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Deepfakes als Chinas neue Stars des digitalen Marketings

Deepfakes und Livestreaming in China © Technologyreview
Deefpakes und Livestreaming in China © Technologyreview
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Sie arbeiten rund um die Uhr, klagen nicht und ermüden nie – so stellt sich der Kapitalismus die idealen Mitarbeiter:innen vor. Um wen es geht? Chinas neue Livestreamer:innen im E-Commerce-Bereich. Das Besondere daran? Es handelt sich dabei nicht um echte Menschen, sondern Deepfakes berühmter Influencer:innen. Die Avatare, die von ihren menschlichen Vorbildern kaum zu unterscheiden sind, verkaufen unermüdlich Produkte auf Plattformen wie Taobao und JD.

Damit verändern sie gleichzeitig die Dynamik des Online-Shoppings in China. Mit dem Aufkommen der neuen Stars des digitalen Marketings können Marken ihre virtuellen Vertriebsmitarbeiter:innen nun rund um die Uhr einsatzbereit halten und das zu einem Bruchteil der Kosten, die für echte Influencer:innen anfallen würden.

Warum Livestreaming für E-Commerce-Branche überhaupt relevant ist

Der E-Commerce-Sektor hat in den letzten Jahren eine rasante Transformation durchlebt, wobei Livestreamer:innen eine Schlüsselrolle gespielt haben. Die Verbindung von E-Commerce und Livestreaming ermöglicht es Unternehmen nämlich, Produkte und Dienstleistungen auf interaktive Weise vorzustellen und so eine direkte Kund:innenbindung zu schaffen. Livestreamer:innen reagieren in Echtzeit auf Fragen und Kommentare, was das Online-Shopping persönlicher und unterhaltsamer gestalten soll.

In einer Welt, in der der E-Commerce niemals schlafen möchte, hat das Aufkommen der Deepfake-Technologie nun in China eine spannende Wendung genommen. Bereits seit 2022 nutzen nämlich verschiedene chinesische Startups, Shopping-Plattformen und Technologiegiganten KI-generierte „Menschen“ als Streamer:innen.

1 Minute und 1.000 Dollar für die Erstellung von KI-Streamer:innen

In den letzten Monaten haben sich die KI-Livestreamer:innen, die oft als „Deepfakes chinesischer Influencer:innen“ bezeichnet werden, da sie ihnen bewusst ähneln sollen, zu den neuen Stars des digitalen Marketings in China entwickelt. Ihre vorab erstellten Dialoge und Bewegungen sind täuschend menschenähnlich und verwischen die Grenze zwischen Realität und Illusion. Die Erstellung eines KI-Streamers, der rund um die Uhr arbeitet, soll dabei lediglich eine Minute dauern und etwa 1.000 US-Dollar kosten. Zum Vergleich: Früher mussten Firmen, beispielsweise das Startup Silicon Intelligence, „30 Minuten Schulungsvideos verwenden, um einen realistischen digitalen Klon zu erstellen“.

Silicon Intelligence, das in Nanjing sitzt und 2017 gestartet ist, hat sich auf die Verarbeitung natürlicher Sprache spezialisiert, insbesondere auf Text-in-Sprache-Technologien wie Robocall-Werkzeuge. Aber Sima Huapeng, Gründer und CEO des Unternehmens, sagt, dass seine Firma erst im Jahr 2020 das Potenzial von KI als Livestreaming-Tool erkannte.

 

Einige KI-Deepfakes können mit Live-Kommentaren interagieren

Sobald so ein Avatar erstellt ist, bewegt er sich in Echtzeit und passt seinen Mund und Körperbewegungen an vorher aufgenommene Audioaufnahmen an, wodurch der Livestreaming-Prozess automatisiert wird. Große Sprachmodelle helfen dabei, passende Gesprächsinhalte zu erstellen. Fortgeschrittene Versionen dieser Technologie können sogar mit Live-Kommentaren interagieren, um den Eindruck von echter menschlicher Kommunikation zu verstärken.

Gefahr für mittelgroße Influncer:innen

Obwohl angenommen wird, dass KI-generierte Streamer vielleicht nicht mit den echten Top-Influencer:innen mithalten können, sollen sie sich als mehr als Alternative für mittelgroße Influencer:innen erwiesen haben. Dieser Wandel könnte zahlreiche Livestream-Moderator:innen zum Verzweifeln bringen, da sie 2023 einem intensiveren Wettbewerb und sinkenden Einkommen ausgesetzt sind.

Viele sollen bereits die Auswirkungen des Wettbewerbs durch ihre digitalen Doppelgänger:innen spüren. In diesem Jahr hat sich die Aussicht auf eine Anstellung als Livestream-Moderator:innen im E-Commerce als schwieriger erwiesen. Laut iiMedia Research, einem Analyseunternehmen, ist das durchschnittliche Gehalt im Vergleich zu 2022 um 20 Prozent gesunken.

Doch setzen Marken aufgrund von Kosteneffizienz wirklich zunehmend auf KI-Streamer:innen? Chen Dan, CEO von Quantum Planet AI, erklärt MIT Technology gegenüber, zumindest er habe in diesem Jahr ein viel größeres Interesse von Marken an KI-Streamer:innen festgestellt. Chen hätte inzwischen über 100 Kund:innen, die den Service von Xiaoice nutzen würden. Die virtuellen Streamer:innen sollen Verkäufe in Millionenhöhe erzielt haben. Er erzählt, dass ein  Xiaoice-Streamer nur einer Stunde einen Umsatz von über 10.000 RMB (1.370 US-Dollar) erzielen konnte.

Bald auch KI-Klone mit „emotionaler Intelligenz“?

In Bezug auf die Zukunft sollen Unternehmen daran arbeiten, ihre KI-Streamer:innen mit menschenähnlichen Emotionen bzw. „emotionaler Intelligenz“ auszustatten. Die Branche soll sich, MIT Technology nach, auf eine Zukunft einstellen, in der KI-Streamer:innen miteinander interagieren und voneinander lernen, was dazu führen kann, dass die Trennung zwischen dem Echten und dem Künstlichen immer weniger deutlich wird.

Übrigens: Die chinesische Regierung hat in den letzten zwei Jahren mehrere Gesetze im Bereich „synthetischer Medien und generativer KI“ erlassen, die auf den Einsatz im E-Commerce-Streaming abzielen. Dennoch bleiben die Auswirkungen der staatlichen Vorschriften und Plattformrichtlinien abzuwarten, da die Technologie noch zu neu ist, um bereits effektiv durchgesetzt werden zu können. Es ist jedoch erwarten, dass zahlreiche Influencer:innen rechtliche Schritte ergreifen könnten, da die Erstellung von Deepfakes offenbar ohne ihre Zustimmung geschieht.

This is hilarious: British deepfake uses AI to make Hollywood celebs speak foreign languages

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