Rückschau

Die Tops und Flops des Tech-Jahres 2020 – mal abgesehen von COVID

Die Tops und Flops des Tech-Jahres 2020. © Sylbohec / Pixabay
Die Tops und Flops des Tech-Jahres 2020. © Sylbohec / Pixabay
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Die Corona-Pandemie war zwar das alles beherrschende Thema der letzten zwölf Monate, abseits von der Gesundheitskrise spielte sich aber auch einiges ab. Tesla und Bitcoin setzten während des Jahres zu neuen Höhenflügen an, Fintechs werden mehr und wachsen stetig und wie so oft zeigte sich in der Krise, was in Unternehmen und Menschen steckt. Es gab 2019 aber auch Enttäuschungen: Wirecard ist hier ebenso zu nennen wie der eher weniger gelungene Versuch eines österreichischen Online-Kaufhauses. Wir fassen die Tops & Flops 2020 zusammen.

Die Tops des Jahres 2020

Startup-Investments in Europa

Hoffentlich wird man sich das Jahr 2020 in Europa zu Herzen nehmen und sich künftig nicht mehr unter den Scheffel stellen. Doch dieses Jahr, mitten in der Krise, konnte gezeigt werden, dass europäische Startups und Tech-Firmen das Zeug haben zu überzeugen. Auch wegen dem höheren, Corona-bedingten Kapitalbedarf, auch auch wegen des erreichten Reifegrads haben am Kontinent (das zeigt sich auch in Österreich und dem DACH-Raum) Startups so viel Geld aufgestellt wie noch nie zuvor. Hoffentlich geht es 2021 in dem Ton weiter.

Tech-Investments in Europa: Corona-Jahr wird zum Rekordjahr

Tesla

Am 21.12. dieses Jahres wurde die Aktie von Tesla in den weltbekannten Index S&P500 aufgenommen. Ein Ritterschlag für Elon Musk, zählt sein Unternehmen nun doch hochoffiziell zu den wichtigsten 500 börsennotierten Unternehmen der USA. Tesla ist derzeit mit weit über 600 Milliarden US-Dollar bewertet. Das alles ist die Folge eines äußerst erfolgreichen Jahres: Tesla gelang beispielsweise im dritten Quartal ein Gewinn in Höhe von über 330 Millionen US-Dollar. Seit Anfang des Jahres ist die Aktie um mehr als 300 Prozent in die Höhe geschossen. Aufsehen erregte man auch in Deutschland: In Brandenburg entsteht eine Gigafactory, die allerdings nicht überall auf Gegenliebe stößt. Dem starken Jahr von Elon Musks Autobauer tut das freilich keinen Abbruch.

Bitcoin muss sich jetzt als Fluchtwährung für das große Geld beweisen

Bitcoin

Bei etwa 6.400 Euro lag der Bitcoin-Kurs im Jänner 2020. Zwölf Monate später hat sich der Kurs teilweise (in Euro) teilweise verdreifacht. Gegen Ende des Jahres gelang zudem ein Meilenstein: Bitcoin erreichte erst die magische Marke von 20.000 US-Dollar und stieg später sogar kurzzeitig auf 24.000 US-Dollar. Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. Einerseits herrscht wieder ein wenig Angst vor dem Verpassen des Anstiegs (FOMO), andererseits entdecken immer mehr institutionelle Anleger Kryptowährungen für sich. So soll PayPal etwa 70 Prozent aller neuen Bitcoins aufkaufen, um 2021 seine Kunden mit dem „Crypto-Gold“ bedienen zu können. Gut möglich, dass das den Kurs von Bitcoin (und damit meist auch von zahlreichen anderen Kryptos) weiter ansteigen lässt. Das wird dann 2021 zeigen.

Bitcoin bei 27.500 Dollar: Die große Flucht vor Fiat

COVID-Startup-Hilfsfonds

Er war derart beliebt in der Branche, dass das Geld schneller weg war als geplant: Der COVID-Startup-Hildfonds hat mit 50 Millionen Euro Zuschüssen im Krisenjahr weitere mindestens 50 Millionen Euro an Investitionen in heimische innovative jungfirmen ausgelöst. Insgesamt wurden mit dem Hilfsfonds mehr als 200 Unternehmen unterstützt, und zwar aus folgenden Branche:

  • Software, Telekommunikation: 38%
  • Life Science, HealthTech: 7%
  • FinTech: 3%
  • Energie: 7%
  • Andere B2B Produkte, -Dienstleistungen: 20%
  • Andere B2C Produkte, Dienstleistungen: 26%

Das Instrument ist derart beliebt, dass sich Startups und Business Angels in Österreich gleich noch eine Auflage wünschen – diesmal gleich mit 150 Millionen Euro.

