Experten-Ausblick

Das bringt 2020: Der große Trending Topics-Guide zum nächsten Startup-Jahr

© Bild von Martyn Cook auf Pixabay / Logo: EY / Montage Trending Topics
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2019 brachte jede Menge innovative Ideen, neue Technologien und erfolgreiche Startups aus Österreich und der ganzen Welt. Klar ist aber auch: Die technologische und digitale Entwicklung schreitet in riesigen Schritten voran – und auch das Jahr 2020 wird in vielen Bereichen sehr spannend. Trending Topics hat bei Experten aus dem Startup-Bereich nachgefragt, was sie vom nächsten Jahr erwarten.

2020 für HR

Im Jahr 2019 hat sich der Trend in Richtung Arbeitnehmermarkt noch weiter verstärkt. Daher ist es in vielen Bereichen und Regionen trotz unsicherer Wirtschaftsprognosen so schwer wie nie gute Mitarbeiter zu finden und die Zeiten, in denen man sich als Unternehmen aus einer Vielzahl von Bewerbungen den passenden Kandidaten aussuchen konnte, sind endgültig vorbei. Daher wird unserer Meinung nach das Thema “Human Resources” im Jahr 2020 zusätzliche Aufmerksamkeit im Top-Management benötigen. Themen wie “neue Formen des Recruiting” und “Upskilling & Retention der bestehenden Mitarbeiter” sind in Zeiten von Fachkräftemangel und sich radikal verändernder Technologien & Marktverhältnissen extrem wichtige Treiber für den Unternehmenserfolg. Das Recruiting muss sich immer mehr in eine Marketing & Sales Funktion verändern, um Talente für das eigene Unternehmen begeistern zu können. Stichwörter wie „Performance-based Recruiting“, „Active Sourcing“ und „Candidate Relationship Management“ entwickeln sich von einem Trend zu absoluten Grundvoraussetzungen, um im War for Talents bestehen zu können.

HR Tech Hub Vienna – Daniel Laiminger, Co-Founder & Geschäftsführer hokify


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2020 für Legal Tech

In den letzten Jahren hat sich das Thema Digitalisierung und Recht, auch Legal Tech, in Österreich etabliert. Es gibt immer mehr Legal Tech Start-Ups mit Fokus auf Zugang zum Recht, wie Fairplane und immer mehr Legal Techs, die direkt Lösungen für Anwaltskanzleien und/oder Rechtsabteilungen anbieten. Die großen Themen 2020 sind Dokument-/Vertragsautomatisierung, Text-/Dokumentenanalyse, Vertrags-/Casemanagement und Wissensmanagement. Also Funktionen, die die tägliche Arbeit von JuristInnen unterstützt und einerseits internen Effizienten ermöglicht sowie auf der anderen Seite wie der Einsatz von Tools wie die digitaler Signatur, der eine neue Klientenerfahrung (customer experience) ermöglicht. Machine Learning und die Analyse von juristischen Inhalten wird auch in 2020 für die Legal Tech Start-Ups, die mit großen Rechtsabteilungen in großen Corporates, sehr wichtig sein, da die Datenmengen enorm zu nimmt. Eines der großen Themen ist aber auch das ganz „banale“ Unbundeling von juristischen Prozessen. Diese Prozessanalyse ist eine der größten Herausforderungen, um die eigenen Probleme zu verbessern und digitaler zu machen. Client Experience ist ein zweiter wesentlicher Erfolgsfaktor. Start-Ups und Legal Techs, die hier einfache und smarte Ansätze bieten sind gefragt.

Der Legal Tech Hub Vienna feierte im Oktober seinen ersten Geburtstag. Der LTHV vereint die Kraft von mehr als 500 Kanzleien in Österreich und CEE: mehrere Rechtsanwaltskanzleien und Steuerberater haben es sich als Ziel gesetzt, gemeinsam in Kooperationen mit Interessensvertretungen, Universitäten, Fachhochschulen und Lab Partner die Entwicklung von Standards für die gesamte Rechtsbranche zu gestalten. Mit diesem Hub gibt es ein einzigartiges Zentrum in Europa für Legal Techs und gibt Legal Techs eine einmalige Chance direktes Feedback von mehr als 500 JuristInnen in CEE zu erhalten.

