dcupl ist das neueste Software-Spinoff von Netural nach dem Storyblok-Erfolg
Selbst nennen sie sich einfach Dienstleister für digitale Services, doch tatsächlich handelt es sich bei der Linzer Netural mittlerweile um etwas anderes: nämlich um die vielleicht heißeste Startup-Schmiede Österreichs. Denn während anderswo Startup-Studios und Company Builder mit viel PR-Tamtam auf sich aufmerksam machen, schießt Netural mittlerweile der Reihe nach neue Startups auf den Markt. Nach Storyblok, Roomle (Exit an deutschen Holzverarbeitungskonzern Homag Group AG), BlockHealth (mit der Gesundheitsdaten-App Vivellio) und Social Hearts (Social Media Marketing) geht nun mit dcupl (kurz für „Decouple“) das nächste Spin-off an den Start.
Bei dcupl handelt es sich um eine neue SaaS-Plattform für die die schnelle Entwicklung datenintensiver Webanwendungen. Der Ansatz dafür ist bei Netural bereits vor etwa acht Jahren entstanden, als man für einen Kunden eine Verkaufs-App in Rekordzeit entwickelte, enorme Datenmengen für Web- und native mobile Anwendungen bereitstellte. Der Name „Decouple“ soll dafür stehen, dass man „ohne vorhergehende tiefe Integration in die bestehende IT-Systemlandschaft“ in den Entwicklungsprozess einsteigen kann – das soll gleichzeitig Kosten und Zeit sparen. Corporates wie adidas, Silhouette und Swarovski haben sich davon bereits überzeugen lassen.
Jetzt mündet die Software, die bisher intern bei Netural für Kunden eingesetzt wurde, nicht nur in einem neuen SaaS-Angebot, sondern in einem neuen Startup. Das Spin-off wird von den beiden (nunmehr ehemaligen) Netural-Mitstreitern Dominik Strasser und Gernot Bernkopf geleitet; die beiden haben 25 Prozent der Anteile, der Rest liegt bei den Netural-Chefs Albert Ortig und Stephan Lechner.
Spin-offs, aber strukturiert
„Es gibt keine Blaupause für alles, aber es gibt für die Kern-Pillars der Ausgründungen eine klare Struktur“, sagt Netural-Mastermind Ortig im Gespräch mit Trending Topics. „Wir klinken uns als Netural bei den Spin-offs komplett aus.“ Ortig und sein Co-Founder Lechner bleiben am neuen Spin-off beteiligt. „Wir wollen die Technologien von unserem Unternehmen, das ja Dienstleister ist, entkoppeln und es auch nicht behindern, weil ein anderes Unternehmen sagt: Das ist ja ein Netural-Unternehmen.“
Die Gründer starten mit einem 25-Prozent-Anteil, und bei der ersten Finanzierungsrunde werden Ortig und Lechner dann überdurchschnittlich stark verwässert – ihr Anteil sinkt dann Richtung 30, 40 Prozent. „Es kann auch weniger sein, wenn wir sehen, dass der Multiple der Gründung nicht mal 2, sondern eher mal 100 sein kann“, sagt Ortig. „Wir haben lieber weniger von mehr als mehr von weniger.“ Beim letzten Spin-off Storyblok ist das etwa aufgegangen. Das Headless-CMS-Scale-up Storyblok holte im Mai 2022 satte 43 Mio. Euro Investment, die Bewertung liegt weiter über 100 Mio. Euro (Trending Topics berichtete).
„Wir verlieren zwar Top-Mitarbeiter an diese Spin-offs, aber wir würden sie sowieso verlieren, wenn wir die Spin-offs nicht machen würden“, sagt Ortig. „So aber behalten wir sie bei uns und profitieren weiter von ihrem Know-how.“ Die Spin-offs seien weiter Teil der Familie und würden Backbone-Services wie Recruiting, Personalverrechnung, Buchhaltung, Back-Office, Büro weiter nutzen können – und zwar nur das, was sie brauchen. Storyblok als sehr dezentrale Firma etwa braucht keine Offices.
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Neues Angebot für Company Building
Kunden würden die Spin-offs keine mit auf den Weg bekommen, aber jedenfalls den Beweis, dass es eine Bedarf am Markt gibt. Die Technologie wandert aber jedenfalls in das Startup, und das bedeutet auch eine Delle im Cashflow der Netural. Dass es bei Netural immer wieder Spin-offs gibt, sei auch ein wichtiger Treiber dafür, dass junge Talente beim Unternehmen anfangen.
„Wir haben schon vor, dass wir den Takt bei Spin-offs, der derzeit bei einem neuen alle ein bis zwei Jahre liegt, beibehalten oder sogar erhöhen werden“, sagt Ortig. Der Track Record, den Netural bei Spin-offs hat, wird mittlerweile auch am Markt gut wahrgenommen – etwa bei Corporates, die in Sachen Intrapreneurship unterwegs sind und noch nicht so recht wissen, wie sie mit den intern sprießenden Pflänzchen umgehen sollen. „Parallel zu unseren eigenen Themen werden wir mit einem Angebot zum Thema Company Building rauskommen“, sagt Ortig. Da würde man schauen, wer das Thema strategisch ebenso ernst nehmen würde wie Netural. „Uns geht es ja nicht darum, möglichst viele Firmen zu bauen, sondern darum, Firmen zu bauen, die möglichst erfolgreich sind.“
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