150 Mio. Euro: Ruf nach neuem COVID-Startup-Hilfsfonds wird lauter

Fintechs

Das Jahr 2020 wird auch als ein gutes Jahr für diverse Fintechs in die Geschichte eingehen. N26 beispielsweise konnte sich im Mai 100 Millionen US-Dollar sichern und plant darüber hinaus, den Standort in Wien zu vergrößern. Revolut wiederum startete im März in den USA, Google brachte Google Pay mit Mastercard und den genannten (und anderen) Fintechs nach Österreich. Credi2, ein Wiener Fintech, konnte sich darüber hinaus einen lukrativen Auftrag von Apple schnappen.

2020 gelang es außerdem Stripe, die eigene Bewertung auf fast 70 Milliarden US-Dollar zu steigern. Das Startup will künftig auch ins Banking-as-a-Service-Geschäft einsteigen. Klarna aus Schweden wiederum schnappte sich eine Bewertung von zehn Milliarden US-Dollar und plant eigenen Angaben zufolge die „Super-App“ zum digitalen Shoppen.

Zebras & Unicorns Podcast: Peter Bosek und die Fintech-Revolution

Bitpanda & die Neobroker

Den Aufstieg des Jahres legte der Neobroker Robinhood hin: Die App konnte alleine in diesem Jahr 1,2 Milliarden US-Dollar bei Investoren besorgen. Die Bewertung lag im August bei satten 11,2 Milliarden US-Dollar. Zuletzt gab es allerdings Schwierigkeiten: Das Unternehmen musste 65 Millionen Euro für „irreführende Kommunikation“ bezahlen. Im Oktober wurde die App zudem gehackt, betroffen waren rund 2.000 Nutzer. Ähnlich erfolgreich war das österreichische Pendant Bitpanda unterwegs. Das Wiener Startup will nun 10 Millionen Euro in den Aufbau eines Hubs in Polen investieren. Im September stieg zudem US-Investor Peter Thiel beim Crypto-Startup ein.

Warum beflügelt die Nullzinspolitik Neobroker-Startups, Manuel Heyden?

Ärdoo

Spaß in Zeiten der Krise: Mit Ärdoo bekommt Österreich ein eigenes Pendant von „Silicon Valley“, der erfolgreichen Serie aus den USA. Die Serie zieht die Startup-Szene ordentlich durch den Kakao und bedient dabei sämtliche Klischees, die die gehypte Branche so hergibt. Lorenz Waldburg spielt darin die Rolle von Julius Mesch, dem Gründer und CEO des fiktiven Startups Ärdoo: „Dein erstes Startup gründen ist wie der erste Sex, du stocherst da ein bisschen rum, hast keine Ahnung, was du machst, gibst dein Bestes, und im Endeffekt ist das Ganze auch wieder ziemlich schnell vorbei”. Als Regisseur arbeitet Clemens Thurn bei der Serie.

Ärdoo: Österreich hat endlich sein eigenes “Silicon Valley” 🙃

EduTechs

Die Corona-Pandemie brachte nicht nur die Arbeit in die eigenen vier Wände, auch die Schule zog temporär ein. „Home Schooling“ und „Distance Learning“ war teilweise unausweichlich – und zeigte gnadenlos aus, wie viel Arbeit in Sachen Digitalisierung an den Schulen noch zu leisten ist. Die Regierung will nun 200 Mio. Euro in die Digitalisierung der Schulen investieren. Es gab aber auch Startups, die von den Umständen profitieren: die sogenannten Edutechs. Für Schoolfox, ursprünglich für die  Eltern-Lehrer-Kommunikation gedacht, bietet heute Video-Unterricht, moderierte Klassenchats und Cloud-Speicher für das File-Sharing an den Schulen. An mittlerweile 5.000 Schulen wir die App bereits eingesetzt.