Weltweit sehen wir, dass sich Legal Tech als echter Investitionsmarkt etabliert hat. So hat beispielsweise das Legal Tech Start-Up contractbook ein siebenstelliges Investment durch unte anderem Google erhalten (wir sind auch ein bisschen stolz, da contractbook auch im ersten Batch des LTHV Acceleratoren Programmes war). Unser Future-Law-Fokus liegt heuer auf der aktiven Vorstellung von technischen Lösungen für interne Legal Tech Tools und client experience-Tools in neuen Formaten. Wir freuen uns also über alle Legal Tech start-Ups, die sich bei uns aktiv melden, auch wenn es nicht ganz eng „legal“ Tech ist. Bei unserer Legal Tech-Konferenz, einer der größten im deutschsprachigen Raum, zeigen wir wieder relevante Use Cases von wirkliche Anwendungen. Auch heuer ist wichtig, den Legal Tech Markt zu bauen und zu erweitern, denn nur ein guter Markt mit viel Nachfrage, gibt Start-Ups den Raum zu wachsen und relevant zu sein.

Sophie Martinetz, Managing Partnerin & Gründerin von www.future-law.at, Implementierungspartner des  Legal Tech Hub Vienna 

2020 für Mobility

Die Möglichkeiten Mobilität einfach und zugänglich für KundInnen zu gestalten, waren noch nie so groß wie heute. Daher gilt es auch 2020 Mobilitätsangebote im Personen- und Güterverkehr zu entwickeln, die individuell, umweltfreundlich, effizient und smart sind. Konkret braucht es vernetzte und kundenzentrierte Services, die den niederschwelligen Zugang zu Mobilität in Stadt und Land sicherstellen – wie etwa die Mobility as a Service App „wegfinder“ oder das bedarfsorientierte Mobilitätsangebot „Postbus Shuttle“.

Noch wichtiger wird es ebenso im neuen Jahr Mobilität noch ganzheitlicher zu denken: ein Beispiel dafür ist das neue Netzwerk-Format „Community creates Mobility“ mit dem Ziel den Know-How-Austausch von InnovationstreiberInnen aus Industrie, Wissenschaft, Startups und Gesellschaft zu fördern und gemeinsam innovative Projekte anzustoßen.

Claudia Falkinger, Senior Innovation Manager, ÖBB

2020 für Green Tech

Der steirische Green Tech Sektor bietet Start-ups und Jungunternehmen weiterhin hohe Wachstumschancen. Die diesjährige Konjunkturerhebung der steirischen Umwelttechnikbranche belegt dies eindrucksvoll: Rekordzahlen gab es bei der Beschäftigung mit erstmals über 25.000 Personen (+7,5 %) und beim Umsatz, der erstmals über 5 Milliarden Euro (+3,7 %) kletterte. Insbesondere Graz und der Green Tech Cluster gelten dabei als Hotspot grüner Jungunternehmen. Mehr als 40 Green Tech Start-ups sind im Cluster vereint. Damit sind wir das größte Netzwerk grüner Start-ups in Österreich. Sinnbild dieses gemeinsamen Wachstums ist der Green Tech Hub Graz, in dem die Stadt Graz und der Green Tech Cluster Startups mit etablierten Unternehmen vernetzen. Für jedes Jungunternehmen wird der richtige Wachstumspartner aus dem Pool der Umwelttechnologieführer gesucht. Dieser bringt sich als Mentor mit seiner Zeit, sowie als Auftraggeber für ein gemeinsames Projekt ein.

Andreas Pompenig, Greentech Cluster 

2020 für AI

AI wird 2020 in der Startup Welt nochmals präsenter werden: einerseits was die Anzahl an Startups und Ausgründungen von Universitäten betrifft, andererseits was die Höhe der Investments betrifft. So ist nächstes Jahr mit den ersten Series-A-Runden von (relativ) jungen AI-Startups zu rechnen.
Auch in etablierten Unternehmen und Industrien werden wir eine zunehmende Anzahl an best-practice-Beispielen erleben, die es endlich auch abseits der „Klassiker“ wie Predictive Maintenance und Document Processing schaffen werden, mehr und mehr Unternehmen von AI zu überzeugen.

Auf EU Ebene wird die von der Leyen Kommission ihren Ankündigungen Taten in Form von massiv aufgestockten Förderprogrammen folgen lassen. Dabei wird erfreulicherweise auch die EU-weite Vernetzung forciert, was unseren zunächst oft nur auf Österreich fokussierten Startups nur gut tun kann.

Clemens Wasner, AI Austria

2020 für Startups

2020 wird das Jahr, in dem mehr und mehr Gründer die Klimakrise als Chance erkennen und nachhaltige Lösungen für die Zukunft entwickeln. Die neue EU-Kommission hat angekündigt, eine Billion Euro in grüne Technologien stecken zu wollen und mit einem starken Greentech Cluster im Rücken hat Österreich eine einmalige Gelegenheit, sich als Hotspot für Nachhaltigkeits-Startups zu positionieren. Darüber hinaus wird sich Österreich international öffnen – getrieben vom stetig wachsenden Mangel an Fachkräften wird eine neue Bundesregierung die Rot-Weiß-Rot Karte reformieren und beginnen proaktiv Talente aus Zukunftsfeldern ins Land zu holen.

