Ausblick

Der große Trending Topics Guide für 2021

© Alexas_Fotos / Pixabay / Montage Trending Topics
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Was bringt das nächste Jahr? Wer diese Frage Ende 2019 in den Raum geworfen hat, hat wohl von niemandem „eine weltweite Pandemie“ als Antwort bekommen. Insofern: Der Blick in die nächsten Monate ist immer mit Vorsicht zu genießen. Einige Trends werden uns aber sicher auch 2021 begleiten – oder vielleicht gar im Mainstream ankommen. Wir haben die Trends des Jahres 2021 gesammelt.

Dekarbonisierung

2021 sollen weitere Schritte in Richtung kohlenstofffreies Wirtschaften folgen. Erst kürzlich wurde beim EU-Gipfel beschlossen, die Ziele für 2030 deutlich zu erhöhen. Das traf einerseits auf Zustimmung, sorgte vor allem in Wirtschaft und Industrie aber auch für sorgenvolle Aufschreie. Unabhängig davon ist nichts dran zu rütteln, dass die CO2-Ausstoß-Werte dringend erheblich gesenkt werden müssen. Ein möglicher Weg: Das CO2-Offsetting, also der Ausgleich des Ausstoßes. Vor allem der sogenannte “freiwillige Markt” erlebte in den vergangenen Jahren einen erheblichen Zuwachs. Es gibt aber in diesen Bereichen noch jede Menge Kritik und zahlreiche Probleme, unter anderem auch bei der Berechnung der Kompensation. Alleine deswegen wird uns das Thema auch 2021 begleiten – und die Hoffnung, dass bei der Dekarbonisierung endlich ein Schulterschluss gelingt.

„Bei globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel sollten Unternehmen vorangehen. Das fordern nicht nur immer mehr Investoren, sondern auch die junge Generation. Und es ist noch mehr möglich, als „nur“ klimaneutral zu sein. Es gibt Unternehmern, die nicht nur CO2-negativ werden wollen, sondern auch den gesamten Kohlenstoff, der seit der Gründung emittiert wurde, entfernen wollen. Ob technologischer Fortschritt, gesellschaftliche Verantwortung oder Erschließung neuer Möglichkeiten durch die grüne Transformation – eine rasche Dekarbonisierung ist alternativlos und entscheidet über die Zukunft von Unternehmen. Wer künftig wachsen und gedeihen will, kann das nur noch klimaneutral – oder gar nicht“, so Stefan Uher, Sektorleiter Energy & Resources bei EY Österreich.

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Kalter Krieg 2.0

Die Beziehungen zwischen China und den USA haben sich in den letzten Jahren enorm verschlechtert. Augenscheinlich ist das bei Technologie aus China, der Smartphone-Hersteller Huawei beispielsweise darf schon seit geraumer Zeit kein vollwertiges Android-Betriebssystem mehr nutzen. Es geht aber nicht nur um Wirtschaftspolitik und den Handelsstreit, es geht im Prinzip um viele Bereiche – Hongkong, die technologische Marktführerschaft, Taiwan oder die Zensur. Eine Änderung ist kaum absehbar, auch wenn US-Präsident Donald Trump wohl bald sein Amt los sein wird. Auch Biden soll einen harten Kurs gegenüber China bevorzugen – der “Kalte Krieg 2.0” wird uns also sicher auch 2021 beschäftigen.

Drazen Lukac, Leiter Risk IT und Cyber Security bei EY Österreich: “Nie war es heute so leicht, Personen und Unternehmen in Misskredit zu bringen. Cybersicherheit ist für Wirtschaft und Politik so wichtig wie nie zuvor. Unternehmen wie auch Institutionen müssen nicht nur ihre Systeme und Daten vor Angriffen schützen, sondern auch ihre Reputation und Integrität – denn Desinformationskampagnen entstehen außerhalb der eigenen Einflusssphäre, in sozialen Netzwerken befeuert durch den Einsatz von Bots. Damit Gerüchte nicht den Ruf zerstören oder den Aktienkurs abstürzen lassen, sollten Unternehmen präventiv Reputationsmanagement betreiben, Angriffe frühzeitig erkennen und schnell reagieren.“

