DeepSeek: Sogar Tasten-Druckmuster können bei chinesischen Behörden landen
In den App-Store-Charts in Österreich oder den USA auf Platz 1, die Schlagzeilen voll, und die Tech-Aktien purzelten: Das chinesische AI-Startup DeepSeek hat die Online-Welt im Griff. Millionen Menschen installieren sich zur Zeit den AI-Chatbot auf ihren Smartphones, um das vermeintliche neue Wunderkind der KI-Welt auszuprobieren. Damit liefern sie aber auch etwaige heikle Daten den chinesischen Behörden aus.
„Das Aufkommen von Start-ups wie DeepSeek bietet den Nutzern Chancen, aber es bringt auch Sicherheitsbedenken mit sich. Es ist von entscheidender Bedeutung, Interaktionen mit solchen Plattformen mit einer gewissen Vorsicht anzugehen, insbesondere angesichts der Datenschutzgesetze, die von Land zu Land sehr unterschiedlich sind“, sagt etwa Adrianus Warmenhoven, Cybersicherheits-Experte bei NordVPN.
„DeepSeek ist ein chinesisches KI-Start-up und agiert in einem regulatorischen Umfeld, in dem die staatliche Aufsicht über Daten streng ist. Dies birgt potenzielle Risiken in Bezug auf die Erhebung, Speicherung und Nutzung von Daten. „Die Datenschutzrichtlinie von DeepSeek, die auf Englisch verfügbar ist, macht deutlich, dass Benutzerdaten, einschließlich Unterhaltungen und generierte Antworten, auf Servern in China gespeichert werden“, so Warmenhoven weiter. „Dies gibt Anlass zur Sorge, nicht nur wegen der beschriebenen Datenerfassung – von vom Benutzer geteilten Informationen bis hin zu Daten aus externen Quellen –, sondern auch wegen der potenziellen Risiken, die mit der Speicherung solcher Daten in einem Land mit anderen Datenschutz- und Sicherheitsstandards verbunden sind.“
Lange Liste der Datenerfassung
Aus den Datenschutzbestimmungen kann man entnehmen, dass DeepSeek sehr viele Daten (eigentlich jede Interaktion mit der App) aufzeichnet und auf chinesischen Servern speichert. Die Liste der Daten ist lang:
- Geburtsdatum
- E-Mail-Adresse
- Telefonnummer
- User Input: Texten Audio Input, Prompts, hochgeladene Dateien, Feedback, Chat History, usw.
- IP-Adresse
- Unique Device Identifiers
- Hardware-Modell
- Betriebssystem
- Tastendruck-Muster oder -rhythmen (keystroke patterns or rhythms)
Auf welchen Servern DeepSeek – oder eigentlich die beiden dahinter stehenden Unternehmen „Hangzhou DeepSeek Artificial Intelligence Co., Ltd.“ sowie „Beijing DeepSeek Artificial Intelligence Co., Ltd.“ – die Daten speichern, lässt sich nicht herausfinden. Der Web-Dienst „versteckt“ sich quasi hinter dem US-Dienst Cloudflare. Dieser sorgt dafür, dass DeepSeek (und viele andere Webseiten, Apps und Co.) vor Cyber-Angriffen geschützt wird und globale Verfügbarkeit hat.
Die Erfassung von Nutzern hört nicht in der App auf, sondern geht darüber hinaus. DeepSeek arbeitet mit Cookies und sogar mit so genannten “pixel tags” or “clear GIFs”, um die Aktionen der User zu tracken. Dabei geht es darum, User außerhalb von DeepSeek (z.B. in Online-Shops) wiederzuerkennen und dann künftig mit personalisierter Werbung zu bespielen.
Zugriff durch die chinesische Regierung möglich
„Werbe-, Mess- und andere Partner teilen mit uns Informationen über Sie und die Aktionen, die Sie außerhalb des Dienstes durchgeführt haben, wie z. B. Ihre Aktivitäten auf anderen Websites und Apps oder in Geschäften, einschließlich der Produkte oder Dienstleistungen, die Sie online oder persönlich gekauft haben. Diese Partner teilen auch Informationen mit uns, wie z. B. mobile Identifikatoren für Werbung, gehashte E-Mail-Adressen und Telefonnummern sowie Cookie-Identifikatoren, die wir verwenden, um Sie und Ihre Aktionen außerhalb des Dienstes zuzuordnen“, heißt es seitens des Unternehmens.
All diese Daten können nicht nur bei Werbepartnern landen, sondern auch bei chinesischen Behörden. „Nutzer müssen sich darüber im Klaren sein, dass alle Daten, die mit der Plattform geteilt werden, gemäß den chinesischen Gesetzen zur Cybersicherheit, die vorschreiben, dass Unternehmen auf Anfrage von Behörden Zugang zu Daten gewähren müssen, dem Zugriff durch die Regierung unterliegen können“, sagt Warmenhoven.
Wie berichtet, ist ein weiteres Problem von DeepSeek, dass es bestimmte Themen, die insbesondere für das chinesische Regime heikel sind, zensiert. Diese Zensur schlägt zu, wenn man etwa nach der uigurischen Minderheit in China, nach dem Status von Taiwan oder nach dem Tian’anmen-Massaker 1989 fragt.
Daten-Sparsam ist DeepSeek sicherlich nicht. „Die Bedenken hinsichtlich der Datenpraktiken von DeepSeek verdeutlichen einen umfassenderen kulturellen Unterschied in den Entwicklungsphilosophien. In einigen Regionen kann die Datenerfassung nicht aus böswilliger Absicht erfolgen, sondern weil es gängige Praxis ist, im Rahmen der App-Entwicklung umfangreiche Informationen über die Nutzung durch die User oder die App zu sammeln. Dies steht im Gegensatz zu westlichen Ansätzen, bei denen die Minimierung der Datenerfassung zum Schutz der Privatsphäre der Benutzer im Vordergrund steht, nach dem Prinzip, dass Daten, die nicht unbedingt erforderlich sind, auch nicht erfasst werden sollten“, so Warmenhoven.
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