Das Startup GoStudent konnte sich um Juni ein Investment in Höhe von 8,3 Millionen Euro sichern. Im November erweiterte man die Series-A-Finanzierung um frische fünf Millionen Euro. GoStudent hat sich mittlerweile zu einer Vermittlungs-Plattform zwischen Schülern und ihren Eltern und Nachhilfelehrern und Tutoren entwickelt. Große Erfolge feierte auch ClassNinjas: Das Startup wurde für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 nominiert.

EduTech-Startups: Was bringt das 200-Millionen-Paket zur Digitalisierung der Schule?

Ethereum 2.0

Dass Ethereum auch im Jahr 2020 immer noch im Schatten von Bitcoin steht, hat sich die zweit wichtigste Kryptowährung nicht verdient. Denn während BTC sich technologisch nicht 8oder nur kaum, durch Hard Forks) verändert, hat ETH dieses Jahr den großen Schritt zur Transition zu seinem Upgrade auf 2.0 gemacht.

Ethereum 2.0 wird wesentliche Änderungen bringen: Durch Proof of Stake wird das Netzwerk zugänglicher, der Stromverbrauch wird durch den Wegfall von Mining geringer, es werden viel mehr Transaktionen als bisher möglich, und mit den Shardchains könnte Ethereum als Plattform für dApps (dezentrale Apps) etwa aus dem DeFi-Bereich noch einmal deutlich attraktiver werden.

Ethereum 2.0: Die Neuerfindung der Blockchain

Airbnb

Für Airbnb war das Jahr 2020 eine wilde Achterbahnfahrt. Nachdem in den ersten Monaten des Jahres so gut wie jeder Reiseverkehr wegfiel, musste Airbnb 25 Prozent der Belegschaft kündigen und Milliardenkredite zu einer stark geschrumpften Unternehmensbewertung aufnehmen. Ende des Jahres folgte das große Comeback in Form des IPO: Die Aktie stieg am ersten Handelstag von anfangs 68 Dollar auf satte 144 Dollar – und hob die Marktkapitalisierung von Airbnb auf mehr als 100 Milliarde Dollar. „Die Pandemie hat die Resilienz und Anpassungsfähigkeit unseres Geschäftsmodells bewiesen“, erklärte Mitgründer Nate Blecharczyk.“Airbnb hat jede Menge Angebote in ländlichen Gegenden – in der Umgebung, wo viele Leute gerade lieber hinreisen. Und wenn die Pandemie ausgestanden ist, wird es einen Riesendrang geben, wieder zu reisen.“

Airbnb: Der IPO wird zur großen Wette auf die Zukunft des Reisens

BioNTech

Das Thema der letzten Wochen: Die Impfung gegen Covid-19. Die Meinungen gehen auseinander, zwischen den einen, die sich am liebsten sofort impfen lassen würden und den anderen, die der ganzen Angelegenheit nicht ganz trauen. Unabhängig davon wurde Anfang Dezember der Impfstoff von BioNTech und Pfizer in Großbritannien zugelassen. Die EU-Kommission folgte dann vorgestern, nachdem die Europäische Arzneimittel-Agentur am Montag die Zulassung des Präparates von BioNTech und Pfizer erteilt hatte. Die ersten Impfungen laufen bereits, Anfang 2021 sollen dann die ersten vulnerablen Gruppen geimpft werden. Österreich will am 27. Dezember mit dem Impfen beginnen, zu Beginn werden Risikogruppen in Niederösterreich geimpft. Später soll dann auch Impfstoff vom US-Konkurrenten Moderna zum Einsatz kommen.

BioNTech: So funktioniert der Covid-19-Impfstoff

Die Flops des Jahres 2020

Gesichtsvisiere aus dem 3D-Drucker

Von Top zu Flop – wobei niemand so recht etwas dafür kann: Anfang des Jahres stiegen zahlreiche produzierende Startups auf die Fertigung von Gesichtsschutzschildern aus dem 3D-Drucker (oder was die heimische Werkstätte hergibt) um. Die Idee: Wenn das Geschäft in der Krise schon nicht läuft, lässt sich mit den Schildern wenigstens effektiv helfen. So ehrenwert die Idee, so schnell ging ihr die Luft aus: Erst empfahl das Gesundheitsministerium den Verzicht auf die Gesichtsvisiere, später kam dann ein absolutes Verbot der Schilder. Warum diese Erkenntnis knappe zehn Monate in Anspruch nahm, wurde nicht wirklich kommuniziert. So schnell wird aus einem Top ein Flop.