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Home Office: Die Zukunft der Arbeit

Wie arbeiten wir in Zukunft? Diese Frage stellt sich an sich schon länger, hat aber mit der Corona-Pandemie enorm an Relevanz gewonnen. Sicher ist: Auch 2021 werden wir noch einige Zeit im Home Office verbringen. Gut möglich ist auch, dass sich der Zugang vieler Arbeitgeber zum Arbeiten von zuhause aus ändert – und das Home Office zumindest zum Teil Unternehmenskultur wird. Der fixe allmorgendliche Gang ins Büro könnte sich auch anderweitig ändern: sogenannte „Grätzlbüros“ erfreuen sich wachsender Beliebtheit, also Arbeitsflächen in der Nähe der Wohnung, die man sich mit anderen „Grätzlbewohnern“ teilt. Der Vorteil: Ablenkungen des Eigenheims sind hier außen vor, konzentriertes Arbeiten geht leichter – und der (temporäre) Arbeitsplatz ist dennoch um die Ecke.

Parallel dazu wird aber sicherlich der Anteil an „Remote Work“ anwachsen. Dazu braucht es allerdings auch neue Software-Lösungen. Zoom und Co gelten als eine der großen Gewinner der letzten Monate – gut möglich, dass Zeiterfassungs-Lösungen und weitere Remote-Work-Software nächstes Jahr ähnlich erfolgreich werden. Der Anteil der Beschäftigten im Home Office wird in einer Post-Corona-Welt ziemlich sicher erheblich höher sein als vor dem Ausbruch und es – wenn auch nicht in allen Berufsbereichen – auch bleiben. „Die Flexibilität, von zu Hause aus arbeiten zu können, und die Chance auf mehr Freizeit – weil die Wegzeiten nicht mehr relevant sind – rufen bei vielen ein Gefühl der Begeisterung hervor. Dennoch ist es in einer zunehmend virtuellen Arbeitswelt wichtiger denn je, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und den Herausforderungen von ´Remote Work´ gerecht wird – der Abgrenzung zwischen persönlichen und beruflichen Bereichen, abnehmender Motivation und dem Gefühl der Isolation“, meint Oliver Suchocki, Partner People Advisory Services bei EY Österreich.

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Banking as a Service

Vielleicht will nicht jeder eine Bank werden – aber Finanzdienstleistungen sind der neue heiße Schrei im Digital-Business. Deswegen haben sich 2020 in Europa und den USA eine ganze Reihe an Tech-Firmen und Startups positioniert, um als “Banking as a Service”-Plattformen anderen als Fundament zu dienen.

Stripe, solarisBank, Railsbank, Treezor oder Swan: Diesseits wie jenseits des Atlantiks buhlen immer mehr Dienstleister um Firmen aus den verschiedensten Bereichen, um ihnen BaaS zu ermöglichen. Du willst Startups ein günstiges Gründerkonto anbieten? Deine E-Commerce-Plattform soll Händlern für ihre Einnahmen ein passendes Firmenkonto bieten? Eine Shopping-App mit angeschlossenem Schnellkredit? Voila, stöpsel’ dir wie mit Lego deine eigenen Bank-Dienste zusammen, ohne eine Bank zu werden. Technisch geht das alles schon – 2021 wird nun zeigen, ob das auch von den Konsumenten angenommen wird.

Banking as a Service: Jetzt kommt die zweite Welle der Neobanken

Neue Gründerwelle

2021 ist zu Beginn sicher mit einer Insolvenzwelle zu rechnen – davon gehen alle Wirtschaftsforscher aus. Wann sie kommt, hängt damit zusammen, wann die Corona-Hilfsmaßnahmen und vielen Steuer- und Abgabenstundungen auslaufen, die dann angeschlagenen Unternehmen den Garaus machen. Doch wo Schatten, da auch Licht, heißt es. So kann es nach dem Krisenjahr 2020 nächstes Jahr eine neue Gründerwelle geben. Dazu sollen auch flankierende Maßnahmen beitragen, an denen die Politik derzeit arbeitet, und zwar

Weiters zuträglich zu diesem möglichen Trend wird die weiter hohe Arbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern sein. Wenn junge Menschen am Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, steigt der Druck, sich selbstständig zu machen. Im Jahr 2021 kann es so einfach wie nie zuvor werden, seine eigene Firma zu gründen. Die letzte große Krise in der westlichen Welt, die Finanzkrise von 2008, hat dazu geführt, dass heutige Milliardenunternehmen (WhatsApp, Airbnb, Uber usw.) gegründet wurden.

