Decentraland: Gähnende Leere im Blockchain-Metaverse
Vor einem Jahr, als Facebook sein Rebranding zu Meta durchführte, schien sich das Konzept Metaverse zu einem massiven Hype anzubahnen. Versprochen wurde ein virtueller Raum, in dem Menschen auf der ganzen Welt zusammenarbeiten können. Dafür sollen Anwendungen wie Virtual Reality (VR) die Erfahrung möglichst unmittelbar machen. Doch im Jahr 2022 hat der Metaverse-Hype deutlich abgenommen. Meta schreibt beispielsweise mit seiner neuen Strategie immer wieder schwache Zahlen. Ebenfalls schwächelt das Blockchain-Metaverse Decentraland. Bei Letzterem herrscht laut BTC-Echo mittlerweile gähnende Leere.
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Nutzerzahlen im Metaverse sind mickrig
Die Welt von Decentraland ist optisch nicht besonders eindrucksvoll, ebenso wenig wie die Aktivitäten, die man darin unternehmen kann. Das wurde beispielsweise Anfang dieses Jahres beim Online-Event zur Australian Open deutlich. Beeindruckend an Decentraland war eher, wie viel Geld Investor:innen für ein virtuelles Stück Land bezahlen. Beispielsweise wurden schon einmal 913.000 US-Dollar für ein digitales Grundstück in der Fläche von zehn Fußballfeldern hingeblättert.
Doch die aktuellen Nutzerzahlen von Decentraland machen klar, wie wenig dieses Metaverse im Mainstream angekommen ist. Nur 516 User:innen sollen sich laut Dappradar in den letzten 30 Tagen in der virtuellen Welt gefunden haben. Im Schnitt waren es pro Tag lediglich 17. Selbst wenn nur solche Nutzer:innen gezählt werden, die auch mit dem Smart Contract agieren – zum Beispiel Items traden – ist es offensichtlich, dass Decentraland keine guten Zahlen vorweisen kann. Besonders angesichts der hohen Bewertung von Decentraland ist das ein großer Widerspruch.
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Decentraland vor allem von Firmen gepusht
1,2 Milliarden Dollar bringt die Marktkapitalisierung der Decentraland-Kryptowährung MANA auf die Waage – nur The Sandbox ist unter den Metaverse-Projekten aktuell etwas größer. Das liegt vor allem daran, dass Firmen die Coin stark gepusht haben. Medienwirksame Investitionen von Unternehmen, die sich ein digitales Standbein in der virtuellen 3D-Welt aufbauen wollten, ließen das Interesse von Kleinanleger:innen an der Kryptowährung steigen.
Samsung hat bereits eine Filiale in Decentraland eröffnet, JPMorgan eine Lounge, Barbados eine Botschaft und auch der Times Square ist bereits in der virtuellen Welt gelandet: Von außen sah es so aus, als würde das Blockchain-Metaverse einer der virtuellen Knotenpunkte werden, an dem Kultur, Konsum und Soziales verschmelzen. Doch bislang kann Decentraland diese Erwartungen nicht erfüllen.
Das überrascht allerdings wenig, wenn man sich die digitalen Welten des Unternehmens ansieht. Grafisch reichen sie gerade mal an den Metaverse-Pionier „Second Life“ heran, der im Jahr 2003 startete – mit aktuellen, populären Game-Hits können sie nicht einmal ansatzweise mithalten. Dass Gamer davon nicht begeistert sind, wird bei den ausgestorbenen virtuellen Räumen offensichtlich.