengelage, die den Verdacht nahe legt, dass sich da jemand bereichert anstatt Innovation zu betreiben.
1. Zahnlose Bitcoin Reserve
Es war eines seiner zentralen Wahlkampf-Versprechen: Eine Bitcoin-Reservefür die USA schaffen, in der große Mengen bzw. Teile aller verfügbaren BTC gehordet werden. Das schmeckte den (Neo-)Anhängern aus dem Krypto-Lager ziemlich gut – denn man rechnete sich schon aus: Wenn die USA weitere dutzende oder gar hunderte Milliarden Dollar in BTC investieren, dann könnte das den Bitcoin-Preis noch einmal zusätzlich steigen lassen.
Doch nun ist seit wenigen Tagen klar, wie diese „strategische Bitcoin Reserve“ wirklich aussehen wird: Sie wird mit den etwa 198.000 BTC ausgestattet werden, welche die US-Regierung bereits hält. Festgelegt wurde, dass die Reserve alle BTC verwalten wird, die von US-Bundesbehörden im Rahmen von straf- oder zivilrechtlichen Vermögensabschöpfungen beschlagnahmt wurden. Das US-Finanzministerium wird dieses BTC-Vermögen verwalten. Festgelegt wurde, dass die BTC in der Reserve nicht verkauft, sondern langfristig gehalten werden. Wohl aber am wichtigsten: Sollten zusätzliche Bitcoin angeschafft werden, darf dass nur haushaltsneutral geschehen und keine Mehrkosten für Steuerzahler bedeuten – beim massiven Staatsdefizit der USA also bis auf weiteres keine Option.
Ebenso bitter war die Lektion für Altcoin-Fans. Diese wurden durch ein Trump-Posting, das die Aufnahme von XRP, ADA, SOL, ETH und BTC in die Krypto-Reserve in Aussicht stellte, in große Vorfreude versetzt, bis dann die Sache am harten Boden der Realität landete: In einer separaten „United States Digital Asset Stockpile“ sollen sämtliche anderen digitalen Vermögenswerte außer Bitcoin landen, die aus ähnlichen Beschlagnahmungen stammen. Hier gibt es keine besonderen Regeln für Verkäufe, und auch keine Pläne für Zukäufe.
Trumps Bitcoin-Reserve kommt – und sorgt für fallende Krypto-Kurse
2. Verdacht auf Insider Trading
Von der Chose rund um die Ankündigung der Krypto/Bitcoin-Rserve profitierte ein Unbekannter: In den Stunden vor Donald Trumps Ankündigung zur Schaffung einerKrypto-Reserve tätigte ein anonymer Krypto-Wal einen bemerkenswerten Handel. Der unbekannte Investor eröffnete eine 50-fach gehebelte Long-Position auf Bitcoin und Ethereum mit einem Einsatz von 4 Millionen Dollar Margin.
Nach Trumps Ankündigung schossen die Kurse von Bitcoin und Ethereum in die Höhe, und der anonyme Händler schloss seine Position mit einem spektakulären Gewinn von über 6,8 Millionen Dollar. Die außergewöhnliche Rendite von mehr als 170% wurde innerhalb kürzester Zeit realisiert, was in der Handelswelt selbst für volatile Kryptomärkte als ungewöhnlich gilt. Der Trader hatte den perfekten Zeitpunkt erwischt, um sowohl die Position zu eröffnen als auch zu schließen, was auf ein bemerkenswertes Timing hindeutet.
Der Verdacht auf Insiderhandel liegt nahe: Die zeitliche Nähe zur politischen Ankündigung, die ungewöhnlich hohe Hebelwirkung, das Fehlen von Absicherungsstrategien und die Anonymität des Händlers deuten möglicherweise darauf hin, dass der Trader über Vorabinformationen zu Trumps Plänen verfügte.
3. Pump & Dump mit Memecoins
Donald Trumps Memecoin-Projekt hat innerhalb von nur drei Wochen nach seinem Start im Januar mindestens 350 Millionen Dollar eingebracht. Laut einer Analyse des Financial Times bestehen diese Einnahmen aus 314 Millionen Dollar durch den direkten Verkauf der TRUMP-Token auf der Solana-Blockchain sowie 36 Millionen Dollar aus Gebühren. Zusätzliche Gewinne wurden wahrscheinlich durch den Verkauf einer kleineren Anzahl von Tokens auf Kryptowährungsbörsen wie Binance erzielt. Diese erheblichen finanziellen Erträge haben Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte verstärkt.
Laut der Website des Projekts besitzen “CIC Digital LLC, ein Tochterunternehmen der Trump Organization”, und Fight Fight Fight LLC zusammen 80 Prozent der Token. Obwohl das Produkt offiziell vom Präsidenten befürwortet wird, gibt die Website an, dass das Projekt von Fight Fight Fight betrieben wird und “nicht von Donald J. Trump, der Trump Organization oder deren Tochtergesellschaften oder Führungskräften vertrieben oder verkauft wird”. Während jedenfalls diese Unternehmen die Profite eingestrichen haben, gehen Trump-Fans und Risiko-affine Trader, die sich den TRUMP-Coin gekauft hatten und bisher gehalten haben, nahezu leer aus. Seit dem Allzeithoch hat der TRUMP-Coin 86 Prozent an Wert verloren – keine Seltenheit bei Memecoins seinesgleichen:
4. Mauer Ausblick auf Regulierung
Schließlich gab es beim ersten Crypto Summit im Weißen Haus mit zahlreichen Vertretern der Industrie (z.B. den CEOs von Coinbase, Robinhood, Ripple) keine großen Ankündigungen für die breite Masse, sondern lediglich die Aussicht, dass es einen Rahmen für eine Stablecoin-Gesetzgebung vor August geben soll, und die Zusicherung einer weniger strengen Regulierung. Das ist toll für eine Handvoll US-Unternehmen, die sich bei dem Gipfeltreffen um Trump scharten; aber warum sind sie dort überhaupt eingeladen worden? Vielleicht, weil sie zusammen im Wahlkampf insgesamt 11 Mio. Dollar an Trump spendeten?