Markus Raunig, AustrianStartups

2020 für die Szene

2019 hat sich angefühlt wie das Ende einer Ära: Etablierte Formate und Szenengrößen haben sich verabschiedet oder erfinden sich neu – das heißt 2020 steht ganz im Zeichen von neuen Opportunities für (neue) lokale als auch internationale Player die auf den Markt drängen. Co-Creation und Collaboration werden noch wichtiger und Initiativen wie die ViennaUP’20 Week, im Zuge derer wir mit the female factor auch über 1000+ female Leaders in Wien zusammenbringen, werden Österreich europaweit in der Entrepreneurship-Szene etablieren.
Tanja Sternbauer, the female factor

2020 für die Immobilienbranche

Für Startups und Gründer aus der Immobilienbranche wird das Jahr 2020 ein forderndes, aber hoffentlich erfolgreiches Jahr werden. Die Herausforderungen für PropTechs liegen aus meiner Sicht in der Zusammenarbeit zur Zusammenführung eigenständiger digitaler Lösungen, um der Immobilienbranche gesamtheitliche Lösungen anbieten zu können. Die Fokussierung auf Effizienzsteigerungen und Prozessverbesserungen bzw. -erneuerungen ist aufgrund der langsam beginnenden Marktsättigung des Immobilienmarktes gefragter denn je.
Die Branche sucht nach „konsolidierten“ Produkten um eingefahrene Prozesse los zu werden und das Arbeiten neu zu denken – Insellösungen werden immer weniger nachgefragt.
Was bringt das Jahr 2020? Viele interessante Gespräche, jede Menge Leads & Abschlüsse und allem voran viel Spaß an der Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Je nachdem wie sich die Konjunktur entwickelt gehe ich davon aus, dass 2020 ähnlich erfolgreich wird wie 2019.
 United Proptechs – Mag. Michael Mack, Geschäftsführer bei Immonow Services GmbH

2020 für die Startup-Szene

2020 wird nahtlos an das ereignisreiche 2019 anknüpfen und zusätzliche Dynamik in die positive Entwicklung der heimischen Startup Szene bringen. Auch wenn die Rahmenbedingungen am Standort noch weit davon entfernt sind, mit führenden Startup Hubs mithalten zu können, bin ich optimistisch, dass es Österreich auf das Radar internationaler Player schaffen wird – die Stakeholder des Ökosystems arbeiten jedenfalls so intensiv wie noch nie an dieser Mission. Diese gemeinsamen Bemühungen führen dann hoffentlich schnell dazu, dass wir große Finanzierungsrunden mit Beteiligung internationaler Kapitalgeber und eine Vielzahl von Exits sehen – was wiederum frisches Kapital, wertvolles Knowhow und einen steigenden Grad an Professionalität in den Markt bringen wird.

2020 für den ICO-Markt

Was wir schon lange geahnt haben, ist eingetroffen. Der ICO-Markt ist mehr und mehr im Verschwinden begriffen, aber Security Tokens entwickeln sich zu einer guten Alternative. Leider geht das langsamer als gedacht, da sehr viele regulatorische Hürden dran hängen und vor allem im Bereich Liquidität (Stichwort Sekundärmarkt) noch einiges zu tun ist. Auf der Kryptowährungsseite werden wir im Mai 2020 das sogenannte Bitcoin Halving erleben. Dabei wird der Reward der Miner reduziert, und zwar um die Hälfte. Damit wird der Bitcoin wieder rarer. Hier wird wieder Bewegung bei Bitcoin reinkommen. Und durch die enge Korrelation der kleineren Coins (Altcoins) mit BTC wird damit auch die Volatilität dieser wieder entsprechend raufgehen. 2019 war übrigens für Altcoins ein horrendes Jahr. Die große Mehrheit an Altcoins hat stark an Wert verloren.

Die Geister scheiden sich noch zur Frage, ob Kryptowährungen durch das Halving wieder einen ähnlichen Bullrun hinlegen werden wie zum Beispiel 2016 und 2017.  Manche Beobachter sagen, dass dies schon eingepreist sei, während andere felsenfest behaupten, dass Bitcoin auf 50.000 USD und mehr schießen wird. Wer hat Recht? 2020 wird uns die Antwort bringen.

Chris Miess, Digital Asset Association Austria

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