Das sind wichtigsten Fintech Trends 2025
„Die letzten zwei Jahre waren eine harte Zeit für Fintech-Startups. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank führte dazu, dass die Aufsichtsbehörden gegen neue Startups vorgingen und Investoren aus diesem Bereich flohen. Wir sind optimistisch, dass sich dies ändern wird und dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um ein Fintech-Startup zu gründen“.
Gibt es 2025 wieder Aufbruchsstimmung im Fintech-Markt? Die Startup-Schmiede Y Combinator geht jedenfalls davon aus und ist wieder auf der Suche nach Gründer:innen, die sich in das schwierige Feld vorwagen wollen. „In der Vergangenheit war das Schwierigste an der Gründung eines neuen Finanz-Startups, einen Vertrag mit einer Bank oder einem anderen regulierten Partner zu bekommen. Wir befinden uns jetzt in einer neuen Ära, in der dies mit dem Aufkommen von Anbietern wie Stripe und neuen Kerntechnologien wie Stablecoins immer einfacher wird“, heißt es weiter.
Und „KI-Tools werden unweigerlich dazu führen, dass sich die Finanzbranche schnell verändert, und wir glauben, dass es für ein kleines Startup ohne alte Systeme oder Prozesse einen strukturellen Vorteil geben könnte, um schnell globale Finanzprodukte der Zukunft zu entwickeln.“
Also: Was sind die großen Trends im Fintech-Sektor 2025? Wir geben hier einen Überblick (und hier geht es zu den Crypto Trends 2025):
IPOs
Fintech ist allen Analysen zufolge der größte Sektor am europäischen Startup- und Tech-Markt und somit auch jener, der die größten Investoren bzw. Summen angezogen hat. Nun wollen diese Geldgeber 2025 auch mal wieder Geld sehen, nachdem ja die Vorjahre in Sachen Exits und Börsengänge eher trocken waren. Für 2025 wird erwartet, dass folgende Fintechs den IPO wagen:
- Revolut
- Klarna
- Bitpanda
- Stripe
- eToro
- Chime
Das sind wahrscheinlich die spannendsten IPOs und Börsen-Listings 2025
Ausweitung der Super-Apps
Sie wollen All-in-One sein und ihren Nutzer:innen alles, was man bezahlen kann, in eine App hineinpacken. Egal ob Revolut in Europa, Grojek in Indonesien, X in den USA oder Grab in Südostasien: Überall gibt es Bestrebungen, den WeChat-Erfolg in China nachzubauen. Fintechs haben eine gute Ausgangsbasis, weil sie an ihre Payment-Kanäle vielfältige Services andocken können – zumindest ist das der Plan vieler.
Apples NFC-Öffnung
Auf Druck der EU hat Apple 2024 zugestimmt, den Zugang zum NFC-Chip seiner iPhones, Apple Watches und iPads für andere Unternehmen zu öffnen – denn bisher konnte man mobile NFC-Zahlungen ja nur über die Wallet-App von Apple selbst auslösen. Das eröffnet laut laut Juniper Research eine neue spannende Spielwiese für alle App-Anbieter da draußen, die Payments („Tap to Pay“) und andere Features auf NFC-Basis auf iPhone und Co integrieren wollen. „Wir gehen davon aus, dass dieser Schritt einen Innovationswettlauf auf dem Markt für digitale Geldbörsen auslösen wird, der im Jahr 2025 zu einem Wettbewerb führen wird, wie es ihn in letzter Zeit nicht gegeben hat“, heißt es seitens der Marktforscher.
Apple öffnet „Tap to Pay“ für Konkurrenten, um EU-Kartellstrafe zu verhindern
Stablecoins
Mit einem Gewinn von 10 Milliarden Dollar, aber nur ungefähr 50 Mitarbeiter:innen hat Tether mit dem Stablecoin USDT das wohl beste Geschäftsmodell der Welt aufgebaut. Nun kommt die Finanzbranche immer mehr auf den Geschmack von Stablecoins – unter anderem deswegen, weil sie günstige internationale Transaktionen ermöglichen. Die Boston Consulting Group prognostiziert, dass Konto-zu-Konto-Zahlungen (A2A) bis 2030 weltweit einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen werden. Gleichzeitig wird erwartet, dass bis 2026 etwa 25 Prozent aller globalen Transaktionen auf Blockchain-Technologien basieren.
„Stablecoins kombinieren die Vorteile von Kryptowährungen – schnelle Transaktionen und niedrige Kosten – mit der Stabilität traditioneller Währungen. Diese Entwicklung schafft eine Brücke zwischen der alten und der neuen Welt der Zahlungen“, so etwa Roman Przibylla ist Head Investments bei Maverix Securities (ehemals CAT Financial Products), einem der führenden Schweizer Wertpapierhäuser. Mastercard, Visa, PayPal sind bereits im Stablecoin-Business unterwegs, Fintechs wie Revolut, Stripe oder Robinhood haben bereits Interesse gezeigt, in den Markt einsteigen zu wollen.
Warum Finanzriesen wie Mastercard, Visa und PayPal auf Stablecoins setzen
Biometrie
Am Smartphone oder Notebook zum Bestätigen von Transaktionen ist man Fingerabdruck- oder Gesichtserkennung schon gewohnt, aber da geht noch mehr. So hat etwa die britische Neobank Revolut angekündigt, 2025 erste Bankomaten auf die Straßen zu bringen, bei denen man per Gesichts-Scan Geld abheben kann. Zuerst in Spanien sollen die Geräte mit Gesichtserkennung zur Identitätsprüfung ausgestattet sein. Langfristig ist geplant, dass die Geldautomaten auch Bareinzahlungen der Kunden akzeptieren.