Happylab: Die Wiener Maker-Community druckt Schutzausrüstung

Quibi

Es hätte so schön werden können: Investoren wie Disney, NBC Universal, Goldman Sachs, CBS, Alibaba oder Sony Pictures steckten rund 1,8 Milliarden US-Dollar in Quibi, dazu kam ein Gründer-Team bestehend aus Jeffrey Katzenberg (ehemaliger Disney-Manager) und Meg Whitman (ehemalige HP-CEO). Quibi verfolgte zudem einen völlig neuen Ansatz: Es handelt sich dabei um einen Streaming-Dienst, der komplett auf die Nutzung am Smartphone optimiert ist.

Trotz des Milliarden-Investments ging aber ziemlich alles schief: Die Corona-Krise verlegte viele Menschen auf die Couch, ein Streaming-Angebot extra für unterwegs ist da wenig sinnvoll. Dazu kamen schwacher Content, technologische Probleme, ein gesättigter Markt mit starker Konkurrenz, gepaart mit satten Preisen in Bereichen von Netflix und Co. Der Start ist misslungen – bleibt abzuwarten, ob Quibi 2021 zur Erfolgsgeschichte wird.

Quibi: Ein Milliarden-Startup am Rande zum Fail

Ant Group

Auch die Ant Group, das größte Fintech Chinas und Betreiber von Alipay, hatte sich das Jahr wohl anders vorgestellt. Der Plan: Bei einem Doppel-Börsengang in Shanghai und Hongkong wollte der Fintech-Riese insgesamt satte 34,5 Milliarden Dollar einnehmen und die eigene Firmenbewertung dabei auf 313 Milliarden Dollar heben. Das wäre tatsächlich der größte IPO aller Zeiten geworden. Die Betonung liegt auf dem Konjunktiv. Anfang November wurde bekannt, dass der IPO von Ant Group nicht wie geplant am 5. November 2020 stattfinden kann. „Änderungen im regulatorischen Umfeld der Finanztechnologie und andere wichtige Probleme“ seien der Grund dafür, hieß es von der Börse in Shanghai. Dem IPO soll aber auch eine Meinungsverschiedenheit zwischen chinesischen Regulierungsbehörden und Alibaba-Gründer Jack Ma vorangegangen sein. Die Regierungsbehörden wollen dem Vernehmen nach die Macht des Unternehmens beschränken, was Alipay bzw. der Ant Group weniger schmeckt. 2021 wird weiter diskutiert.

Ant Group: Größter IPO aller Zeiten wird kurzfristig abgeblasen

Wirecard

Klar, dass auch Wirecard hier nicht fehlen darf. Das Unternehmen um den österreichischen Manager und ehemaligen Chef Markus Braun sorgte für den Finanzskandal der jüngeren Geschichte. Satte 1,9 Milliarden Euro sollen in der Finanz fehlen. Mit Jan Marsalek ist auch ein langjähriger Mitarbeiter und Mitglied des Aufsichtsrates seither verschwunden, er wird in Moskau vermutet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Wirecard unter anderem wegen Bilanzfälschung, Betrugs, Marktmanipulation und Geldwäsche. Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft. Der Skandal hatte auch weitreichende Konsequenzen für die Kundschaft einerseits, andererseits aber auch für zahlreiche Startups, die mit Wirecard kooperierten. Fraglos der Flop des Jahres.

Wirecard-Skandal: Wo ist der Österreicher Jan Marsalek?

Stopp-Corona-App

Es ist so eine Sache mit den Contact-Tracing-Apps: In manchen Gegenden, beispielsweise im asiatischen Raum, funktionieren die Anwendungen hervorragend. Österreich wollte das auch, eine Diskussion über eine etwaige Nutzungspflicht (die rechtlich wohl kaum umzusetzen wäre) nahm dem Vorhaben aber rasch den Wind aus den Segeln. Dazu kommt eine – nicht unbedingt zu Ende gedachte – Skepsis in Teilen der hiesigen Bevölkerung technologischen Errungenschaften gegenüber – und schon haben wir den Salat.

Ausgerüstet mit zwei Millionen Euro aus der Uniqa Privatstiftung, kostete die Anwendung dem Steuerzahler noch mal eine Million Euro. Das Geld soll in Updates und die Internationalisierung fließen. Dennoch: Mit Stand 19. November wurden gerade einmal 2.500 rote Warnungen (Infektionsfälle), über 3.000 gelbe Warnungen (Verdachtsfälle) sowie 1.200 Entwarnungen getätigt. Etwa zwölf Prozent der Bevölkerung hatten damals die App installiert. Die Politik sieht positiv in die Zukunft: Bis Sommer 2021 soll sich die Nutzeranzahl verdoppeln.