Kommt nach der Insolvenzwelle eine neue Gründerwelle, Monika Köppl-Turyna?

Zebras

Zebras sind die neuen Unicorns. Gründern geht es nicht mehr ums bloße Geldverdienen, große Investmentrunden, möglichst viel Marktanteile und den dicken IPO, sondern um die Sache an sich. Impact statt Exit, lautet die Devise. Statt exponentiellem Wachstum wird es ab 2021 immer mehr Gründern und ihrem Teams um nachhaltige Prosperität statt um exponentielles Wachstum gehen. Firmen, die echten Sinn und Zweck verfolgen, werden beginnen, die besten Köpfe anzuziehen, und auch Investoren und Banken werden sich darauf einstellen müssen, dass sich dadurch das Investment-Geschäft ändern wird. Gerade in der EU werden mit dem Green Deal Impact-Investments sehr viel wichtiger werden als bisher. Die Corona-Krise mag die Klimakrise in den Hintergrund gerückt haben, doch spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2021 wird sie mit aller Härte zurück in die Schlagzeilen kommen.

Impact statt Exit: Wie das Zebra bei Gründern zur Antithese des Unicorns wird

Shared Mobility

Die „Shared Economy“ wächst in vielen Bereichen, sehr stark aber vor allem im Mobility-Bereich. Wer früher ein Auto benötigt hat, musste in der Regel eines kaufen oder leasen. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Mietmodelle, die aber freilich nur für unregelmäßige Fahreinheiten rentabel sind. Dennoch: Eloop, Ufocar, Sharenow und Co beweisen, dass das Geschäft mit der digitalen Autovermietung funktioniert. In den nächsten Jahren wird das auch sichtbar: Flotten sollen ausgebaut werden und neue Autos werden zur kurzfristigen Miete zur Verfügung stehen. Geht es nach DriveNow, soll in zehn Jahren jede dritte Fahrt über Carsharing-Angebote gebucht werden. Autonome Fahrzeuge werden den Trend zur Miete zudem zusätzlich verstärken, mutmaßen Experten. Das wiederum soll sinkende Preise zur Folge haben. Positiver Nebeneffekt: So gut wie alle Anbieter setzen stark auf E-Autos, das Abomodell für PKWs könnte also auch der Elektromobilität einen Schub verleihen.

Weiterhin um Kunden und ihren Platz kämpfen werden die diversen E-Scooter-Verleiher. Auch hier wird das Angebot wohl wachsen: Lime startete erst im Oktober das E-Bike-Sharing, gut möglich, dass hier mehr Anbieter nachziehen. Bereits Anfang des Jahres kaufte bekanntlich Bird den Konkurrenten Circ auf. Auch das wird ein Trend der nächsten Jahre sein: Die Konsolidierung des Marktes. Für alle gilt: Neben der Möglichkeit, einzelne Fahrten zu buchen, rücken Abomodelle zu einem monatlichen Fixpreis mehr und mehr in den Fokus. Lime bietet das bereits an, Eloop ebenso.

Shared Mobility: Das Schlüsselwort für die Zukunft lautet “multimodal”

Stablecoins

Manche nennen es schon die “Tetherization” der Krypto-Märkte – und zwar deswegen, weil der Stablecoin Tether (USDT) mittlerweile derart gefragt bei Tradern ist, dass die gehandelten USDT-Volumina mittlerweile regelmäßig jene von Bitcoin schlagen. Nun ist Tether – gelinde gesagt – in einem Graubereich unterwegs und muss sich mit Klagen und Anzeigen herumschlagen.