A2A (Account-to-Account) Payments
In der digitalen Welt war man es bisher zumeist gewohnt, per Debit- oder Kreditkarte zu bezahlen – auch bei Apple Pay und anderen Zahlungsmethoden sind die Karten von Visa oder Mastercard hinterlegt. Doch in Zukunft sollen immer mehr Zahlungen direkt zwischen Bankkonten laufen und nicht über die Netzwerke dieser US-Zahlungsriesen. So genannte A2A-Payments kennen viele etwa von Klarna, wo man sein Bankkonto als Zahlungsmittel verwenden kann, um direkt an den Händler zu überweisen. Gerade für Banken ist A2A ein interessantes Geschäft, um Visa und Mastercard zu umgehen.
Neue Regulierungen & RegTech
Die Finanzindustrie ist eine der am stärksten regulierten Branchen der Welt, und neben bereits beschlossenen neuen Gesetzen werden sich auch Fintechs 2025 bereits mit weiteren herannahenden Regulierungen auseinander setzen müssen. Im Anmarsch sind etwa:
- PSD3 (Payment Service Directive 3) mit erweiterter Gefährdungshaftung von Banken und neuen IT- und Risikostandards mit Hauptaugenmerk auf Kunden-Authentifizierung und Transparenz
- PSR1 (Payment Service Regulation)
- Framework for Financial Data Access (FIDAR)
Das gibt gleichzeitig auch vielen Firmen und Startups die Gelegenheit, für die passende Compliance zu sorgen udn sich auf neue RegTech-Anwendungen zu stürzen.
AI Integrationen überall
Sowohl im Backend wie auch im Frontend werden viele Fintechs ohne AI 2025 nicht mehr auskommen – sei es im Kunden-Support oder in der Betrugsbekämpfung. Ein Beispiel für Zweiteres ist das Münchner Startup Hawk AI, das sich auf Risikominimierung für Finanzinstitute mit Hilfe von KI spezialisiert hat. Auch in den User Interfaces wird man AI immer stärker merken. Hier einige Beispiele:
- Bitpanda plant schon länger einen AI-Coach
- Revolut will 2025 einen AI-Assistenten einführen
- Klarna ist sowieso an vorderster Front, wenn es darum geht, AI-Features einzuführen
WealthTech
High Net Worth Individuals (HNWIs) oder – noch besser – Ultra-High-Net-Worth Individuals (UHNWIs) mit einem CVermögen jenseits der 30 Mio. Dollar sind eine spannende Zielgrupe für Fintechs geworden. Revolut etwa, die führende Neobank in Europa, will sich dieser Zielgruppe mit einem eigenen Private-Banking-Angebot annähern wie immer mehr Startups. In Österreich ist Othis an den Start gegangen und angelt nach Kundschaft im Bereich der High Net Worth Individuals ab 500.000 Euro, und in der Schweiz gab es 2024 viel Bewegung, da die niiio finance group AG die Etops Group übernahm, um zu beginnen, den Markt zu konsolidieren.
Othis: Neues Wiener Fintech sucht Nutzer:innen mit mehr als 500k Vermögen
Glocal Payments
Schon mal was von Pix in Brasilien oder UPI und RuPay in Indien gehört? Dabei handelt es sich um Beispiele für neue lokale Payment-Methoden, die sich anschicken, die bekannten Zahlungskanäle zu ersetzen. Auch in Europa gibt es diesen Trend. So startete Ende 2024 mit Wero ein europäischer Smartphone-Bezahldienst, der Mastercard, Visa und PayPal Konkurrenz machen will. Hinter Wero steckt die European Payments Initiative (EPI), zu der unter anderem die Deutsche Bank oder die Commerzbank als Mitglieder zählen.
Juniper Research prognostiziert, dass der E-Commerce-Markt von 7 Billionen Dollar im Jahr 2024 auf 11,4 Billionen Dollar im Jahr 2029 wachsen wird, was einer Wachstumsrate von 9,9 % entspricht. „Ein Schlüsselfaktor für dieses Wachstum ist der Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Verbesserung der Logistik- und Lieferdienste in den Schwellenländern, wodurch der eCommerce für Unternehmen und Verbraucher leichter zugänglich wird. Hinzu kommen neue Zahlungsmethoden, die den Zugang zur digitalen Wirtschaft für Menschen ohne Bankverbindung erweitern, wie z. B. mobile Geldlösungen“, heißt es seitens der Marktforscher.
Green Finance in Schwierigkeiten
Durch EU-Taxonomie und zahlreiche Initiativen auch in den USA ist Green Finance in den vergangenen Jahren ein großes Ding geworden. Doch da bahnen sich in der anbrechenden Trump-Ära bereits Schwierigkeiten an. Denn zahlreiche Finanzriesen in den USA wie BlackRock oder Großbanken haben sich angesichts der bald startenden Präsidentschaft von Donald Trump („Drill, Baby, Drill“) aus wichtigen Initiativen zu Green Finance zurückgezogen.
Herbe Rückschläge für Green Finance in der anbrechenden Trump-Ära