Die Stopp Corona-App ist kein Erfolg. Aber diese Zahl ist am enttäuschendsten.

Kaufhaus Österreich

Bereits Anfang Juni titelten wir, dass das virtuelle Kaufhaus Österreich ein Online-Verzeichnis werden soll. Ende November wurde die Plattform dann offiziell vorgestellt – und sorgte für bestenfalls gemischte Kritiken. 700.000 Euro gab die Regierung für eine Linksammlung samt mieser Suchfunktion aus. Das und der Umstand, dass es bereits ähnliche Angebote aus privaten Initiativen gab, verstärkten die Kritik. „Frustriert“ zeigt sich beispielsweise Nunu Kaller, die selbst bereits vor vielen Monaten auf eigene Faust eine solche Ladenliste gestartet hat. Die Regierung – in persona Harald Mahrer – ruderte daraufhin dann ein wenig zurück: Die Überlegung, Startups in Form einer Challenge ins Boot zu holen, sei eine Überlegung wert. Externe Expertise könnten das Ding eventuell noch retten, vom „One-Stop-Shop“ wie Amazon ist das Kaufhaus Österreich aber Meilenweit entfernt.

10 Dinge, die man am Kaufhaus Österreich sofort verbessern kann

Cyberpunk 2077

Nicht unbedingt unser Nummer-eins-Metier, wenn ein Spiel aber so lange erwartet wird und dann so floppt, darf es in einer Rangliste wie dieser nicht fehlen. CD Project Red, das Spielestudio aus Polen, schürt seit mittlerweile fast acht Jahren den Hype um Cyberpunk 2077. Kurz nach dem – dreimal verschobenen – Release folgten dann aber gleich die ersten Rückschläge: So gut wie alle Versionen sind verbuggt, auf der alten PS4 und der früheren Xbox soll sich das Game kaum spielen lassen.

Die Schuld dürfte allerdings nur bedingt bei den Entwicklern liegen, die Crunchtime (also die Zeit, wo mehr oder weniger rund um die Uhr gearbeitet wird) soll Gerüchten zufolge das ganze Jahr 2020 gedauert haben. Vielmehr zeigt der Fall, was passiert, wenn mal alle Märkte (Sony, Microsoft, PC, Stadia) gleichzeitig bedienen will – und die Gier wohl etwas zu groß wird. Die Mehrheit der Fans ist sich einig: Besser eine stabile PC-Version und 2021 dann funktionierende Versionen für die NextGen-Konsolen als ein derartiger Verhau, nur um das Weihnachtsgeschäft noch mitzunehmen.

Google Stadia: Die Streaming-Plattform für Games im Test

Pornhub

Im Dezember sorgte Pornhub für schlechte Schlagzeilen am laufenden Band. Erst wurde bekannt, dass Mastercard und Visa sich dazu entschieden haben, die Geschäftsbeziehungen mit Mindgeek (der Mutterfirma) zu beenden. Der Grund: Nach einem Bericht der New York Times über illegale Inhalte auf der Webseite (Kindesmissbrauch und nicht-einvernehmlicher sexueller Gewalt) haben die Kreditkartenanbieter beschlossen, so kein Geschäft machen zu wollen. In weiterer Folge löschte Pornhub Millionen von Videos und versuchte, zur Bezahlung auf Cryptos auszuweichen. Zuletzt haben dann auch noch vierzig Opfer des Unternehmens „Girls Do Porn“ eine Klage gegen Mindgeek eingebracht. Pornhub habe nichts gegen die Videos unternommen, Bilder und Ausschnitte sollen nach wie vor auf diversen Seiten zirkulieren. Auch eine  Online-Kampagne wurde gestartet – mit dem Ziel, dass Pornhub abgedreht wird.

Vierzig Frauen verklagen Pornhub auf Schadensersatz

Apple und der App Store

15 Milliarden Dollar verdient Apple pro Jahr alleine, weil es von jedem In-App-Kauf 30 Prozent des Umsatzes bekommt. Deswegen hat Epic Games in den USA im September 2020 einen Rechtsstreit angezettelt, Spotify eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingebracht und die EU schließlich eine kartellrechtliche Untersuchung gegen Apple eingeleitet. Dazu haben sich die Apple-Gegner in der „Coalition for App Fairness“ (CAF) zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen die Apple-Praktiken vorzugehen.