Doch Stablecoins sind aus der Welt der Kryptowährungen und darüber hinaus nicht mehr wegzudenken. Auch Facebook gibt nicht auf, hat das stark angefeindete Libra in Diem umgetauft und will nun 2021 auf den Markt kommen. Auch der Staat schläft nicht: Von der EU über Kanada bis China, Japan und Südkorea – über wurde die Arbeit an staatlichen Stablecoins aufgenommen. Diese Central Bank Digital Currencies (CBDCs) werden noch für viele Kontroversen rund um Abschaffung des Bargelds, staatliche Kontrolle und Privatsphäre sorgen.

Stablecoins: Vom Rundungsfehler des Geldsystems zu “Too Big to Fail”

Regionalisierung

Selten gab es so viele Schwierigkeiten bei den internationalen Wertschöpfungs- und Lieferketten im Handel wie in diesem Jahr. Eine Folge daraus: Der Trend zu mehr Regionalisierung. Gekauft wird, was im Optimalfall aus der unmittelbaren Umgebung kommt, zumindest aber in heimischen Gefilden produziert wurde. Das geht auch in Containern: Zwar erfreuen sich kleine Hofläden nicht erst seit der Corona-Krise wachsender Beliebtheit, die Einschränkungen der Pandemie haben den regionalen Einkauf aber befeuert. Die dezentralen Nahversorger bieten regionale Produkte, ein simples Selbstbedienungskonzept und lassen sich rasch und einfach überall installieren.

Auch online lässt sich mittlerweile regional einkaufen: markta gelang in diesem Jahr der Durchbruch und auch der neue Onlinehändler gurkerl.at lässt nach regionalen Produkten filtern. Dazu schossen in der Krise Plattformen für den regionalen Handel wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden. Nachdem uns die Corona-Pandemie wohl noch eine Weile beschäftigen wird und die Regionalisierung auch unabhängig davon im Trend liegt, wird sie auch 2021 eine Rolle spielen.

Wirecard-Skandal: Wo ist der Österreicher Jan Marsalek?

Low Code/No Code

Heute sind Entwickler heiß begehrt. Sie bauen für Unternehmen alles, was mit Digitalisierung zu tun hat, egal ob intern oder extern. Aber wird man immer Developer anheuern müssen, um digitale Produkte und Projekte auf den Weg zu bringen?

Mitnichten. Low-Code- bzw- No-Code-Lösungen werden immer populärer. Gerade im Startup-Bereich helfen sie Gründern zu Beginn, damit sie ohne jegliche Programmierkenntnisse ihr erstes MVP erstellen können. Wenn nun größere Player wie Amazon einer breiteren Masse solche No-Code-Tools zur Verfügung stellen, dann wird theoretisch jeder in der Lage sein, seine eigene App zu programmieren. Das AI-Tool GPT-3 hat bereits in Ansätzen gezeigt, wie das funktionieren kann. 2021 werden wir mehr Entwicklungen in diese Richtung sehen.

Wie sorgt No Code für die Demokratisierung des Programmierens, Michael Ionita?

Exits Exits everywhere

2020, und darüber haben wir ja ausführlich berichtet, gab es vor allem in den USA einen echten Tech-IPO-Boom. Palantir, Airbnb, Snowflake, CureVac, Lemonade und so weiter – all diese Börsenneulinge werden 2021 viele Nachfolger bekommen. Angekündigt haben bereits der Krypto-Broker Coinbase, das rumänische Unicorn UIPath oder der deutsche Online-Autohändler Auto1, an die Börse gehen zu wollen. Zu vielen weiteren Firmen, darunter etwa Klarna aus Schweden, gibt es entsprechende Gerüchte. Nach einer IPO-Flaute in Europa sieht 2021 danach aus, dass Investoren und Founder an den Börsen auscashen wollen.

Aber auch Exits der anderen Art wird es viele geben. Die Corona-Krise und ihre Nachwirkungen wird für Konsolidierung in vielen Branchen sorgen. Und auch kleine Firmen, die bereits voll digitalisiert sind, werden 2021 attraktive Übernahmeziele von Großunternehmen sein, die sich in dem Bereich verstärken wollen.

Warum Startup-Exits fatal für Europas Digital-Zukunft sein können

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