Das sind die 5 wichtigsten Maßnahmen gegen die Klimakrise
Erneuerbare Energie, weniger Fleisch essen, Fahrrad fahren – wir wissen, was zu tun ist, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Aber welche Maßnahmen sind am effektivsten und welche werden vielleicht überschätzt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das internationale Forschungsinstitut Project Drawdown. Gegründet wurde das Non-Profit-Unternehmen 2014 von dem Umweltschützer Paul Hawken, der mehrere Bestseller rund um Umweltschutz und Klimawandel geschrieben hat.
Auf der Website werden vorhandene technologische Lösungen präsentiert und nach ihrem Impact auf die CO2-Bilanz der Welt eingeordnet. Jedes Jahr wird außerdem das Ranking umweltschonender Maßnahmen an sich aktualisiert. Die Liste wird traditionell und auch für den Zeitraum 2020 bis 2050 von einem in Zentraleuropa vielleicht überraschenden Thema angeführt: der Umstieg auf umweltfreundlichere Klimaanlagen bzw. Kühlmittel.
1. Klimafreundliche Kühlmittel
In den 1980er-Jahren wurden damalige Klimaanlagen als eine der Ursachen für das Ozonloch identifiziert und der Umstieg auf ein anderes Kühlmittel entschieden. HFC-Gase (Fluorkohlenwasserstoffe) haben zwar im Kampf gegen das Ozonloch geholfen, sich aber leider als massiv klimaschädlich entpuppt – laut Project Drawdown mit einem im Vergleich zu CO2 tausendfachen Potenzial, die Erde zu erwärmen. Bereits 2016 haben sich 170 Staaten darauf geeinigt, HFC gestaffelt von 2019 bis 2028 zu verbieten. Forscher schätzen, dass dieser Umstieg die Erderwärmung um rund 0,5 Grad Celsius reduzieren könnte. Hawkens Forschungsinstitut gibt das Potenzial der CO2-Reduktion bis 2050 mit 89,74 Gigatonnen CO2 an.
2. Windenergie
Erneuerbare Energien landen auf Platz 2 der Drawdown-Liste: Windräder an Land. Wind ist als Energiequelle im Jahresverlauf stabiler als Sonne und gilt als billigste erneuerbare Energiequelle. Vergangenes Jahr sind Forscher zu dem Ergebnis gekommen, dass Landfläche und Wind in Europa das Potenzial hätten bis 2050 den gesamten Energiebedarf der Welt zu decken.
Bis dahin ist laut Drawdown noch ein weiter Weg zu gehen, denn noch liegt der Anteil am globalen Energiemix im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Eine Steigerung auf 21,6 Prozent bis 2050 könnte CO2-Emissionen um 84,6 Gigatonnen senken und bei einer Investition von geschätzt 1,23 Billionen Dollar nach drei Jahrzehnten Einsparungen von 7,4 Billionen Dollar bedeuten. Offshore Windanlagen, also Turbinen im Meer, landen auf der Liste übrigens auf Platz 22, großflächige Solaranlagen auf Platz 8.
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3. Food Waste
Von der krummen Karotte in der Landwirtschaft bis hin zu Schnitzelresten in Restaurants – Schätzungen zufolge, wird etwa ein Drittel des Essens weltweit verschwendet. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette trägt „Food Waste“ so zu 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen bei. Je nach Weltregion seien laut Drawdown-Forschern unterschiedliche Maßnahmen notwendig, um Lösungen für Lebensmittel-Abfälle zu finden.
In ärmeren Ländern müsse in der Regel am Weg von Landwirtschaft zu Handel angesetzt werden, etwa mit besserer Lagerung und besserem Transport. In reicheren Regionen werde Essen am häufigsten am Weg von Handel oder Gastronomie zum Konsumenten verschwendet. Jedenfalls könnte durch eine Reduktion von „Food Waste“ um 50 Prozent bis 2050 Emissions-Einsparungen von 26,2 Gigatonnen bringen. Gleichzeitig würden dabei Rodungen für Farmland reduziert, wodurch weitere 44,4 Gigatonnen Treibhausgase eingespart werden könnten.
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4. Weniger Fleisch, mehr Gemüse
Knapp hinter „Food Waste“ landet die Ernährung grundsätzlich auf der Liste von Drawdown: Platz 4 geht an eine „Plant-Rich Diet“. Rinderherden gehören zu den größten Treibhausgas-Emittenten und die Viehwirtschaft zu einer enorm Ressourcen-intensiven Industrie. Gleichzeitig verursacht der übermäßige Fleischverzehr Studien zufolge auch enorme Kosten für das Gesundheitssystem. Die Drawdown-Foscher schätzen, dass durch gesunde, fleischarme Ernährung mit höchstens 2.500 Kilokalorien pro Tag, bereits mindestens 26,7 Gigatonnen Treibhausgase eingespart werden könnten. Gleichzeitig könnten durch eine Reduktion der Viehwirtschaft Rodungen verhindert werden, was weitere 39,3 Gigatonnen an Emissionen sparen könnte.
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5. Urwälder
Von Großfeuern im Amazonas bis hin zu illegalen Abholzungen in Rumänien: Urwälder schrumpfen weltweit mit fatalen Folgen für Umwelt und Biodiversität. Weltweit gehen Schätzungen zufolge jährlich 13 Millionen Hektar Wald verloren. Wälder bedecken derzeit etwa ein Drittel der Landmasse, speichern aber fast die Hälfte des terrestrisch gebundenen CO2. Laut Project Drawdown können Maßnahmen relativ simpel sein – so könne man einfach die Widmung von Land ändern und den Wald natürlich weiterwachsen lassen oder dieses Wachstum zusätzlich durch Kultivierung fördern. Die Forscher schätzen, dass durch natürliches Wachstum von Urwäldern bis 2050 61,2 Gigatonnen CO2 gebunden werden könnten.