Das zeigte Wirkung: Ab dem 1. Jänner müssen Anbieter von Apps im App Store nicht mehr 30 Prozent, sondern nur mehr 15 Prozent jenes Geldes an den iPhone-Konzern abtreten, dass sie mit kostenpflichtigen Apps und In-App-Käufen erwirtschaften. Die großen Unternehmen mit mehr als einer Million Euro Umsatz – wie Epic Games –  betrifft die Regelung natürlich nicht. Fortnite gibt es im App Store nach wie vor nicht, Verlierer sind hauptsächlich die Fans.

Apple senkt App-Store-Gebühren für kleinere Developer von 30 auf 15 Prozent

Slack

Man könnte meinen, Slack sei ein Krisengewinner – im Home Office sind gute Kommunikationstool schließlich Gold wert. Für Slack wirken zwei Faktoren gegen den Status als Gewinner: Microsoft Teams, das durch die Anbindung an Office 365 tief in vielen Unternehmen integriert ist, und auch der Umstand, dass viele Unternehmen Mitarbeiter in der Krise gehen lassen mussten. Bei Slack bezahlt man pro Nutzer und Monat – und der Stellenabbau weltweit machte sich auch bei Slack bemerkbar.

Als Rettung eilte Salesforce herbei, was wiederum viele Kommentatoren kritisch sehen. Das zeigte sich dann auch: Die alleinige Ankündigung des Deals hat Salesforce fast so viel Börsenbewertung gekostet wie man für Slack bezahlt. Die Folge: Am ersten Handelstag ist die Salesforce-Aktie um satte 8,5 Prozent eingebrochen – und das ist bei einer Börsenbewertung von mehr als 200 Milliarden Dollar dann doch ordentlich viel Geld, das mit einem Schlag vernichtet wurde. Für uns ein Flop.

Salesforce schluckt Slack um 27,7 Milliarden Dollar im Kampf gegen Microsoft

Gelegenheitsverkehrsgesetz

Uber wird Betrieb in Österreich ab 1. Jänner massiv einschränken„, titelten wir Mitte Dezember 2020. Ab März soll es dann wieder vollumfänglichen Betrieb geben, allerdings unter geänderten Voraussetzungen. Uber wird von Jänner bis März „UberX“ jedenfalls temporär einstellen und nur „Uber Taxi“ bereitstellen.  Der Grund für die übergangsweise Anpassung: Das Gelegenheitsverkehrsgesetz oder kurz „Lex Uber“ hat eine Gesetzesnovelle bekommen. Diese erlaubt es den Landeshauptleuten wie dem Wiener Bürgermeister, ab 1. März 2021 flexible Tarife innerhalb von Ober- und Untergrenzen zu ermöglichen.

Wie diese aussehen werden, ist noch nicht klar. Während die Sorge bei den Taxiunternehmern groß ist, zeigt man sich bei Uber zwar zufrieden, muss aber mit der Zwischenlösung leben und der Tatsache, dass die eigenen Fahrer künftig einen Taxischein brauchen. Auch das ist Teil der Novelle, dürfte aber für Probleme sorgen. Nur 20 Prozent der Erstantritte sind positiv. Gut möglich also, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Micro Mobility: Die große Kampfansage von Bolt an Tier und Lime

XRP & Ripple

Sind XRP-Token nicht eigentlich digitale Aktien an der Firma Ripple aus San Francisco? Wenn man sich den Kurseinbruch von XRP nach der Klage der US-Börsenaufsicht SEC ansieht, dann könnte man meinen: ja. Und genau um diese Frage geht es bei der Klage. Die SEC meint, dass Ripple unerlaubterweise in den vergangenen acht Jahren XRP-Token mit einem Gegenwert von 1,3 Milliarden Dollar verkauft hart. Nun drohen dem Unternehmen empfindliche Strafen – und jene, die XRP besitzen, müssen nun fürchten, dass ihre Token wertlos werden oder überhaupt nicht mehr gehandelt werden dürfen. Einige Exchanges haben den Handel von XRP für US-Kunden bereits ausgesetzt.

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